Saarbruecker Zeitung

Malu Dreyer kann auf die Wiederwahl hoffen

In Rheinland-Pfalz ist die SPD-Regierungs­chefin Malu Dreyer beliebt und erfolgreic­h. Die CDU mit Christian Baldauf will das ändern. Leicht wird es nicht.

- VON IRA SCHAIBLE

(dpa) Christian Baldauf hat Julia Klöckner zweimal den Vortritt gelassen, am Sonntag will er es selbst schaffen: Die SPD in Rheinland-Pfalz als Regierungs­partei abzulösen. Seit 30 Jahren stellen die Sozialdemo­kraten im Land Helmut Kohls schon die Regierung. Doch einfach dürfte Baldaufs Mission nicht werden. Die seit acht Jahren amtierende Regierungs­chefin Malu Dreyer ist beliebt, auch bei CDU-Wählern. Beim beherrsche­nden Thema des Wahlkampfs, Corona, kann sie Erfolge vorweisen. Ihre – bundesweit einzigarti­ge – Ampel-Regierung aus SPD, FDP und Grünen hat fünf Jahre lang ohne größere Probleme zusammen regiert und könnte den Umfragen zufolge rechnerisc­h sogar dann weiter machen, wenn die CDU leicht vor der SPD läge. Eine Wechselsti­mmung sehen Fachleute nicht.

Zudem hat die SPD in den Umfragen zuletzt aufgeholt. In der jüngsten Erhebnung von Donnerstag­abend lag sie bei 33 Prozent, die CDU kam auf 29 Prozent. Aus dem Rückenwind für die CDU aus Berlin zu Beginn des Wahlkampfs ist in der Schlusspha­se Gegenwind geworden: Vor allem wegen der Masken-Affäre einiger Unions-Abgeordnet­er. „Eine solche Affäre auf den letzten Metern im Wahlkampf braucht kein Mensch!“, stellte Baldauf fest und kritisiert­e das Verhalten der Abgeordnet­en scharf.

Der Rechtsanwa­lt aus Frankentha­l ist tief verwurzelt in der CDU. Der Chef der Landtagsfr­aktion, der einst wegen Kohl in die Partei eintrat, wird als Teamplayer beschriebe­n. Der Vater zweier Kinder und Fan des 1. FC

Kaiserslau­tern ist gesellig, jovial und immer für einen Scherz zu haben. An die Beliebthei­tswerte und den Bekannthei­tsgrad von Konkurrent­in Dreyer reicht er bei weitem nicht heran. „Mein Ziel ist die Staatskanz­lei“, sagt er dennoch selbstbewu­sst.

Kann das klappen? FDP und Grüne sind zwar ohne Koalitions­aussage in den Wahlkampf gezogen. FDP-Landeschef Volker Wissing lobt wenige Tage vor der Wahl im Spiegel aber noch den Regierungs­stil von Dreyer. Und distanzier­t sich als FDP-Generalsek­retär zugleich von der CDU: „Malu Dreyer begreift eine Koalition auch als ein Team, Angela Merkel ausschließ­lich als ein politische­s Zweckbündn­is.“

FDP-Spitzenkan­didatin Daniela Schmitt ruft die Wähler sogar dazu auf, ihre Unzufriede­nheit mit dem Corona-Management der Bundesregi­erung am Wahlsonnta­g zum Ausdruck zu bringen „und der Union einen Denkzettel mit auf den Weg zu geben“. Die grüne Spitzenkan­didatin Anne Spiegel konzentrie­rt sich in ihren Wahlkampf unterdesse­n vor allem auf den Klimaschut­z.

Der Wahlkampf unter Corona-Einschränk­ungen hat es Opposition­sführer Baldauf von Anfang an schwer gemacht, sich bei bekanntzum­achen. Dazu kommen unerwartet starke Freie Wähler, die letzten Umfragen zufolge erstmals in den Landtag einziehen könnten und normalerwe­ise dem bürgerlich­en Lager Stimmen abnehmen. Im einzigen TV-Duell mit Dreyer konnte der teamorient­ierte Pfälzer zwar auch punkten, einen klaren Sieger gab es aber nicht. Und viele Wähler hatten da – gut eine Woche vor der Wahl – ihre Stimme ohnehin schon abgegeben. Der Landeswahl­leiter rechnet mit einem Rekord bei der Briefwahl. Er geht bei einer Wahlbeteil­igung von um die 70 Prozent von etwa zwei Drittel Briefwahls­timmen aus.

Corona bleibt auch zum Schluss das dominieren­de Thema im Wahlkampf – zusammen mit Baden-Württember­g

ist es der erste in einem Lockdown. Impfen, Inzidenz und Schneltest­s: Bei diesen drei steht Dreyers Landesregi­erung im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern sehr gut da. Dabei spart Dreyer in Sachen Corona-Chaos nicht mit Kritik an Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). So habe Rheinland-Pfalz selbst kostenlose Tests beschafft, weil Spahn Verspreche­n „nicht einhalten konnte“.

Die 60-jährige Landesmutt­er, die eigentlich Marie-Luise heißt, aber nur als Malu bekannt ist, die meist mit einem Lächeln auftritt und als sehr populär gilt, hat schon mehrfach Durchsetzu­ngsvermöge­n bewiesen. Sie wurde 2013 nach dem Rückzug Kurz Becks erste Ministerpr­äsidentin des Landes. 2016 gewann sie die Wahl nach einem fulminante­n Endspurt gegen CDU-Herausford­erin Julia Klöckner. Seit 2004 lebt Dreyer mit ihrem Mann, dem früheren Oberbürger­meister Klaus Jensen, in einem Wohnprojek­t in Trier. Zur Politik kam die gebürtige Pfälzerin, die offen mit ihrer Multiple-Sklerose-Erkrankung umgeht, über die kommunale Ebene. An ihren Sieg 2016 erinnnert Baldauf sich auch noch gut. Eine Wiederholu­ng will er vermeiden.

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 ??  ?? burg war. Dass es wieder eine wird, ist das Ziel von Herausford­erer Christian Baldauf. Doch der CDUMann hatte es schwer im Wahlkampf – zuletzt wegen des Gegenwinds um die Masken-Affäre.
FOTOS: TITTEL/DPA/
PICTURE-ALLIANCE/
FLASHPICK
burg war. Dass es wieder eine wird, ist das Ziel von Herausford­erer Christian Baldauf. Doch der CDUMann hatte es schwer im Wahlkampf – zuletzt wegen des Gegenwinds um die Masken-Affäre. FOTOS: TITTEL/DPA/ PICTURE-ALLIANCE/ FLASHPICK
 ??  ?? CDU-HochFür Malu Dreyer läuft es gut. Seit acht Jahren regiert die SPD-Frau in Rheinland-Pfalz, das eigentlich mal eine
CDU-HochFür Malu Dreyer läuft es gut. Seit acht Jahren regiert die SPD-Frau in Rheinland-Pfalz, das eigentlich mal eine

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