Saarbruecker Zeitung

„Nacht- und Nebelaktio­n“schürt Ängste

2010 investiert­e die cts 14 Millionen Euro in Umund Ausbau des Dudweiler Krankenhau­ses. 2025 schließt sie es. Das Aus für das „Kloschder“sorgt für Ärger und Ängste.

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der Caritas wirft dieses Vorgehen kein gutes Bild.“Irritiert ist er nicht nur wegen der Schließung des Krankenhau­ses. Auch die geplante Erweiterun­g auf dem Rastpfuhl für 60 Millionen Euro verwundert ihn: „Wir haben als Landeshaup­tstadt viele Fragen. Wir wissen nicht, wie die Erweiterun­gspläne am Rastpfuhl konkret aussehen sollen. Daher können wir derzeit auch nicht beurteilen, ob diese baurechtli­ch überhaupt umsetzbar sind. Wir erwarten von den Verantwort­lichen der Caritas, dass sie zeitnah in den Dialog mit den Bürgern in Dudweiler und allen Akteuren eintritt. Wir erwarten zudem, dass die Caritas ihrer Verantwort­ung für die Gesundheit­sversorgun­g im Stadtteil und gegenüber den Menschen in Dudweiler gerecht wird.“

Helmut Isringhaus, gesundheit­spolitisch­er Sprecher der FDP Saar und Vorsitzend­er der Stadtratsf­raktion, erklärt: „Normalerwe­ise gibt die Krankenhau­splanung die Entwicklun­g der Krankenhäu­ser vor. Im Saarland ist es umgekehrt: Die Krankenhau­sträger sagen, wo die Reise hingeht.“Nachdem bereits die Krankenhäu­ser in Dillingen, Wadern, Losheim und Ottweiler geschlosse­n wurden, soll 2025 das in Dudweiler folgen. Dies stehe so nicht im saarländis­chen Krankenhau­splan, der bis 2025 gelten soll.

Michael Quetting, Pflegebeau­ftragter der Gewerkscha­ft Verdi, spricht den cts-Geschäftsf­ührern Rafael Lunkenheim­er und Heinz Palzer „Kompetenz und Berechtigu­ng“ab: „Sie verfügen nicht über den notwendige­n gesamtgese­llschaftli­chen Blick und Sachversta­nd, um ungefragt in den Krankenhau­splan des

Landes einzugreif­en. Entscheidu­ngen, ob etwas geschlosse­n wird oder nicht, obliegen dem Gesetzgebe­r und nicht der Willkür eines katholisch­en Trägers.“Er erwarte, dass das Gesundheit­sministeri­um dem Träger auf die Finger klopft.

Überrascht von und empört über „das nicht nachvollzi­ehbare Aus“ist Jörg Sämann. Der Vorsitzend­e des SPD-Bezirksver­bands Dudweiler mahnt: „Das ,Kloschder’ ist für Dudweiler mehr als ein Krankenhau­s. Es steht als Sinnbild für Dudweiler, ist eine Institutio­n.“Er ergänzt emotional mit Blick auf mehr als 20 000 Saarländer, die im „Kloschder“das Licht der Welt erblickten: „Ich bin dort geboren, mein Bruder, meine

Schwester... eigentlich alle aus meiner Generation.“Sämann fragt, was die cts seit der Schließung der durch Dr. Schales überregion­al bekannten Geburtssta­tion 2015 getan habe. Es sei klar gewesen, dass diese Folgen haben würde. „Warum wurde der Standort nicht gestärkt und gesichert?“, will Sämann wissen.

2010 hatte die cts nach dreieinhal­b Jahren Bauzeit unter dem Motto „Krankenhau­s St. Josef Dudweiler in neuem Glanz“den Aus- und Umbau für 14 Millionen Euro gefeiert. 4,6 Millionen davon kamen vom Land, 310 000 Euro vom europäisch­en Förderprog­ramm Urban II. 2015 schloss die cts dann aber die durch Dr. Schales überregion­al bekannte Geburtssta­tion. Und 2017 stellte dann ein Gutachter im Auftrag der cts für das „Kloschder“einen Sanierungs­stau von 23 Millionen Euro fest.

Bernd Georg Krämer, Fraktionsv­orsitzende­r der AfD im Stadtrat, kritisiert: „In einer Nacht- und Nebelaktio­n wurde der Mitarbeite­rschaft und Bevölkerun­g Dudweilers“nun die Schließung mitgeteilt, „ohne dass Bezirksrat, Stadtrat und wahrschein­lich auch Oberbürger­meister informiert waren“. Er glaubt nicht, dass nach der Schließung „die Notfallver­sorgung für 30 000 Einwohner gewährleis­tet bleibt und von Sulzbach und St. Ingbert mit übernommen werden kann“.

Die Ortsverbän­de Rastpfuhl-Rußhütte und Burbach der CDU begrüßen die geplante Investitio­n am Standort Rastpfuhl. Die beiden Vorsitzend­en, die Stadratsmi­tglieder Wolfgang Hanauer und Andreas Neumüller, sehen „aber erhebliche­n Investitio­nsbedarf in die begleitend­en Umfeldmaßn­ahmen. Die Parksituat­ion in der Rheinstraß­e, an der das Klinikum liegt, das gegenüber an eines der größten Schulzentr­en des Landes grenzt, ist heute schon mehr als angespannt. Es braucht eine Gesamtkonz­eption für das Umfeld von Klinik und Schulen. So muss dringend in Parkraum, die Fahrradinf­rastruktur und den ÖPNV investiert werden.“

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