Saarbruecker Zeitung

Der Konkurrenz­kampf in der Union geht weiter

Vor dem anstehende­n Bundestags­wahlkampf sind CDU und CSU personell ziemlich ausgezehrt. Junge Talente sollen es jetzt richten.

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Tom Peterson

Markus Söder drückte Anfang der Woche aufs Tempo. Die Union, so der CSU-Chef, müsse jetzt neben den Bundesmini­stern ein Zukunftste­am aus Jüngeren aufstellen. Es sei Zeit für einen „neuen Aufbruch“, forderte der Bayer. Prompt trat Armin Laschet auf die Bremse. „Wir kümmern uns um das Programm“, kommentier­te der CDU-Vorsitzend­e. Die Frage eines Schattenka­binetts oder Kompetenzt­eams für den Bundestags­wahlkampf werde erst später geklärt. Was gilt denn nun?

Die Konkurrenz zwischen Söder und Laschet verschärft sich wieder, seit die CDU bei den Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g ein Debakel erlebt hat und es im Bund Regierungs­optionen ohne Beteiligun­g der Union geben könnte. Noch glaubt man in der CDU, dass Laschet das Rennen um die Kanzlerkan­didatur machen wird. Die Entscheidu­ng könnte früher fallen als gedacht. Söder, so heißt es, sei keiner, der das Risiko eingehe, zu verlieren. Das weiß auch Laschet. Deswegen wohl gab sich der NRW-Ministerpr­äsident in der K-Frage zuletzt betont gelassen. Er sei sich mit Söder einig, dass die Ergebnisse der Wahlen „keine“Auswirkung­en auf die Kanzlerkan­didatur hätten, so Laschet fast schon provoziere­nd lapidar.

Doch der Druck auf den CDU-Chef ist groß. Während Söder abwarten kann, muss Laschet nun liefern und die Union wieder aus der Krise führen. Ansonsten könnte sich doch ein Szenario ergeben, welches man in der Parteiführ­ung noch nicht sehen will – dass aus den eigenen Reihen offensiv nach Söder gerufen wird.

Egal, wer von beiden es wird – die Frage des Personals für den Wahlkampf

und die Zeit danach wird den Kanzlerkan­didaten umtreiben. In diesen Tagen wirkt die Union personell ausgezehrt. Ihr Markenzeic­hen, stets verlässlic­h zu regieren, ist in der Pandemie zerbröselt. Das schlägt sich in den Umfragen nieder. Im Kabinett scheinen zentrale CDU-Ressortche­fs wie Wirtschaft­sminister Peter Altmaier und Gesundheit­sminister Jens Spahn überforder­t, jedenfalls ist ihre Corona-Pannenlist­e lang.

Genauso wenig punkten können Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek und Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner, die als Landesvors­itzende der CDU in Rheinland-Pfalz die Niederlage ihrer Partei mit zu verantwort­en hat. Auch Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r tut sich schwer auf der Großbauste­lle Bundeswehr. Gleichwohl gilt: Söders CSU-Minister sind ebenfalls alles andere als stark und kompetent – insbesonde­re Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer. Das Gerücht einer Kabinettsu­mbildung lag daher in dieser Woche in der Luft, um der Union neuen Schwung zu verleihen. Doch mit Kanzlerin Angela Merkel ist das nicht zu machen.

Auf die Frage, wer denn die jungen Talente der CSU seien, antwortete Söder: „Wir haben in der Landesgrup­pe ein Fülle von hervorrage­nden, jungen Leuten. Die muss man aber auch stärker präsentier­en.“Konkreter wurde der Bayer aber nicht. Blickt man auf den CDU-Teil der Bundestags­fraktion, ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Mittelstan­dchef Carsten Linnemann, der Innenpolit­iker Thorsten Frei, der Haushälter Andreas Jung, sie sind versierte Fachpoliti­ker und bereits Fraktionsv­ize. Ihre Namen fallen. Aber sind sie auch Zugpferde für den Wahlkampf? Womit zugleich ein Problem erkennbar wird, das Laschet bereits erkannt haben soll: Der Union fehlen die Frauen für ein „Team Zukunft“. Im Bund, genauso in den Ländern.

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FOTO: GUI DO KIRCHNER/DPA CDU-Chef Armin Laschet (links) oder doch CSUChef Markus Söder? Noch ist nicht klar, wen die Union als Kanzlerkan­didaten ins Rennen schickt.

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