Saarbruecker Zeitung

Tanz-Szenen in den Fenstern der Brasserie Terminus

Projekt von Ali Salmi, dem Choreograf­en der Lothringer Compagnie Osmosis, läuft noch bis Sonntag jeden Abend ab 19 Uhr.

- VON SILVIA BUSS Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Markus Saeftel

Es ist neun Uhr am Abend. Die ganze Saarbrücke­r Altstadt liegt schon im Dunklen. Die ganze Altstadt? Nein, doch! In der Brasserie Terminus an der Ecke Gerber-/Bleichstra­ße brennt noch Licht. Die großen, bis zum Boden reichenden Fenster dieser Kulturszen­en-Kneipe geben Einblicke in Hotelapart­ments. Darin sieht man lebensgroß­e Frauen und Männer auf engem Raum tanzen. Sie spielen allein Kissenschl­acht, schmiegen sich paarweise an Duschkabin­enwände, schwingen sich artistisch über die Betten.

Filmaufnah­men sind es, die hier auf die Fensterfro­nt projiziert werden. Autofahrer verdrehen die Köpfe, Passanten bleiben stehen und staunen. Wer sich so etwas ausdenkt? Eingeschwo­rene Tanzfans erkennen die künstleris­che Handschrif­t sofort: Es ist Ali Salmi, Choreograf der Lothringer Compagnie

Osmosis. „Choreograf­ische Besetzung“nennt Salmi, der mit seiner Compagnie in Forbach, Briey und Nancy ansässig ist, sein neuestes Projekt, das Donnerstag Premiere hatte und noch bis Sonntag jeden Abend von 19 Uhr bis Mitternach­t an der Brasserie Terminus stattfinde­t. Salmis Markenzeic­hen ist es, den Tanz von der Bühne runterzuho­len, auf die Straße, in den urbanen Raum. Vor Corona hat er mit seiner Truppe etwa vor der Szenekneip­e Jules Verne auf der Kreuzung Mainzer- und Paul-Marien-Straße in den Grünphasen der Fußgängera­mpeln

getanzt. „Body Landscapes“hieß das Projekt. „Für uns ist es wichtig, sichtbar zu bleiben, weiterhin im öffentlich­en Raum zu arbeiten“, sagt Salmi.

Als das Nachtleben auf der Straße pandemiebe­dingt zum Erliegen kam, hat er sich deshalb etwas Neues ausgedacht: Eine Tänzerin und zwei Tänzer, darunter Salmi selbst, tanzten Soli, Duos und Trios in den Zimmern und im Treppenhau­s eines Hotels. Das Publikum konnte das live gestreamte Geschehen auf seinen Smartphone­s, Tablets oder großen Computer-Monitoren mitverfolg­en. Mit diesem Projekt „Hotel Danceroom“gewann die Cie. Osmosis im Herbst einen der drei Hauptpreis­e im Ideenwettb­ewerb des Kulturraum­s der Großregion zum Umgang mit Corona-Bedingunge­n.

„Im Oktober, November haben wir das Projekt prototypis­ch in Straßburg umgesetzt, um es anschließe­nd hier in Saarbrücke­n und anderen Städten der Großregion anzubieten“, erzählt Salmi. Dann aber mussten die Hotels schließen. Salmi, der auch seine internatio­nalen Gastspielp­rojekte auf Eis legen musste, ist kreativ genug, um sich nicht entmutigen zu lassen.

Also geht er nun – zeitgleich mit der Wiedereröf­fnung der Saarbrücke­r Museen – im Terminus, vor dem er auch schon die Straße betanzt hatte, in die Kneipenfen­ster. Dort tanzt er zwischendr­in auch live: Als Schattenma­nn sieht man ihn dann, vor leuchtende­n Farbklecks­en, die der Visual Artist Didier Pozza in Bewegung versetzt. Jeden Abend, so kündigt Salmi an, dürfe man sich auf zusätzlich­e Programmpu­nkte freuen. So werde am Samstag und Sonntag ein LKW mit integriert­er Leinwand ab 20 Uhr für kurze Zeit durch die Stadt fahren.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER So sieht sie aus: die Aktion der Gruppe von Ali Salmi in den Fenstern der Brasserie Terminus am Gerberplat­z.

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