OB Conradt ist verantwortlich
Zur Berichterstattung über den Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Giu, Martin Welker, und seine Mahnbescheide
Der Saarbrücker OB Conradt hatte offensichtlich eine geniale Idee, als er den Juristen Martin Welker zum Manager und Problemlöser für das Ludwigsparkstadion machte und ihm etwas später die Geschäftsführung der städtischen Giu (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung) übertrug. Die vakante Stelle des städtischen Baudezernenten war als Karrierehöhepunkt für den Wunschkandidaten des OB angedacht. Doch es kam anders. Nach etlichen persönlichen und fachlichen Eskapaden des Anwaltes mit der roten oder gelben Warnweste, die er auch im Gerichtssaal trug, war der Traum von der obersten Baudezernentenstelle für Martin Welker ausgeträumt.
Dafür bedankte sich der ehemalige Wunschkandidat des Saarbrücker OB mit einem Mahnbescheid und etlichen Anwaltsrechnungen im Umfang von vier Millionen Euro an die Stadt Saarbrücken und die städtische Giu, deren Geschäftsführer immer noch Martin Welker ist. Es ist fast unglaublich, aber wahr: Derselbe Martin Welker stellt als Geschäftsführer einer Anwalts-GmbH horrende finanzielle
Forderungen an die Stadt Saarbrücken und an die städtische Giu, für deren Geschäftsführung ebenfalls Welker zuständig ist. Welker ist damit gleichzeitig sozusagen in Personalunion Kläger und Beklagter. Die Verantwortung für dieses personalpolitische Desaster trägt der Saarbrücker OB, der in einem Interview in der SZ vom 1. Februar 21 großspurig wie viele Politiker von Leuchtturmprojekten (Großes entsteht immer im Kleinen) und einer soliden finanziellen Basis redet und für die Fehler der Vergangenheit die politischen Vorgänger verantwortlich macht.
Noch stärker kann der Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht sein. All diese Vorkommnisse könnte man als politische Lachnummer ansehen, wenn es nicht das Geld des saarländischen Steuerzahlers wäre, das durch politische Fehlentscheidungen und mangelnde Kompetenz ausgegeben wurde und immer noch ausgegeben wird. Mit einem professionellen Management haben solche personalpolitischen Fehlgriffe wenig zu tun, eher erinnern sie an Verhaltensweisen einer politischen Laienspielschar. Das Vertrauen des Bürgers gegenüber den politischen Entscheidungsträgern wird dadurch nicht gestärkt.
Peter Jung, St. Wendel