Saarbruecker Zeitung

„Es nervt schon ein bisschen“

Der Regisseur, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, über Hollywood unter Corona – und seine Impfung.

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Seinen 80. Geburtstag am Sonntag wird Regisseur Wolfgang Petersen in seinem Haus in Los Angeles nur klein feiern. Die Corona-Pandemie durchkreuz­t alle Party-Pläne, auch Drehprojek­te liegen noch flach. „Es nervt schon ein bisschen, wenn man so festgenage­lt ist, kein Flugzeug mehr besteigen kann – aber das Ende ist ja wahrschein­lich in Sicht“, sagt der Regisseur im Telefon-Interview.

Sind Sie in Kalifornie­n schon gegen das Corona-Virus geimpft worden?

Meine Frau und ich haben uns im Dodger Stadium in Los Angeles impfen lassen. Das war eine irre Erfahrung, mit 12 000 Autos, die da pro Tag durch das Sport-Stadion durchgesch­leust werden. Man verlässt das Auto überhaupt nicht – man fährt ab der Haustür ins Stadion und dreht dort Runden, bis man dran ist. Das war eindrucksv­oll, wie gut das organisier­t wurde, echt toll. Man fühlt sich dann besonders nach der zweiten Impfung so richtig frei.

Sie haben ein Killer-Virus 1995 auf die Leinwand gebracht. Ist „Outbreak“über eine Ebola-Variante nun wieder im Gespräch?

„Outbreak“habe ich Mitte der 90er Jahre mit einer Bombenbese­tzung gedreht: Dustin Hoffman, Rene Russo, Donald Sutherland, Morgan Freeman, Kevin Spacey. Durch die Pandemie war der Film bei Netflix plötzlich über Wochen die Nummer eins, und alle sprachen von „Outbreak“, obwohl der Film vor so langer Zeit gemacht wurde. Viele Leute, mit denen ich darüber redete, hatten schon vergessen, dass der von mir war.

1983 waren sie für „Das Boot“für den Regie-Oscar nominiert, zusammen mit vier männlichen Kollegen. Frauen schafften es selten in die Auswahl, ändert sich das nun?

Die Auseinande­rsetzung mit Rassismus, Diversität und der

Tatsache, dass Frauen überall unterbeset­zt sind, ist nun ja schon länger ein großes Thema. Das verändert das ganze Showbusine­ss unheimlich, und das ist richtig so. Damals, in „the good old days“, da waren es weitgehend alles Weiße und nur Männer. Die Oscar-Akademie war über die Jahrzehnte hinweg mehr und mehr überaltert. Die Welt muss

sich verändern und verwandeln.

Als Mitglied der Oscar-Akademie dürfen sie auch abstimmen. Aber eine große Show wird es Corona-bedingt wohl nicht geben?

Das wird leider keine so aufregende Sache sein, leider. Kein roter Teppich, keine Festlichke­iten. Die Oscar-Akademie quält sich da durch. Die Pandemie hat alles wahnsinnig schwierig gemacht und viele Filme bekommen nicht die Aufmerksam­keit, die sie verdienen, denn man will sie doch lieber auf der großen Leinwand sehen. Ich bekomme Ansichts-DVDs nach Hause geschickt, aber Filme auf dem Fernseher anzuschaue­n ist nicht dasselbe. Das ist nicht meine Welt.

Haben Sie denn einen Favoriten, mit dem sie gerne nochmal drehen würden?

Ich habe „Mank“gesehen und finde Gary Oldman darin ungeheuerl­ich gut, wie zuvor schon als Churchill in „Die dunkelste Stunde“. Wir hatten 1997 zusammen „Air Force One“gemacht. Mit Gary Oldman würde ich jederzeit wieder drehen. Er ist absolut einer der Top-Schauspiel­er, die wir haben. Ich will aber nur einen nennen, sonst werden andere böse, dass ich sie vergessen haben könnte.

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