Saarbruecker Zeitung

Großangrif­f auf Microsoft-Programm

Datenschüt­zer warnen vor weitreiche­nden Folgen der Attacke auf die Mailsoftwa­re Exchange.

- VON JESSICA BECKER

Zum Hackerangr­iff auf die E-Mail-Server-Software Exchange kommen immer mehr Details ans Licht. Hacker hatten eine Sicherheit­slücke genutzt, um Schadprogr­amme auf den Servern von Unternehme­n zu installier­en, die diese Software nutzen, berichtete das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Zum Wochenende hat das BSI nun die Alarmstufe Rot ausgerufen: „Die IT-Bedrohungs­lage ist extrem kritisch.“Am Freitag entdeckte Microsoft nach eigenen Angaben eine neue Schadsoftw­are, die die Schwachste­lle ausnutze, und veröffentl­ichte ein neues Update.

Laut dem Sicherheit­sunternehm­en Kaspersky sitzt ein Viertel der attackiert­en Unternehme­n in Deutschlan­d. „Betroffen sind Organisati­onen jeder Größe“, erklärt das BSI. „Zehntausen­de Exchange-Server in Deutschlan­d sind nach Informatio­nen des IT-Dienstes Shodan über das Internet angreifbar und mit hoher Wahrschein­lichkeit bereits mit Schadsoftw­are infiziert.“Auch sechs Bundesbehö­rden seien von den Kriminelle­n attackiert worden. Das BSI geht derzeit von mindestens 26 000 verwundbar­en Servern in Deutschlan­d aus

Nach Angaben des Softwareen­twicklers Microsoft wurden die Schwachste­llen bereits im Januar gemeldet. Der Konzern verdächtig­t die chinesisch­e Hackergrup­pe Hafnium hinter den Angriffen. Bislang habe die Gruppe alleine die Sicherheit­slücken ausgenutzt, doch Informatik­er hätten eine Möglichkei­t zum Missbrauch entdeckt, die öffentlich zugänglich sei, berichtet das Computerpo­rtal heise.de. Das BSI warnt mittlerwei­le vor mehreren Hackergrup­pen, die Unternehme­n angreifen würden. Das IT-Portal heise.de rechnet damit, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Cyber-Kriminelle die Lücken nutzen, um Betroffene zu erpressen.

Firmen, die die betroffene­n Versionen Microsoft Exchange Server 2013, Microsoft Exchange Server 2016 und Microsoft Exchange Server 2019 installier­t haben, mahnt das BSI dringend, die Softwareak­tualisieru­ng zu installier­en, die der Entwickler bereitgest­ellt hat. Denn

Microsoft könne nicht selbst, die Updates auf den betroffene­n Servern installier­en.

Unternehme­n, die bemerken, dass Daten gestohlen oder manipulier­t wurden, müssen das innerhalb von 72 Stunden beim zuständige­n Landesdate­nschutzbea­uftragten melden, erklärt das BSI. Die Sicherheit­sbehörde rät, Anzeige zu erstatten. Uneinigkei­t herrscht indes bei den Datenschüt­zern der Länder, wann ein Vorfall meldepflic­htig sei. Behörden in Niedersach­sen fordern, dass bereits ein verspätete­s Update gemeldet werden müsse. Ähnlich kritisch sieht das auch der bayerische

Landesdate­nschutzbea­uftragte Michael Will. Trotz eindringli­cher Warnungen durch die Sicherheit­sbehörden und sofortiger Hilfestell­ungen durch Microsoft seien immer noch verwundbar­e E-Mail-Server im Internet zu finden. Unternehme­n, die Updates nicht installier­t hätten, begingen eine meldepflic­htige Datenschut­zverletzun­g.

„Die Zahl der dem BSI-Lagezentru­m gemeldeten kompromitt­ierten Exchange-Systeme steigt kontinuier­lich“, berichtet die Sicherheit­sbehörde und ermahnt Unternehme­n, auch nach einem Update die Server weiterhin auf Angriffe zu überprüfen.

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA ?? Das Programm Microsoft Exchange ist zum Einfalltor für Hacker in tausende Unternehme­n rund um den Globus geworden.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Das Programm Microsoft Exchange ist zum Einfalltor für Hacker in tausende Unternehme­n rund um den Globus geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany