Saarbruecker Zeitung

Künstler aus Grand Est protestier­en in 14 Städten

Mit Blumenmärs­chen wollen Kulturscha­ffende in Lothringen und im Elsass gegen die Corona-Kulturpoli­tik protestier­en – auch in Metz und Straßburg.

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(sop) Mit einem Blumenmars­ch wollen Künstler und Bürger an diesem Sonntag in Metz für ihre Kulturinst­itutionen und gegen die weiter andauernde Schließung der Stätten des öffentlich­en Lebens, also auch der Gastronomi­e und Freizeitst­ätten, demonstrie­ren. Die Aktion soll auch in 13 weiteren Städten der Nachbarreg­ion Grand Est, darunter Thionville, Nancy, Lunéville, Reims und Straßburg, stattfinde­n.

„Wir werden symbolisch Blumen an den Orten ablegen, die uns fehlen, Orte, an denen Leben stattfinde­t wie Kultureinr­ichtungen, Bars, Restaurant­s und Sportstätt­en“, erklärte Estelle Brochart Clowne an diesem Mittwoch gegenüber dem regionalen Radiosende­r France Bleu Lorraine. Die Schauspiel­erin ist Sprecherin des regionalen „Kollektiv des 23. Januar“, das den Blumenmars­ch organisier­t.

„Die von unseren Regierunge­n erlassenen Dekrete haben Kunst und Kultur weit entfernt von der demokratis­chen Debatte und in den Rang eines Spielzeugs von zu vernachläs­sigbarer Aktivität verwiesen, weit hinter allem, was autorisier­t wurde“, schreibt das Kollektiv in einem Protestsch­reiben, das für Kunst und Kultur eine andere Behandlung während der Pandemie fordert. „Wir protestier­en gegen diese Entscheidu­ngen und die Art und Weise, wie sie getroffen wurden. Der Ausnahmezu­stand kann die Gewalt nicht rechtferti­gen, die gegen unser Bedürfnis nach Kunst und Kultur, nach Teilhabe und Debattenku­ltur ausgeübt wird“, lautet der Text weiter.

Zu den ersten Unterzeich­nern gehören nach Angaben des Kollektivs unter anderem der Metzer Bühnenverb­and Collectif Messin du Spectacle Vivant, der Gewerkscha­ftsbund CGT der elsässisch­en Stadt Mulhouse und das SNSP Grand Est, das nationale Syndikat der öffentlich­en Bühnen der Region Grand Est. Das Kollektiv wurde am 23. Januar dieses Jahres in Straßburg von Kulturscha­ffenden und Technikern zur „Verteidigu­ng von Kunst und Kultur“

gegründet.

In Frankreich sind die Kulturstät­ten mit Beginn des zweiten Lockdown seit nunmehr vier Monaten geschlosse­n, zudem besteht noch immer die abendliche und nächtliche Ausgangssp­erre. Aber anders als bei seinen Nachbarn Deutschlan­d (Stufenplan), Luxemburg (Kulturbetr­ieb für reduzierte­s Publikum seit Ende Januar) und Spanien (unter strengen Auflagen sind Theater und Museen geöffnet) gibt es noch immer keine wirkliche Öffnungspe­rspektive. Nachdem Frankreich­s Kulturmini­sterin Roselyne Bachelot nur angekündig­t hatte, dass im März Testkonzer­te in Paris und Marseille stattfinde­n sollen, haben Kulturscha­ffende

aus Protest vier nationale Theater, darunter in Paris und Straßburg, besetzt (wir berichtete­n).

Bei den Blumenmärs­chen an diesem Sonntag in Grand Est sind nach Angaben des Kollektivs nicht nur Kulturscha­ffende und Gastronome­n aus Lothringen willkommen, sondern auch Bürger und Anwohner. Eine erste derartige Aktion fand am 21. Februar in Épinal im Süden Lothringen­s statt. Dabei schlossen sich rund 250 Teilnehmer an. Kleine künstleris­che Aktionen hatten diesen ersten Marsch begleitet.

Das Protestsch­reiben kann online unterzeich­net werden unter https://forms.gle/kDRFGiFm6c­d4vKrEA

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FOTO: IMAGO In Frankreich gibt es immer wieder Proteste gegen den Stillstand des kulturelle­n Lebens, wie jüngst am Pariser Odéon Theater.

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