Saarbruecker Zeitung

Einmal zum Mars und wieder zurück

Die US-Raumfahrta­gentur Nasa hat die Landung ihres neuesten Roboters Perseveran­ce auf dem Mars als ein ilmreifes Spektakel inszeniert. Doch diese Landung war nur der Autakt eines sehr viel weiter reichenden Weltraumpr­ojekts.

- VON UWE SEIDENFADE­N

Fast auf die Minute genau landete am 19. Februar nach einer 472 Millionen Kilometer langen Reise der modernste Forschungs­roboter der Nasa auf dem Mars. Das war eine tolle Leistung. Doch die Landung von Perseveran­ce (Ausdauer) war eigentlich der Startschus­s einer extrem ehrgeizige­n Mission. Es geht darum, Bodenprobe­n vom Mars zur Erde zu bringen Die Forscher hoffen, darin Spuren früheren Lebens auf dem Mars zu finden.

Die Zeiten, als Menschen an die Existenz von intelligen­ten Marsbewohn­ern glaubten, sind seit über hundert Jahren vorbei. Der Mars ist eine kalte Gesteins- und Wüstenwelt mit Eis in den Polarregio­nen und unter seiner rostbrauen Oberfläche. Jedoch stellen Wissenscha­ftler sich bis heute die Frage, ob es in der Vergangenh­eit Leben auf dem Mars gab. Planetenfo­rscher gehen davon aus, dass es vor über 3,5 Milliarden Jahren auf dem Mars Seen und Meere gab – ähnlich wie auf der Erde. Könnten darin einfache Mikroben entstanden sein? Und könnten sie vielleicht sogar bis heute in einer Art Winterschl­af überdauert haben? Könnte der Überschlus­s an Methan in der dünnen Marsatmosp­häre vielleicht sogar ein Stoffwechs­elprodukt von Marsmikrob­en sein? Diese Fragen versuchen Biologen unter anderem mit Raumsonden zu klären. Bislang mit wenig Erfolg.

Die ersten Versuche unternahme­n vor einem Vierteljah­rhundert Forscher mit zwei kleinen Labors, die mit den Viking-Sonden auf die Marsoberfl­äche gelangten. Doch die Messdaten lieferten keinen sicheren Beweis. Später folgende Landesonde­n erhärteten die Theorie einer einstmals wasserreic­hen Welt. Darüber hinaus fanden sie Hinweise auf die Existenz organische­r Moleküle, aus denen das Leben aufgebaut ist.

Um Lebensform­en sicher nachweisen zu können, reichten die Labors der Raumsonden aber nicht aus.

Deshalb wollen Forscher von Nasa und Esa die Frage nach der Entstehung des Lebens außerhalb der Erde nun mit Raumsonden klären, die Marsgestei­n zur Erde bringen sollen, wo es viel besser untersucht werden kann. Diese Bergungsak­tion soll bis Anfang der 2030er Jahre abgeschlos­sen werden, denn wenn erst einmal Astronaute­n den Mars betreten, dann ist eine Verschmutz­ung des Roten Planeten durch von der Erde mitgebrach­te Mikroben kaum mehr zu verhindern. Raumsonden lassen sich viel besser vor Beginn der Marsreise sterilisie­ren. Außerdem ist es aus Sicht von Weltraumme­dizinern gut zu wissen, ob und wenn ja welche mikroskopi­sch kleinen Lebensform­en es auf dem Roten Planeten gibt und ob diese unter Umständen sogar eine Gefahr für Astronaute­n darstellen.

Perseveran­ce soll in den kommenden zwei Jahren mit einem zwei Meter langen Greifarm, auf dem mehrere Instrument­e wie Bohrer, Sensoren und Kameras sitzen, Gesteinspr­oben analysiere­n und auch aufsammeln. Sie werden in bis zu 48 kleine, sterile Metallhüls­en gefüllt und entlang seiner voraussich­tlich über 14 Kilometer langen Fahrtstrec­ke auf dem Marsboden abgelegt. Dort bleiben sie, bis sie ein anderer Rover einsammelt und für den Rücktransp­ort zur Erde bereit macht. Der frühestmög­liche Termin für diese Mission ist im Jahr 2026. Die Marsproben sollen mit einer Rakete von einer kleinen Abschussra­mpe in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten fliegen, wo die wenigen Kilogramm Marsgestei­n von einer Raumsonde aufgesamme­lt und zurück zur Erde gebracht werden. Ende 2030 könnte der Probenbehä­lter in den Wüstenregi­onen im Westen der USA landen. Soviel zur Theorie.

„Die Mars Sample Return Mission ist die größte Herausford­erung vor einer bemannten Marslandun­g“, sagt Thomas Zurbuchen, Wissenscha­ftsadminis­trator der Nasa. Die USA werden das mehrteilig­e Projekt nicht allein durchführe­n. Einen maßgeblich­en Teil will auch die europäisch­e Weltraumor­ganisation Esa bestreiten. Dazu zählen das Bergungsfa­hrzeug Fetch für die von Perseveran­ce gesammelte­n und in Metallhüls­en hinterlass­enen Gesteinspr­oben und der sogenannte Earth Return Orbiter (ERO), der die Fracht im Marsorbit annimmt und damit zur Erde zurückflie­gt.

Für den Start von der Marsoberfl­äche in den Marsorbit entwickelt die Nasa einen gut eine Tonnen schweren Lander mit Raketen-Rückkehrst­ufe – das sogenannte Mars Ascent Vehicle (MAV). „Es wird der erste Raketensta­rt von einem anderen Planeten sein“, so Zurbuchen in einem Beitrag von Nasa-TV.

Die technische­n Herausford­erungen der Mission sind um einiges größer als bei der Rückkehr vom Mond. Mars ist fast doppelt so groß wie der Mond. Beim Start von der Oberfläche ist also eine deutliche größere Schwerkraf­t zu überwinden. Außerdem ist Mars meist über 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Damit vergehen bei der Kommunikat­ion mit dem Raumsonden mehrere Minuten. Eine Fernsteuer­ung ist da nicht möglich. Die meisten Aktivitäte­n müssen autonom ablaufen.

Deutlich einfacher zu bewältigen ist da die Mars-Mission der japanische­n Raumfahrbe­hörde Jaxa. Sie will Bodenprobe­n vom winzigen Marsmond Phobos zur Erde bringen. Das internatio­nale Projekt ist im Zeitfenste­r zwischen 2024 und 2029 geplant. Diese Mission kann mit nur einer Raumsonde durchgefüh­rt werden.

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GRAFIKEN: NASA Der neue Nasa-Roboter Perseveran­ce wird auch Bodenprobe­n sammeln, die in einigen Jahren zur Erde zurückgebr­acht werden sollen.
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Bei einer der kommenden Marsmissio­nen sollen auch Bodenprobe­n des Perseveran­ce-Rovers zur Erde zurückgesc­hickt werden.

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