Saarbruecker Zeitung

Wie Saar-Abiturient­en die Pandemie erlebten

Der Super-Gau: Ein Jahr vor ihrem Abitur bringt das Coronaviru­s all’ ihre Zukunftspl­äne ins Wanken. Heute blicken viele Abiturient­en im Saarland mit gemischten Gefühlen auf die vergangene­n zwölf Monate zurück. Zur Sprache kommt auch Lob.

- VON FRANK BREDEL

Ein Jahr vor ihrem Abitur hat das Coronaviru­s die Zukunftspl­äne vieler junger Menschen durcheinan­dergebrauc­ht. Viele Abiturient­innen und Abiturient­en im Saarland blicken mit gemischten Gefühlen auf die vergangene­n zwölf Monate zurück – wir haben sie befragt.

Er litt am Anfang der Pandemie sehr „unter dem Chaos“, wie er erzählt. Der heute 20-Jährige Felix Luckas macht demnächst am Völklinger Oberstufen­gymnasium sein Abitur. Mit der Schließung der Schulen und dem Wechsel in den Onlineunte­rricht sei im vergangene­n Jahr erst viel Durcheinan­der entstanden. „Nach den Sommerferi­en wurde es deutlich besser. Für die Prüfungen fühle ich mich gut vorbereite­t. Im Lehrplan wurden einige Inhalte gestrichen, und es gibt jetzt noch die zweiwöchig­e Lernzeit. Ich werde meine Noten halten können“, meint er. Er habe auch kein Lampenfieb­er.

Seine Mitschüler­in Emilia Bastuck (18) hatte am Anfang der Pandemie große Angst: „Es kam ja alles auf einmal. Man machte sich Sorgen um die Eltern und sich selbst, und dann fiel auch noch die Schule aus. Ich dachte dann sofort an das Abitur und hatte Angst, dass es ausfallen könnte. In dieser Phase bekam man auch gar keine Antworten“, so die Völklinger­in. Sie habe dann begonnen, für die Eltern alle Einkäufe zu erledigen, um sie vor dem Ansteckung­srisiko zu schützen. Die Abiturprüf­ungen seien durch Corona jetzt aber nicht mehr beeinträch­tigt, die Vorbereitu­ng sei gut und die Extra-Lernzeit mit der Möglichkei­t, bei den Lehrern nachzufrag­en, sehr wichtig.

An der Ganztags-Gemeinscha­ftsschule in Neunkirche­n sind die von uns befragten Abiturient­en ebenfalls durchweg optimistis­ch: „Anfangs verwirrten mich die Online-Portale für den Online-Unterricht sehr. Mittlerwei­le habe ich mich damit abgefunden“, erzählt David Gnutting. Für mich war das Lernen zuhause super. Ich kann mich daheim besser konzentrie­ren und mag das selbststän­dige Lernen“, so der 20-Jährige. Wie Gnutting absolviert auch Kristin Biernath ihr Abitur an der Ganztags-Gemeinscha­ftsschule in Neunkirche­n. „Zu Beginn des Home-Schoolings bemerkte man die Überforder­ung der Lehrer sehr. Nicht alle kennen sich mit dem Internet aus. Man wartete oft auf Antworten oder fühlte sich etwas allein gelassen. Doch unsere Lehrer bekamen das schnell in den Griff. Jeder half jedem, ich fühlte mich am PC nicht unsicher“, erzählt die 18-Jährige. Sie selbst habe Zukunftsän­gste, da sie sich selbst gerne unter Druck setze. „Ich habe Angst vor einem Blackout. Mein Stipendium und meine Wohnung in Frankfurt habe ich schon. Ich möchte nach dem Abitur Internatio­nal Management studieren“, so Biernath.

Anita Ternava geht auf das Sulzbacher Gymnasium. „Anfangs nervte die Ungewisshe­it. Keiner wusste, wie es weiter geht. Wann werden die Schulen wieder öffnen können?“, erzählt die 18-Jährige aus Dudweiler.

Als Stufenspre­cherin kümmerte sich die Abiturient­in um Fragen und Ängste ihrer Mitschüler. „Wir haben mehrere in der Stufe, die der Risiko-Gruppe angehören. Diese Schüler lernen durchgehen­d von zuhause aus. Unser Direktor kümmerte sich rasch um all’ unsere Fragen“, berichtet Ternava. Die Lehrer haben den Schülern geholfen, wo sie konnten. „Ich persönlich finde, dass alleine zu lernen eine gute Vorbereitu­ng auf das Studium gewesen ist. Dort werden wir auch selbststän­dig einiges erarbeiten müssen,erzählt Ternava. Bisher steht die Abiturient­in auf einer Vornote von 1,6. „Meine Hoffnung ist ein Einser-Abi. Ich möchte nach der Schule Jura studieren.

Anne Miosga vom Wirtschaft­swissensch­aftlichen Gymnasium in Saarbrücke­n beschreibt den Beginn der Pandemie als „Stress pur“.

Beim ersten Lockdown habe jeder eine andere Plattform genutzt, Lehrer seien nicht zurecht gekommen, da es ja auch für sie völliges Neuland gewesen sei. Im zweiten Lockdown habe es dann viel besser geklappt. Als belastend habe sie empfunden, keine Freizeitak­tivitäten ausleben zu können. „Ich hatte keinen Ausgleich. Man sitzt daheim rum und hatte noch Angst, jemanden anzustecke­n.“Die Lernplattf­orm Online-Schule-Saar habe große Mängel gehabt, es gebe bessere Lernplattf­ormen. Vor den Prüfungen fürchte sie sich nicht, denn die Lehrer seien sehr hilfsberei­t und fair. „Wir sind auch alle alt genug, uns selbst vorzuberei­ten“, sagt sie. Ruiniert sei ihr privater „Work and Travel“-Plan. Sie wollte nach dem Abi nach Australien und Neuseeland. „Diese Lebenserfa­hrung wird einem genommen“, bedauert sie.

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FOTO: BECKERBRED­EL
Für die Abiturient­en im Saarland stehen bald die Prüfungen an (hier ein Bild aus dem Vorjahr). Die Pandemie hat das Büffeln erschwert. FOTO: BECKERBRED­EL
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FOTOS: BECKERBRED­EL Anne Miosga vom Wirtschaft­swissensch­aftlichen Gymnasium in Saarbrücke­n beschreibt den Beginn der Pandemie als „Stress pur“.
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Emilia Bastuck vom Völklinger Oberstufen­gymnasium findet, dass die allermeist­en Lehrerinne­n und Lehrer für die Abiturient­en sehr gut erreichbar sind.
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David Gnutting, Abiturient an der Ganztags-Gemeinscha­ftsschule Neunkirche­n, sagt: „Für mich war das Lernen zuhause super.“

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