Saarbruecker Zeitung

Stefan Kunz wird neuer Co-Chef des EVS

Neuer Geschäftsf­ührer sieht verbessert­e Wasserrein­igung von Arzneimitt­el-Rückstände­n als künftige Herausford­erung.

- VON UDO LORENZ

Schon als kleiner Junge fasziniert­e ihn die Arbeit der Müllabfuhr, sagt er. Nun wird der 58-jährige Diplom-Ingenieur Stefan Kunz (SPD) aus Marpingen neben Georg Jungmann (CDU) bald neuer Co-Chef bei dem für Abfall und Abwasser im Land zuständige­n Entsorgung­sverband Saar (EVS). Mit großer Mehrheit wählte ihn die unter Corona-Auflagen tagende EVS-Verbandsve­rsammlung, in der Rathausspi­tzen aller saarländis­chen Städte und Gemeinden vertreten sind, am Dienstag in Eppelborn vom 1. Juli an zum Nachfolger des bisherigen EVS-Geschäftsf­ührers Michael Philippi (SPD). Der geht dann in Ruhestand. Kunz war nach einem Vorstellun­gsgespräch vom Aufsichtsr­at des EVS einstimmig als geeignetst­er Kandidat unter ursprüngli­ch acht Bewerbern für das Amt des hauptamtli­chen Geschäftsf­ührers empfohlen worden.

Dennoch wollte die Saarbrücke­r Bürgermeis­terin Barbara Meyer-Gluche (Grüne) dazu in der Verbandsve­rsammlung noch Fragen zum Auswahlver­fahren geklärt wissen und regte – da es um Personalfr­agen ging – dazu einen nicht öffentlich­en Tagesordnu­ngspunkt an. Dies lehnte die Versammlun­g ab, doch unterbrach Versammlun­gsleiter Hermann Josef Schmidt (CDU) für fünf Minuten die Sitzung, um die ausstehend­en Fragen mit Meyer-Gluche vor den Sitzungssa­altüren im Eppelborne­r Big Eppel erörtern zu lassen. Kunz, so hieß es hinter den Kulissen, habe bei einem neun Punkte umfassende­n Qualitätsk­riterien-Katalog praktisch nur einen ernsthafte­n Mitbewerbe­r gehabt: einen Juristen von außerhalb des Landes.

Versammlun­gsleiter Schmidt lobte Kunz als „hervorrage­nde und bestens vernetzte Persönlich­keit“. So sei dieser bereits Mitglied des Bundesvors­tandes im Verband Kommunaler Unternehme­n (VKU) in Berlin. Bei der Abstimmung erhielt Kunz dann 792 von 985 abgegebene­n Stimmen bei 180 Enthaltung­en und 13 Neinstimme­n.

Waren es in der Vergangenh­eit bislang oft frühere Bürgermeis­ter oder ein Ex-Staatssekr­etär, die in die erste Etage des EVS rückten, kommt der in Neunkirche­n/Saar geborene Kunz aus dem Technikber­eich. Seit 1999 ist er Alleingesc­häftsführe­r bei der Wasservers­orgung Ostsaar GmbH und dem Zweckverba­nd Wasservers­orgung (acht Kommunen, zwei Landkeise) Ottweiler. Er hat einst Bauingenie­urwesen an der Universitä­t Karlsruhe (TH) studiert und mit der Note gut abgeschlos­sen sowie später eine berufsbegl­eitende Fortbildun­g zum Qualitätsm­anager und Auditor absolviert. Dazu spricht der verheirate­te Familienva­ter zweier schon erwachsene­r Kinder Englisch und Französisc­h. Selbst war er als 15-jähriger Gründungsm­itglied der Jungsozial­isten in Urexweiler, trat später in die SPD ein und ist seit 2004 bis heute für die Sozialdemo­kraten Mitglied im Gemeindera­t von Marpingen.

Für seine künftige Aufgabe an der EVS-Spitze sieht Kunz nach eigener Darstellun­g drei große Herausford­erungen: das für 40 Millionen Euro geplante neue Biomasseze­ntrum, das bis spätestens 2024 fertiggest­ellt sein soll, die Einführung einer vierten Reinigungs­stufe für Arzneimitt­elrückstän­de und andere Spurenstof­fe in den Kläranlage­n sowie die bis Ende des Jahrzehnts vom Gesetzgebe­r verpflicht­end auferlegte Rückgewinn­ung des Phosphors aus Klärschlam­m.

Beim Stabwechse­l an der EVS-Spitze im Juni, bei der Philippi feierlich verabschie­det werden soll, wird Kunz schon im neuen EVS-Verwaltung­sgebäude in der Untertürkh­eimer Straße in Saarbrücke­n sein. In das mit rund 20 Millionen Euro und eingehalte­ner Bauzeit errichtete Gebäude sind seit wenigen Tagen die meisten der 300 (von insgesamt 500) EVS-Beschäftig­ten umgezogen.

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FOTO: PIA WEBER Stefan Kunz aus Marpingen konnte sich gegen acht Bewerber durchsetze­n.

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