Wie Saar-Abiturienten die Pandemie erlebten
Der Super-Gau: Ein Jahr vor ihrem Abitur bringt das Coronavirus all’ ihre Zukunftspläne ins Wanken. Heute blicken viele Abiturienten im Saarland mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen zwölf Monate zurück. Zur Sprache kommt auch Lob.
Ein Jahr vor ihrem Abitur hat das Coronavirus die Zukunftspläne vieler junger Menschen durcheinandergebraucht. Viele Abiturientinnen und Abiturienten im Saarland blicken mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen zwölf Monate zurück – wir haben sie befragt.
Er litt am Anfang der Pandemie sehr „unter dem Chaos“, wie er erzählt. Der heute 20-Jährige Felix Luckas macht demnächst am Völklinger Oberstufengymnasium sein Abitur. Mit der Schließung der Schulen und dem Wechsel in den Onlineunterricht sei im vergangenen Jahr erst viel Durcheinander entstanden. „Nach den Sommerferien wurde es deutlich besser. Für die Prüfungen fühle ich mich gut vorbereitet. Im Lehrplan wurden einige Inhalte gestrichen, und es gibt jetzt noch die zweiwöchige Lernzeit. Ich werde meine Noten halten können“, meint er. Er habe auch kein Lampenfieber.
Seine Mitschülerin Emilia Bastuck (18) hatte am Anfang der Pandemie große Angst: „Es kam ja alles auf einmal. Man machte sich Sorgen um die Eltern und sich selbst, und dann fiel auch noch die Schule aus. Ich dachte dann sofort an das Abitur und hatte Angst, dass es ausfallen könnte. In dieser Phase bekam man auch gar keine Antworten“, so die Völklingerin. Sie habe dann begonnen, für die Eltern alle Einkäufe zu erledigen, um sie vor dem Ansteckungsrisiko zu schützen. Die Abiturprüfungen seien durch Corona jetzt aber nicht mehr beeinträchtigt, die Vorbereitung sei gut und die Extra-Lernzeit mit der Möglichkeit, bei den Lehrern nachzufragen, sehr wichtig.
An der Ganztags-Gemeinschaftsschule in Neunkirchen sind die von uns befragten Abiturienten ebenfalls durchweg optimistisch: „Anfangs verwirrten mich die Online-Portale für den Online-Unterricht sehr. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden“, erzählt David Gnutting. Für mich war das Lernen zuhause super. Ich kann mich daheim besser konzentrieren und mag das selbstständige Lernen“, so der 20-Jährige. Wie Gnutting absolviert auch Kristin Biernath ihr Abitur an der Ganztags-Gemeinschaftsschule in Neunkirchen. „Zu Beginn des Home-Schoolings bemerkte man die Überforderung der Lehrer sehr. Nicht alle kennen sich mit dem Internet aus. Man wartete oft auf Antworten oder fühlte sich etwas allein gelassen. Doch unsere Lehrer bekamen das schnell in den Griff. Jeder half jedem, ich fühlte mich am PC nicht unsicher“, erzählt die 18-Jährige. Sie selbst habe Zukunftsängste, da sie sich selbst gerne unter Druck setze. „Ich habe Angst vor einem Blackout. Mein Stipendium und meine Wohnung in Frankfurt habe ich schon. Ich möchte nach dem Abitur International Management studieren“, so Biernath.
Anita Ternava geht auf das Sulzbacher Gymnasium. „Anfangs nervte die Ungewissheit. Keiner wusste, wie es weiter geht. Wann werden die Schulen wieder öffnen können?“, erzählt die 18-Jährige aus Dudweiler.
Als Stufensprecherin kümmerte sich die Abiturientin um Fragen und Ängste ihrer Mitschüler. „Wir haben mehrere in der Stufe, die der Risiko-Gruppe angehören. Diese Schüler lernen durchgehend von zuhause aus. Unser Direktor kümmerte sich rasch um all’ unsere Fragen“, berichtet Ternava. Die Lehrer haben den Schülern geholfen, wo sie konnten. „Ich persönlich finde, dass alleine zu lernen eine gute Vorbereitung auf das Studium gewesen ist. Dort werden wir auch selbstständig einiges erarbeiten müssen,erzählt Ternava. Bisher steht die Abiturientin auf einer Vornote von 1,6. „Meine Hoffnung ist ein Einser-Abi. Ich möchte nach der Schule Jura studieren.
Anne Miosga vom Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium in Saarbrücken beschreibt den Beginn der Pandemie als „Stress pur“.
Beim ersten Lockdown habe jeder eine andere Plattform genutzt, Lehrer seien nicht zurecht gekommen, da es ja auch für sie völliges Neuland gewesen sei. Im zweiten Lockdown habe es dann viel besser geklappt. Als belastend habe sie empfunden, keine Freizeitaktivitäten ausleben zu können. „Ich hatte keinen Ausgleich. Man sitzt daheim rum und hatte noch Angst, jemanden anzustecken.“Die Lernplattform Online-Schule-Saar habe große Mängel gehabt, es gebe bessere Lernplattformen. Vor den Prüfungen fürchte sie sich nicht, denn die Lehrer seien sehr hilfsbereit und fair. „Wir sind auch alle alt genug, uns selbst vorzubereiten“, sagt sie. Ruiniert sei ihr privater „Work and Travel“-Plan. Sie wollte nach dem Abi nach Australien und Neuseeland. „Diese Lebenserfahrung wird einem genommen“, bedauert sie.