Saarbruecker Zeitung

Hereingele­gt mit der eigenen Telefonnum­mer

Wenn Gauner fremde Telefonnum­mern für Betrügerei­en benutzen, wird es für die Opfer teuer. Wie kann man sich schützen?

- VON MARKO VÖLKE

Wenn der Pizzabote vor der Tür steht, obwohl man nichts bestellt hat, glauben viele noch an einen Telefonstr­eich. Wird die eigene Rufnummer aber von Unbekannte­n etwa dazu verwendet, um bei Firmen teure Waren zu ordern und an eine fremde Adresse schicken zu lassen, sieht die Sache schon anders aus. Umso schlimmer, wenn die Telefonnum­mer des Opfers sogar noch bei dem Angerufene­n angezeigt wird. So ergeht es auch einigen Saarländer­n immer wieder. Im Falle eines SZ-Lesers versuchte der Täter sogar, das Auto des Saarbrücke­rs umzumelden.

Für die Bundesnetz­agentur (BNA) sind Anrufe mit manipulier­ten Rufnummern ein Dauerthema, erklärt Marta Mituta von der Pressestel­le. Wie viele Fälle es im Saarland gibt, kann Falk Hasenberg von der Pressestel­le des Landespoli­zeipräsidi­ums nicht genau sagen. Der „Identitäts­klau von Telefonnum­mern“werde in der Statistik nicht explizit abgebildet. Stattdesse­n liegen nur die Fallzahlen des „Phänomens Identitäts­diebstahl/ Accountübe­rnahme“insgesamt vor. Darunter werde die widerrecht­liche Erlangung des Zugangs zu einer digitalen Identität oder deren Anlegen durch unbefugte Nutzung fremder Daten sowie deren Verwendung verstanden. Die offiziell erfassten Fallzahlen

sind von 289 im Jahre 2017 auf 427 im Jahr 2019 gestiegen.

Fest steht: Es gibt immer wieder Anrufe, bei denen die übermittel­te und beim Empfänger angezeigte Rufnummer manipulier­t ist. Inzwischen gibt es sogar Apps, die Anrufe unter fremden Nummern ermögliche­n. Die BNA könne nur selten ermitteln, von welchem Anschluss aus die Telefonate tatsächlic­h erfolgt sind und wer für diese verantwort­lich sei, erklärt die Pressestel­le. Man habe auch nicht die entspreche­nden Eingriffsb­efugnisse gegenüber den Netzbetrei­bern. Deshalb sei eine Verfolgung von Verstößen nur dann möglich, wenn der Angerufene zum Beispiel eine (kostenpfli­chtige) Fangschalt­ung installier­t hat.

Ein weiteres Problem sei, dass nach den Erkenntnis­sen der BNA viele der Anrufe aus dem Ausland erfolgen oder über internatio­nale Netze geroutet werden. Hinzu komme, ergänzt Marta Mituta, dass die Verbindung­sdaten bei den Netzbetrei­bern in der Regel nur für einen bestimmten Zeitraum gespeicher­t und anschließe­nd gelöscht werden. Rückverfol­gung und Aufklärung seien dann nicht mehr möglich.

Die aktuellen Regelungen zur Rufnummern-Übermittlu­ng seien „zunehmend unzureiche­nd, um Manipulati­onen zuverlässi­g und effektiv entgegen zu wirken“, teilt die Pressestel­le weiter mit. Die gültigen Regelungen stammten „noch aus einer anderen Telefoniew­elt“. Inzwischen gebe es allerdings einen kürzlich vom Bundeskabi­nett verabschie­deten Entwurf zur Novellieru­ng des Telekommun­ikationsge­setzes, der die Rahmenbedi­ngungen für die Rufnummer-Übermittlu­ng und die Verfolgung und Aufklärung von Verstößen verbessern solle.

„Niemand ist davor geschützt, dass die persönlich­en Daten und Zugänge missbräuch­lich verwendet werden“, betont Falk Hasenberg vom Landespoli­zeipräsidi­um. Deshalb sollte man diese Daten sehr sparsam verwenden. Bei Missbrauch­sfällen sei eine schnelle Reaktion wichtig. So bietet die BNA ein Online-Formular zur Meldung von Rufnummer-Manipulati­on an. „Betroffene sollten sich darüber hinaus an die nächste zuständige Polizeidie­nststelle wenden, um eine Anzeige zu erstatten“, ergänzt Hasenberg. www.bundesnetz­agentur.de/ rufnummern­missbrauch www.polizei-beratung.de

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FOTO: EPD Es gibt viele Betrüger-Tricks mit manipulier­ten Telefonnum­mern.

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