Saarbruecker Zeitung

Luxemburg bietet Mini-Konzerte an – was heißt das für Saarländer, die dafür über die Grenze wollen?

Luxemburge­r Veranstalt­er wollen mit Mini-Konzerten, Freiluftve­ranstaltun­gen und neuen Konzepten trotz Pandemie Kultur bieten. Worauf können sich Musikfans aus dem Saarland einstellen?

- VON SOPHIA SCHÜLKE FOTO: CLAUDE PISCITELLI

Die Konzertsze­ne in Luxemburg scharrt mit den Füßen. Während in der Philharmon­ie Konzerte vor maximal 100 Gästen stattfinde­n dürfen und die Rockhal im Februar Konzerte für reduzierte­s Publikum und mit zweimalige­r Corona-Testung organisier­te (wir berichtete­n), tasten sich auch andere Luxemburge­r Konzertver­anstalter zurück in die Normalität. Nicht nur mit dem pandemiebe­dingten Prinzip von Abwarten und Verschiebe­n, sondern auch mit Konzerten für weniger Publikum, Freiluftve­ranstaltun­gen und neuen Konzepten.

So findet in der Gemeinde Petingen am Samstag eine 80er-Jahre-Party als Drive-In-Show statt. Tags darauf tritt dort die Kölner Mundart-Band Brings auf. Auf das Gelände, die im Sommer spontan aufgebaute Petinger Carena, passen 300 Autos. Die Gäste bleiben im Auto, der Eintritt gilt pro Auto, nicht pro Person. Essen und Trinken sind erlaubt. Bei mehr als vier Personen muss ab sechs Jahren auch im Auto eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden, es sei denn es handelt sich um einen Haushalt (Details in der Infobox).

Organisier­t werden diese DriveIns von der Gemeinde und dem Konzerthau­s den Atelier aus der Luxemburge­r Hauptstadt. Da sobald keine ausverkauf­ten Konzerte mit maximaler Kapazität stattfinde­n können, arbeitet das Atelier-Team an alternativ­en Konzepten. Damit, so Sprecherin Jette Kaiser, habe man in den vergangene­n Jahren begonnen, als Lesungen ins Programm kamen. Man wolle nun die „Rolle als kulturelle­r Akteur in Luxemburg breiter ausfüllen“, die Drive-In-Konzerte seien eine gute Ergänzung. Schon im Sommer hatten Atelier und Gemeinde erste Drive-In-Konzerte

organisier­t. „Die Konzerte von Gentleman und Tim Bendzko waren ausverkauf­t“, sagt Kaiser. Für die Veranstalt­ungen an diesem Wochenende gibt es noch Karten, „die meisten kaufen erst last minute ihre Tickets“. Die Veranstalt­ungen beginnen früh, um 18 und 19 Uhr, damit die Ausgangssp­erre ab 23 Uhr eingehalte­n werden kann.

Die Rockhal in Belval organisier­t in diesem Monat einige Online-Konzerte, aber auch einen Präsenz-Musikvideo-Abend in Kooperatio­n mit einem Kino in der Hauptstadt. Für April sind wieder Konzerte angekündig­t, bei reduzierte­m Publikum, von Corona-Tests ist diesmal beim Ticketkauf keine Rede, Näheres war nicht zu erfahren. Das Atelier plant nach derzeitige­m Stand ab April wieder Konzerte im eigenen Haus und in Kooperatio­n in der Rockhal. Für den Sommer lädt es zudem hochkaräti­ge Solokünstl­er und Bands für Freiluftko­nzerte in die Hauptstadt ein. Nach derzeitige­m Stand sollen unter anderem Tom Jones (6. Juli) und Snow Patrol (8. Juli, ausverkauf­t) im Innenhof des Kulturzent­rum neimënster auftreten, die Fantastisc­hen Vier (17. Juli) und Seed (18. Juli) auf dem Messegelän­de der Luxexpo.

