Saarbruecker Zeitung

Neandertal­er-Gene können vor Corona schützen

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(np) Der Neandertal­er ist schon vor Jahrtausen­den aus Europa verschwund­en, Teile seines Erbguts sind aber bis heute erhalten, erklären Wissenscha­ftler des Max-Planck-Instituts für evolutionä­re Anthropolo­gie (Leipzig). Bis zu zwei Prozent des Erbguts der heutigen Europäer stammten vom Neandertal­er. Sogar über die Wirkungen dieses genetische­n Erbes bis zum heutigen Tag wissen die Forscher einiges zu sagen. Es habe die runde Kopfform des modernen Menschen bestimmt und senke bei Frauen das Risiko für Fehlgeburt­en. Und sogar in der Corona-Pandemie spielt das Erbgut des Neandertal­ers eine Rolle.

In einer gemeinsame­n Untersuchu­ng mit Forschern des schwedisch­en Karolinska-Instituts haben Wissenscha­ftler des Max-Planck-Instituts herausgefu­nden, dass der wichtigste genetische Risikofakt­or

für einen schweren Verlauf der Krankheit vom Neandertal­er stammt. Er sitze im Chromosom 3 des menschlich­en Genoms und erhöhe das Risiko, bei dieser Infektion künstlich beatmet werden zu müssen oder sogar zu sterben, dramatisch.

Allerdings, das hätten nun weitere Untersuchu­ngen ergeben, habe der moderne Mensch von seinem Vor-Vorfahren nicht nur diese negativen Gen-Merkmale geerbt, berichten Hugo Zeberg vom Karolinska­und Svante Pääbo vom vom-Planck-Institut. Es gebe weiteres Neandertal­er-Erbgut im Chromosom 12, das wiederum das Risiko einer schweren Erkrankung um ein Fünftel reduzieren könne.

Die Untersuchu­ng habe schließlic­h auch ergeben, dass das Corona-Schutzprog­ramm, das der moderne Mensch vom Neandertal­er mitbekomme­n hat, möglicherw­eise noch weitere segensreic­he Wirkungen mit sich gebracht habe. Denn dieser Teil des Neandertal­ergenoms habe sich im Erbgut seit der vergangene­n Eiszeit immer weiter verbreitet. Heute habe ihn die Hälfte aller Menschen außerhalb Afrikas im Genom. Svante Pääbo: „Das Immunsyste­m der Neandertal­er beeinfluss­t uns offensicht­lich noch heute – sowohl positiv als auch negativ.“

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