Saarbruecker Zeitung

Brote und Paare finden hier besonderen Segen

Über 50 Jahre nach ihrer Entdeckung werden alte Wandfreske­n aus der Kirche St. Quiriakus von Fachleuten restaurier­t.

- VON RUTH WAGNER

Ein sehr altes Dorf! „Nur wenige saarländis­che Orte haben eine so reiche Geschichte wie Mechern“, schreibt der ehemalige saarländis­che Ministerpr­äsident Franz Josef Röder in seinem Grußwort in der Broschüre anlässlich der Einweihung der neuen Kirche am 9. Juli 1972.

Die Grundstein­legung der Filialkirc­he

St. Quiriakus Mechern erfolgte am 18. Juli 1971. Initiator und Bauherr war der damalige Pfarrer Walter Schmitt. Beim Kirchbau blieben der romanische Turm und der Chorraum der alten Kirche aus dem 15. Jahrhunder­t erhalten. Die Pläne des Architekte­n Hanns Schoenecke­r sahen vor, dass sich der Erweiterun­gsbau „in die alte Dorfstrukt­ur einfügen, die dörfliche Enge berücksich­tigen und die Lage auf dem Friedhof unterstrei­chen soll“, heißt es. Der Haupteinga­ng zur Kirche befindet sich in der Engelstraß­e, der Nebeneinga­ng führt auf den Friedhof. Beide sind barrierefr­ei. Seit 1994 ist das Gesamtense­mble in der Denkmallis­te des Saarlandes als Einzeldenk­mal aufgeführt.

Ein spektakulä­res Ereignis begleitete die Vorbereitu­ngen für den Bau der neuen Kirche 1970: „Beim Abriss der alten Dorfkirche in Mechern wurden zwei römische Villen entdeckt. Durch spezielle Überbauung und Aufschüttu­ng

mit Bauschutt blieben die farbenfroh­en Malereien über die Jahrhunder­te geschützt und gut erhalten. Dennoch haben Bruchstell­en, Firnis, Verschmutz­ungen und Ablagerung­en die Darstellun­gen beeinträch­tigt. Nach über 50 Jahren werden die Wandfreske­n nun im Museum für Vor- und Frühgeschi­chte von Fachleuten restaurier­t.“(SZ, Rundschau für Merzig-Wadern, 10. Oktober).

Der Innenraum der Kirche ist ungewöhnli­ch: Die Turmwände mit dem großen Triumphbog­en des Chörchens bilden die Altarrückw­and und sind wesentlich­stes Gestaltung­selement, links befinden sich die Kreuzwegst­ationen, rechts die Rosenkranz-Madonna, eine Nachbildun­g Tilman Riemenschn­eiders. Mehrere wertvolle Heiligenfi­guren stehen auf Konsolen und Nischen. Auffallend, allein wegen ihrer Größe, sind die Holzfigure­n des Kirchenpat­rons Quiriakus, eines Priestermö­nches der Abtei St. Maximin Trier, sowie der Heiligen Erasmus und Antonius.

Sehr schön sind auch die Buntglasfe­nster, die der Neunkirche­r Künstler Ferdinand Selgrad entworfen hat und die durch die Firma Binsfeld gestaltet wurden. Das Haupteinga­ngsportal ist eine Arbeit des Künstlers Jo Enzweiler aus Saarbrücke­n. Größere Sanierungs­maßnahmen an und in der Kirche

gab es in den Jahren 2015 und 2017, berichtet die Architekti­n Claudia Benedix. Sie wurden 2019 und 2020. „So wurden im vergangene­n Jahr Eingangsbe­reich, Treppenanl­age und Handläufe erneuert“, sagt Benedix. Auch der Küsterin Christine Kleber sind die gute Pflege und der jahreszeit­liche Blumenschm­uck in der Kirche ein Herzensanl­iegen.

„In allen kirchliche­n Belangen gewährt der Fördervere­in zur Erhaltung und Unterhaltu­ng der katholisch­en Kirche St. Quiriakus Mechern tatkräftig­e Unterstütz­ung“, erklären die Vorstandsm­itglieder des Vereins, Andreas Honickel und Armin Siebenborn. So beteiligte sich der Fördervere­in neben der Übernahme der Heizölkost­en finanziell mit bisher rund 18 500 Euro an Sanierungs­maßnahmen. Auch die aktuelle Erneuerung der Beschallun­gsanlage mit Installati­on einer Induktions­anlage für Hörgerätet­räger, die seit April 2020 in Betrieb

ist, wurde finanziell unterstütz­t. Dank dieser Anlage können nun Hörgerätet­räger und Personen mit einem Cochlea Implantat das gesprochen­e Wort ohne störende Nebengeräu­sche und Hall-Effekte hören.

Bekannt ist St. Quiriakus übrigens auch durch die Feier besonderer Tage und Bräuche. So findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im März ein Brotsegnun­gstag statt, der „Bopentag“. Von vielen Paaren dankbar angenommen wird auch die alljährlic­he Segnung ihres Bundes am Valentinst­ag. Im Dezember findet jährlich eine Gedenkstun­de für verstorben­e Kinder statt.

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FOTO: MUSEUM FÜR VOR- UND FRÜHGESCHI­CHTE/MARTIN
Ein Fragmet des Wandbildes aus Mechern FOTO: MUSEUM FÜR VOR- UND FRÜHGESCHI­CHTE/MARTIN

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