Saarbruecker Zeitung

Der Traum von Tokio lebt weiter

Deutsche Handballer erkämpfen sich zum Auftakt der Olympia-Qualifikat­ion ein 25:25 gegen Vizeweltme­ister Schweden.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K UND JÖRG SOLDWISCH

(sid) Uwe Gensheimer schmiss sich überglückl­ich auf Marcel Schiller, Alfred Gislason schüttelte nach dem verrückten Ende des Schweden-Krimis ungläubig den Kopf: Ein Treffer von Linksaußen Schiller sechs Sekunden vor der Schlusssir­ene hat den deutschen Handballer­n am Freitag alle Chancen im Kampf um die Olympische­n

Spiele bewahrt. Das Team von Bundestrai­ner Gislason erkämpfte sich gegen Vizeweltme­ister Schweden ein 25:25 (14:13).

„Das bedeuet, dass wir noch leben“, sagte DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning: „Aber wir brauchen eine Leistungss­teigerung, um uns zu qualifizie­ren.“Bundestrai­ner Alfred Gislason war ebenfalls erleichter­t: „Wir brauchten dringend diesen Punkt.“Insgesamt war der Isländer mit der Leistung seines Teams aber „nicht zufrieden“.

Das deutsche Team zeigte zum

Auftakt des Viererturn­iers in Berlin zumindest ganz viel Moral und bog in einer dramatisch­en Schlusspha­se einen Vier-Tore-Rückstand noch um. Schiller, der im zweiten Abschnitt für den glücklosen Gensheimer ran durfte, sorgte mit seinem fünften Treffer für das nicht mehr für möglich gehaltene Remis. „Wir sind einfach happy, dass wir diesen Punkt geholt haben“, sagte Schiller erleichter­t. Torhüter Johannes Bitter, der in der Schlusspha­se wichtige Paraden zeigte, meinte: „Es geht um wahnsinnig viel, da geht die Lockerheit ein bisschen flöten. Jetzt ab in die Eistonne, und dann freue ich mich auf morgen.“

Damit es mit dem Tokio-Ticket am Ende auch klappt, sollte das deutsche Team am Samstag (15.35 Uhr) gegen den EM-Vierten Slowenien und am Sonntag (15.45 Uhr/beide ZDF) gegen Afrikavert­reter Algerien aber konstanter auftreten. Vor allem die Chancenver­wertung war am Freitag phasenweis­e miserabel. Immer wieder scheiterte­n Gensheimer und Co. freistehen­d an Schwedens Keeper Andreas Palicka. „Wir haben nach der Pause eine schlechte Viertelstu­nde gespielt in Angriff wie Abwehr“, monierte Gislason und stellte Schiller einen Platz in der Startsiebe­n gegen Slowenien in Aussicht. Zudem werde Andreas Wolff, auf den der Isländer gegen Schweden

überrasche­nd verzichtet hatte, am Samstag zum Einsatz kommen.

Gegen Schweden drückten vor allem die bei der WM so schmerzlic­h vermissten Stars vom Champions-League-Sieger THW Kiel dem deutschen Spiel von Beginn an ihren Stempel auf. Hinten ackerten Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold im Abwehrzent­rum nebeneinan­der, vorne sorgte das Kieler Trio für fünf der ersten zehn deutschen Tore. „Das war sicherlich eine ansprechen­de Leistung“, sagte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer zur Pause. Teammanage­r Oliver Roggisch monierte dagegen die Chancenver­wertung: „Wir spielen ganz ordentlich. Jetzt müssen wir nur noch die Tore machen.“

Doch genau dies blieb zunächst das Problem. Im zweiten Abschnitt dauerte es genau sieben Minuten, bis das deutsche Team erstmals traf. Die mit elf Bundesliga-Profis gespickten Schweden übernahmen das Kommando. Vor allem Albin Lagergren von den Rhein-Neckar Löwen traf nun in Serie, die Skandinavi­er führten nach 43 Minuten plötzlich mit 20:17. Das deutsche Team wirkte ratlos, hatte beim 21:23 (52.) aber die Chance auf den Anschluss. Doch Schiller warf am Tor vorbei. Mit viel Moral stemmte sich aber das DHB-Team gegen die Niederlage und wurde belohnt.

„Es geht um wahnsinnig viel, da geht die Lockerheit ein bisschen flö

ten.“

Johannes Bitter

Handball-Nationalto­rhüter

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FOTO: STACHE/DPA Die deutschen Handball-Nationalsp­ieler jubeln mit Marcel Schiller (Mitte, auf dem Boden), der kurz vor Schluss den Treffer zum 25:25-Ausgleich gegen Schweden erzielt hat.

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