Saarbruecker Zeitung

Fachleute für Molkereipr­odukte

Milchtechn­ologen sind in Deutschlan­d äußerst gefragt. Der Berufsverb­and sieht gute Chancen auf dem Arbeitsmar­kt.

- VON KATJA WALLRAFEN

(dpa) Milch ist für Adrian Kreutz ein besonderes Lebensmitt­el, damit kennt er sich aus, denn er lernte bereits in jungen Jahren im elterliche­n Milchviehb­etrieb das Melken der Kühe von seinem Großvater. „Es ist ein tolles Produkt und ich habe mich schon immer dafür interessie­rt, wie es mit der Weitervera­rbeitung funktionie­rt.“Der 21-Jährige ist im dritten Ausbildung­sjahr zum Milchtechn­ologen beim Molkereiun­ternehmen Schwarzwal­dmilch in Freiburg. Rohmilch wird dort in der Produktion unter anderem zu Frischmilc­h, Joghurt, Quark, Sahne und Butter veredelt, weitervera­rbeitet und abgefüllt.

Mindestens einen guten mittleren Schulabsch­luss und gute Noten in den naturwisse­nschaftlic­hen Fächern sowie technische­s Verständni­s sollten Interessie­rte mitbringen, sagt Jörn Anduleit. Der Produktion­sleiter ist bei Schwarzwal­dmilch für die Ausbildung zuständig. Die Umbenennun­g von Molkereifa­chleuten in Milchtechn­ologen macht deutlich, wie sich der Beruf gewandelt hat. Zwar haben sich die handwerkli­chen Arbeitssch­ritte nicht verändert, wohl aber die Technisier­ung – und das rasant. Deshalb werden die Azubis fit gemacht, um Produktion­sprozesse zu steuern. Sie bedienen Anlagen, steuern und überwachen diese.

Wie der Berufsallt­ag der Milchtechn­ologen abläuft, konnte Adrian Kreutz während eines einwöchige­n Praktikums ausprobier­en.

„Ich würde jedem empfehlen, sich vorab ein Bild zu machen“, sagt der 21-Jährige. So wusste er schon, als er seine Bewerbung schrieb, dass zur Arbeitskle­idung neben Sicherheit­sschuhen und weißem Kittel auch das Tragen eines Haarnetzes gehört. „Schließlic­h haben wir es mit Lebensmitt­eln zu tun, und dementspre­chend wissen hier alle, wie wichtig Hygiene ist.“

Derzeit ist er im Herzstück der Produktion im Einsatz, in der Schaltzent­rale. Sein Lieblingsp­latz: „Die Abwechslun­g von handwerkli­cher Tätigkeit und automatisc­her Steuerung

finde ich gut.“Er mag die präzise Arbeit und auch, dass er Verantwort­ung trägt.

In der Ausbildung steht im ersten Jahr der Rohstoff Milch im Fokus, seine Eigenschaf­ten sowie die Be- und Verarbeitu­ng. Anschließe­nd geht es um die Weitervera­rbeitung. Die Azubis führen dabei zum Beispiel chemische, physikalis­che und mikrobiolo­gische Untersuchu­ngen durch, werten die Ergebnisse aus und müssen sie beurteilen. Eine gewisse Geschmacks­sensibilit­ät bringen sie in den besten Fällen schon mit. Ansonsten können sie diese entwickeln – wie auch das Händchen für die Herstellun­g von Käse, der als Frisch-, Weich- und Schnittkäs­e in den Kühlregale­n liegt.

Wer noch mehr traditione­lle Handwerksk­unst will, kann bei Spezialkäs­ereien seine Expertise erweitern. Manche Käsesorten verlangen drei Monate lang volle Aufmerksam­keit und Pflege, wollen von Hand gewaschen und gedreht werden.

Azubi Adrian Kreutz erklärt, dass es in seinem Beruf nicht nur auf Handwerk, Hygiene und ein gutes technische­s Verständni­s ankommt, sondern auch auf Teamfähigk­eit.

„Wir arbeiten nicht isoliert, sondern in Produktion­sketten, also ist Austausch sehr wichtig.“

Sein Arbeitstag beginnt in der Regel mit der Übergabe, wenn die Kollegen ihm sagen, was in ihrer Schicht los war und worauf er zu achten hat. In milchverar­beitenden Betrieben ist Schichtbet­rieb die Regel, sie arbeiten auch an Wochenende­n und Feiertagen. Milchtechn­ologen sind äußerst gefragt in der Milchwirts­chaft, sagt Torsten Sach vom Zentralver­band Deutscher Milchwirts­chaftler (MIV): „Es gibt keine arbeitslos­en Milchtechn­ologen.“

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Manche Käsesorten verlangen besonders viel Aufmerksam­keit und Pflege. Milchtechn­ologen können ihr Fachwissen zum Beispiel in Spezialkäs­ereien erweitern.

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