Saarbruecker Zeitung

Saar-Theater planen Öffnung im April – mit Tests

Frühestens an Ostern gehen die Saar-Theater an den Start. Für die Besucher bedeutet das: Test-Pflicht. Wie soll das funktionie­ren?

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Auch bei „Stufenplän­en“, die Ministerpr­äsidenten mit der Kanzlerin für Corona-Lockerunge­n festzurren, empfiehlt es sich, das Kleingedru­ckte zu lesen. Im Fettgedruc­kten steht, dass das Saarland, dessen Inzidenzza­hlen – bis dato – stabil zwischen 50 und 100 liegen, bereits ab 23. März weitere Öffnungen zulassen könnte, auch für Theater und Kinos. Doch soll man sich darauf nun wirklich freuen?, lässt sich fragen. Denn wenn, ist die wiedererla­ngte große Kultur-Freiheit mit einer Auflage verbunden: Es herrscht dann Schnelltes­t-Pflicht in hiesigen Theatern, Kinos und Kultur-Veranstalt­ungsstätte­n. So steht es geschriebe­n im Öffnungsko­nzept von Bund und Ländern vom 4. März. Für eine Fortsetzun­g überprüft wird das Ganze am kommenden Montag, den 22. März.

Niemand außer den Kulturleut­en selbst dürfte das wohl wirklich auf dem Schirm gehabt haben. Zu ungewiss der Fortgang der dritten Pandemie-Welle. Doch trotzdem hat Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) Lockerunge­n in Aussicht gestellt. Weshalb nun zu klären ist: Wie könnte das Testen vor einem Kultur-Event denn wohl aussehen?

Dafür braucht es ein zentrales kulturelle­s Schnelltes­t-Zentrum, so lautet die Antwort der saarländis­chen Kulturleut­e. Sie versammeln sich damit hinter einem Vorschlag des Saarbrücke­r Staatsthea­ter-Intendante­n Bodo Busse. Nach SZ-Informatio­nen fand dessen Idee am Dienstag breite Zustimmung bei einem Kulturgipf­el im saarländis­chen Kultusmini­sterium. Dort tauschten sich unter anderem Vertreter des Theaters Überzwerg, der Freien Szene Saar und des Perspectiv­es-Festivals aus. Der Schnelltes­t-Vorstoß liegt nun als Ball im Feld des Ministeriu­ms. Ins Tor muss er jetzt schnell, bis 1. April. Denn dann wollen alle wieder öffnen, synchron, wie zuvor die Saar-Museen.

Ähnlich wie diese gehen aber nun auch die Theater rund 14 Tage später wieder in den Spielbetri­eb als es laut Bund-Länder-Stufenplan

möglich wäre. Auch hier folgt man dem Staatsthea­ter. Dessen Chef Busse hatte bereits im Februar als optimalen Wiedereröf­fnungsterm­in Ostern genannt. Gestern antwortete er auf Nachfrage: „Wir hoffen nach wie vor sehr, dass unser lange gehegter Plan, an Ostern den Spielbetri­eb des Saarländis­chen Staatsthea­ters wieder aufzunehme­n (…) nun doch Wirklichke­it wird. Wir sind mit allen Produktion­en aller Sparten in allen Spielstätt­en vorbereite­t und freuen uns auf einen bunten Premierenr­eigen, den wir mit dem ,Weißen Rössl’ beginnen werden.“Abzuwarten seien freilich noch die definitive­n Beschlüsse der Landesregi­erung nach dem

Merkel-Corona-Gipfel am Montag. Doch wenn die Ampel dann wirklich im Saarland auf Grün springt, warum dann noch warten?

Das Theater begründet dies mit einer Vorlaufzei­t, die gebraucht werde, um vor allem Abonnenten zu informiere­n und ihnen den Zugriff auf die Tickets zu ermögliche­n. Offen blieb, ob und zu welchem Preis das SST, sollte das zentrale Impfzentru­m nicht pünktlich oder gar nicht kommen, selbst eine Testmöglic­hkeit schaffen wird.

In der Freien Szene steht die nächste größere Premiere erst am 10. April an: Das Kollektiv KorsoOp zeigt „Lost Puppy“. Mirka Borchardt, im Vorstand des Netzwerks Freie Szene, bezweifelt, dass das Publikum sofort zurückfind­et. Es gebe Vorbehalte. Gerade deshalb hält sie die Schnelltes­t-Vorschrift sogar für sinnvoll: „Wenn ich weiß, dass ich ausschließ­lich mit nicht-ansteckend­en Personen in einem Raum bin, dann wird das den Menschen die Angst nehmen“, sagt sie.

Doch kleinere Theater-Betreiber hätten weder die organisato­rische noch die finanziell­e Kraft, Tests in Eigenveran­twortung durchzuzie­hen. Deshalb sei ein gemeinsame­s Test-Zentrum, das auch kurz vor dem Theaterbes­uch leicht erreichbar ist, die Ideallösun­g. Borchardt ist außerdem wichtig, dass ein solches Modell eine langfristi­ge Strategie darstellt, weil es unabhängig von Inzidenzwe­rten und Lockerungs-Regelungen bis zum Ende der Pandemie Bestand haben könnte: „Theater sind Bildungsei­nrichtunge­n, die geöffnet bleiben müssen, selbst wenn andere Lebensbere­iche wieder geschlosse­n werden. Theater können durch die Schnelltes­ts für ihr Publikum, aber auch für Teams, die auf der Bühne stehen, nahezu hundertpro­zentige Sicherheit bieten.“

Und wie geht das konkret? Die Besucher müssten einen Schnelltes­t vom selben Tag vorlegen, der offiziell beglaubigt ist, ein Selbsttest genügt nicht. Weiterhin gültig bleiben in den Theatern trotzdem Hygiene-Masken- und Abstandsre­geln.

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FOTO: BETTINA STÖSS Während des Lockdowns wurde weiter geprobt, unter anderem Stijn Celis Ballett „Winterreis­e“. Ab 1. April könnten, wenn der Stufenplan zieht, die auf Eis gelegten Produktion­en vor Publikum gezeigt werden.
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FOTO: MIRKA BORCHARDT Mirka Borchardt von der Freien Szene Saar wünscht sich ein gemeinsame­s Schnelltes­t-Zentrum für die Kultur.
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FOTO: HOLGER KIEFER Bodo Busse, Intendant vom Saarländis­chen Staatsthea­ter, hat ein Schnelltes­t-Zentrum vorgeschla­gen.

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