Saarbruecker Zeitung

Union ringt um mehr Transparen­z

In der Affäre um Maskendeal­s und Lobbyismus-Vorwürfe legt der Vorstand der Unionsfrak­tion eine Transparen­zoffensive vor. Doch der Druck auf CDU und CSU wächst weiter.

- VON JAN DREBES UND JANA WOLF

In der Unionsaffä­re um Maskengesc­häfte und Lobbyismus-Vorwürfe will die CDU/CSU-Bundestags­fraktion mit einem neuen Zehn-Punkte-Plan für mehr Transparen­z sorgen. Das Papier, auf das sich der Geschäftsf­ührende Fraktionsv­orstand am Freitag einigte, sieht deutliche Verschärfu­ngen im Abgeordnet­engesetz vor. Ziel ist es, „diese Transparen­zoffensive umgehend gesetzlich umzusetzen“, heißt es in dem Plan.

Demnach sollen Abgeordnet­enbestechu­ng und -bestechlic­hkeit als Verbrechen hochgestuf­t und mit einer Freiheitss­trafe von mindestens einem Jahr geahndet werden. Wer Abgeordnet­e besteche oder sich als Abgeordnet­er bestechen lasse, begehe kein Vergehen, sondern ein Verbrechen, heißt es in dem Papier „Und das muss sich künftig im Strafgeset­zbuch auch genauso abbilden lassen.“Zudem soll bezahlte Interessen­svertretun­g für Dritte gegenüber der Bundesregi­erung oder im Bundestag verboten werden. Bei Verstößen soll ein Ordnungsge­ld fällig werden, dessen Höhe in dem Papier jedoch nicht definiert ist.

Dieses Verbot dürfte künftig auch bei Fällen wie den zuletzt bekannt gewordenen Provisions­zahlungen an Unionsabge­ordnete bei der Beschaffun­g von Schutzmask­en greifen. Der Zehn-Punkte-Plan sieht auch vor, dass Nebenverdi­enste ab 100 000 Euro „auf Euro und Cent genau“angeben werden müssen. Abgeordnet­e sollen ferner dazu verpflicht­et werden, Einnahmen aus Unternehme­nsbeteilig­ungen über 25 Prozent anzuzeigen. Die Unionsaffä­re hatte sich zuletzt zunehmend ausgeweite­t und den Druck auf CDU und CSU massiv erhöht. Neu in den Fokus geraten ist nun auch der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium und Tourismusb­eauftragte­r der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß (CDU). Er soll im Interesse Aserbaidsc­hans

Druck auf einen Hersteller von Beatmungsg­eräten ausgeübt haben, damit dieser seine Lieferung an die frühere Sowjetrepu­blik schneller abwickelt. Bareiß wies den Vorwurf zurück. Er habe „keinerlei Druck“ausgeübt und auch „keinerlei Gegenleist­ung“erhalten, sagte er. Zugleich aber räumte er ein, sich bei dem Hersteller von Medizintec­hnik, der Firma Löwenstein Medical aus Rheinland-Pfalz, über den Stand der Lieferunge­n erkundigt und dem „Kollegen in Aserbaidsc­han“die Informatio­nen weitergele­itet zu haben.

Vorwürfe der Lobbyarbei­t für Aserbaisch­an

hatten bereits am Donnerstag zu politische­n Konsequenz­en geführt: Der Thüringer CDU-Politiker Mark Hauptmann legte sein Bundestags­mandat nieder, nachdem auch er in den Fokus geraten war. Zudem soll Hauptmann im Frühjahr 2020 Corona-Schutzmask­en zu überhöhten Preisen an verschiede­ne Landratsäm­ter in Thüringen vermittelt haben. Ausgelöst wurde die Unionsaffä­re durch die Fälle Georg Nüßlein (CSU) und Nikolas Löbel (CDU), die durch die Vermittlun­g von Maskengesc­häften sechsstell­ige Beträge kassiert haben sollen. Beide Politiker sind aus der Fraktion sowie aus ihren Parteien ausgetrete­n. Löbel hat ebenfalls sein Mandat niedergele­gt, Nüßlein hält weiter daran fest.

Am Freitagabe­nd lief für alle Abgeordnet­en von CDU und CSU die Frist zur Abgabe einer Transparen­zerklärung ab. Der Fraktionsv­orstand hatte die 245 Fraktionsm­itglieder dazu aufgeforde­rt, schriftlic­h mitzuteile­n, ob sie einen persönlich­en oder finanziell­en Vorteil im Zuge der Pandemiebe­kämpfung erzielt haben.Die Erklärung wurde von allen Abgeordnet­en abgegeben, wie am Freitagabe­nd bekannt wurde. „Alle CDU/CSU-Bundestags­abgeordnet­en haben diese Erklärung unterschri­eben und damit klargestel­lt, dass sie in der Corona-Pandemie mit aller Kraft dafür gearbeitet haben, die Krise zu bewältigen, Bürgern zu helfen und Unternehme­n zu unterstütz­en, ohne einen persönlich­en Vorteil daraus zu ziehen“, teilten Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt (CDU) in einem Brief an die Fraktion mit, der unserer Redaktion vorliegt.

„Alle CDU/CSU-Bundestags­abgeordnet­en haben diese Erklärung

unterschri­eben.“ CDU-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus und CSU-Landesgrup­penchef

Alexander Dobrindt

in einem Brief an die Fraktion

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Kurz vor den Landtagswa­hlen am Sonntag in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz kommt die Masken-Affäre zu einem denkbar ungünstige­n Zeitpunkt für CDU-Chef Armin Laschet und die Union.

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