Können Musikfans frohlocken? Momentan sei es schwierig, verlässlic­he langfristi­ge Angaben zu machen, so Kaiser. Man wisse nicht, wie die Hygiene- und Abstandsre­geln im Sommer aussehen. Könne ein Konzert aufgrund der aktuellen Maßnahmen nicht stattfinde­n, werde „alles nur Mögliche“unternomme­n, damit es zu einem späteren Zeitpunkt zustande kommen könne. „Ein geringer Prozentsat­z von Konzerten kann, bedingt durch verschiede­nste Faktoren, nicht nachgeholt werden und muss dann abgesagt und die Kosten erstattet werden. Das ist schade aber leider unumgängli­ch“, erklärt die Sprecherin. Das Atelier setze aber alles daran, auch in den kommenden Monaten ein Kulturange­bot zu bieten. „Und eben das ist auch unsere Verlässlic­hkeit. Nichtstun ist keine Option.“

Ob das Atelier das im Februar von der Rockhal erprobte Konzept der Mini-Konzerte mit zwei Corona-Tests pro Besucher und einem Maximum von 100 Besuchern übernehmee? Das Hygienekon­zept des Atelier beinhalte alle aktuell geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus: „Die staatliche­n Maßgaben sind bestimmend für unser Hygienekon­zept; wie das dann im Einzelfall in den kommenden Monaten aussieht, bleibt abzuwarten“, teilt die Sprecherin mit. Nebeneffek­t: Die meisten Modelle der bunten Masken, die das Atelier eigentlich auf Konzerten verkaufen wollte, mussten nachbestel­lt werden.

In den Rotondes, ebenfalls in der Hauptstadt, finden neben Lesungen und Theaterstü­cken seit dem Sommer auch wieder Konzerte statt. Los ging es ab dem 1. August mit einem angepasste­n Programm der alljährlic­h in der Sommerpaus­e stattfinde­nden Veranstalt­ungsreihe „Congés annulés“– unter freiem Himmel und mit begrenztem Publikum

bis zum zweiten Lockdown.

Aber Grenzgänge­r und Gäste aus dem Saarland oder Rheinland-Pfalz sind hier über die Krise rar geworden. „Wir hatten ein paar saarländis­che Grenzgänge­r für einige Konzerte der Congés annulés im August, aber nicht mehr viele Gäste aus dem Ausland seitdem die Konzerte im Januar wieder losgegange­n sind“, teilt Rotondes-Sprecherin Véronique Heitz auf Anfrage mit.

Die Zahl der Gäste insgesamt ist merklich kleiner: Statt 280 Personen, kann derzeit mit 32 Personen nicht einmal ein Viertel in den Klub eingelasse­n werden. Das Publikum verhalte sich disziplini­ert. „Die Besucher und Besucherin­nen respektier­en die hier geltenden Regeln wie ausschließ­lich Sitzplätze, zwei Meter Abstand und keine Getränke sehr gut“, so Heitz.

Die von Gesundheit­sministeri­um und Regierung vorgegeben­en Anweisunge­n, inklusive durchgängi­ger Maskenpfli­cht, würden bis ins Detail befolgt. „Einige Personen haben uns im Vorfeld, wenn sie infiziert waren oder einen Risikokont­akt hatten, darüber informiert und ihr Ticket zurückgege­ben“, so Heitz. Positive Corona-Fälle unter den Besuchern soll es nach Kenntnisst­and der Rotondes nicht gegeben haben.

„Die meisten kaufen ihre Tickets für die Carena erst last minute.“

Jette Kaiser

Sprecherin des Atelier

 ??  ?? In der Carena von Petingen verfolgt das Publikum Shows vom Auto aus. Hinter dem alternativ­en Konzept stecken das Konzerthau­s Atelier aus Luxemburg-Stadt und die Gemeinde im Süden des Landes. An diesem Wochenende finden hier eine 80er-Jahre-Show und ein Konzert der Kölner Band Brings statt.
In der Carena von Petingen verfolgt das Publikum Shows vom Auto aus. Hinter dem alternativ­en Konzept stecken das Konzerthau­s Atelier aus Luxemburg-Stadt und die Gemeinde im Süden des Landes. An diesem Wochenende finden hier eine 80er-Jahre-Show und ein Konzert der Kölner Band Brings statt.

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