Luxemburg bietet Mini-Konzerte an – was heißt das für Saarländer, die dafür über die Grenze wollen?
Luxemburger Veranstalter wollen mit Mini-Konzerten, Freiluftveranstaltungen und neuen Konzepten trotz Pandemie Kultur bieten. Worauf können sich Musikfans aus dem Saarland einstellen?
Die Konzertszene in Luxemburg scharrt mit den Füßen. Während in der Philharmonie Konzerte vor maximal 100 Gästen stattfinden dürfen und die Rockhal im Februar Konzerte für reduziertes Publikum und mit zweimaliger Corona-Testung organisierte (wir berichteten), tasten sich auch andere Luxemburger Konzertveranstalter zurück in die Normalität. Nicht nur mit dem pandemiebedingten Prinzip von Abwarten und Verschieben, sondern auch mit Konzerten für weniger Publikum, Freiluftveranstaltungen und neuen Konzepten.
So findet in der Gemeinde Petingen am Samstag eine 80er-Jahre-Party als Drive-In-Show statt. Tags darauf tritt dort die Kölner Mundart-Band Brings auf. Auf das Gelände, die im Sommer spontan aufgebaute Petinger Carena, passen 300 Autos. Die Gäste bleiben im Auto, der Eintritt gilt pro Auto, nicht pro Person. Essen und Trinken sind erlaubt. Bei mehr als vier Personen muss ab sechs Jahren auch im Auto eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden, es sei denn es handelt sich um einen Haushalt (Details in der Infobox).
Organisiert werden diese DriveIns von der Gemeinde und dem Konzerthaus den Atelier aus der Luxemburger Hauptstadt. Da sobald keine ausverkauften Konzerte mit maximaler Kapazität stattfinden können, arbeitet das Atelier-Team an alternativen Konzepten. Damit, so Sprecherin Jette Kaiser, habe man in den vergangenen Jahren begonnen, als Lesungen ins Programm kamen. Man wolle nun die „Rolle als kultureller Akteur in Luxemburg breiter ausfüllen“, die Drive-In-Konzerte seien eine gute Ergänzung. Schon im Sommer hatten Atelier und Gemeinde erste Drive-In-Konzerte
organisiert. „Die Konzerte von Gentleman und Tim Bendzko waren ausverkauft“, sagt Kaiser. Für die Veranstaltungen an diesem Wochenende gibt es noch Karten, „die meisten kaufen erst last minute ihre Tickets“. Die Veranstaltungen beginnen früh, um 18 und 19 Uhr, damit die Ausgangssperre ab 23 Uhr eingehalten werden kann.
Die Rockhal in Belval organisiert in diesem Monat einige Online-Konzerte, aber auch einen Präsenz-Musikvideo-Abend in Kooperation mit einem Kino in der Hauptstadt. Für April sind wieder Konzerte angekündigt, bei reduziertem Publikum, von Corona-Tests ist diesmal beim Ticketkauf keine Rede, Näheres war nicht zu erfahren. Das Atelier plant nach derzeitigem Stand ab April wieder Konzerte im eigenen Haus und in Kooperation in der Rockhal. Für den Sommer lädt es zudem hochkarätige Solokünstler und Bands für Freiluftkonzerte in die Hauptstadt ein. Nach derzeitigem Stand sollen unter anderem Tom Jones (6. Juli) und Snow Patrol (8. Juli, ausverkauft) im Innenhof des Kulturzentrum neimënster auftreten, die Fantastischen Vier (17. Juli) und Seed (18. Juli) auf dem Messegelände der Luxexpo.
Können Musikfans frohlocken? Momentan sei es schwierig, verlässliche langfristige Angaben zu machen, so Kaiser. Man wisse nicht, wie die Hygiene- und Abstandsregeln im Sommer aussehen. Könne ein Konzert aufgrund der aktuellen Maßnahmen nicht stattfinden, werde „alles nur Mögliche“unternommen, damit es zu einem späteren Zeitpunkt zustande kommen könne. „Ein geringer Prozentsatz von Konzerten kann, bedingt durch verschiedenste Faktoren, nicht nachgeholt werden und muss dann abgesagt und die Kosten erstattet werden. Das ist schade aber leider unumgänglich“, erklärt die Sprecherin. Das Atelier setze aber alles daran, auch in den kommenden Monaten ein Kulturangebot zu bieten. „Und eben das ist auch unsere Verlässlichkeit. Nichtstun ist keine Option.“
Ob das Atelier das im Februar von der Rockhal erprobte Konzept der Mini-Konzerte mit zwei Corona-Tests pro Besucher und einem Maximum von 100 Besuchern übernehmee? Das Hygienekonzept des Atelier beinhalte alle aktuell geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus: „Die staatlichen Maßgaben sind bestimmend für unser Hygienekonzept; wie das dann im Einzelfall in den kommenden Monaten aussieht, bleibt abzuwarten“, teilt die Sprecherin mit. Nebeneffekt: Die meisten Modelle der bunten Masken, die das Atelier eigentlich auf Konzerten verkaufen wollte, mussten nachbestellt werden.
In den Rotondes, ebenfalls in der Hauptstadt, finden neben Lesungen und Theaterstücken seit dem Sommer auch wieder Konzerte statt. Los ging es ab dem 1. August mit einem angepassten Programm der alljährlich in der Sommerpause stattfindenden Veranstaltungsreihe „Congés annulés“– unter freiem Himmel und mit begrenztem Publikum
bis zum zweiten Lockdown.
Aber Grenzgänger und Gäste aus dem Saarland oder Rheinland-Pfalz sind hier über die Krise rar geworden. „Wir hatten ein paar saarländische Grenzgänger für einige Konzerte der Congés annulés im August, aber nicht mehr viele Gäste aus dem Ausland seitdem die Konzerte im Januar wieder losgegangen sind“, teilt Rotondes-Sprecherin Véronique Heitz auf Anfrage mit.
Die Zahl der Gäste insgesamt ist merklich kleiner: Statt 280 Personen, kann derzeit mit 32 Personen nicht einmal ein Viertel in den Klub eingelassen werden. Das Publikum verhalte sich diszipliniert. „Die Besucher und Besucherinnen respektieren die hier geltenden Regeln wie ausschließlich Sitzplätze, zwei Meter Abstand und keine Getränke sehr gut“, so Heitz.
Die von Gesundheitsministerium und Regierung vorgegebenen Anweisungen, inklusive durchgängiger Maskenpflicht, würden bis ins Detail befolgt. „Einige Personen haben uns im Vorfeld, wenn sie infiziert waren oder einen Risikokontakt hatten, darüber informiert und ihr Ticket zurückgegeben“, so Heitz. Positive Corona-Fälle unter den Besuchern soll es nach Kenntnisstand der Rotondes nicht gegeben haben.
„Die meisten kaufen ihre Tickets für die Carena erst last minute.“
Jette Kaiser
Sprecherin des Atelier