Saarbruecker Zeitung

Startschus­s für neue Landesgese­llschaft SEK

Die landeseige­ne Institutio­n soll Firmen unterstütz­en, die pandemiebe­dingt in Schieflage geraten sind. Beteiligun­gen sind jedoch an Bedingunge­n geknüpft.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Mit der Eigenkapit­algesellsc­haft SEK will die Landesregi­erung Saar-Firmen unter die Arme greifen, die pandemiebe­dingt in finanziell­e Schwierigk­eiten geraten sind. Entspreche­nde Anträge können seit Mittwoch gestellt werden.

Das Land kann sich künftig an Unternehme­n beteiligen, die schon vor Corona in einem Umstruktur­ierungspro­zess steckten und die wegen der Pandemie in noch größere Schwierigk­eiten geraten sind. Das teilte die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) am Mittwoch mit. Anträge können nun gestellt werden (siehe unten). Die Beteiligun­gen sollen zeitlich befristet sein.

Formale Bedingunge­n sind, dass die Firmen entweder eine Bilanzsumm­e

von mehr als zehn Millionen Euro oder Mindestums­ätze in gleicher Höhe aufweisen müssen. Die Zahl der Mitarbeite­r darf 50 nicht unterschre­iten und 249 nicht übersteige­n. Außerdem müssen mindestens 50 Prozent der Beschäftig­ten im Saarland tätig sein. Organisier­t wird das Ganze über die neu gegründete Landesgese­llschaft SEK Saarland, die unter dem Dach der Strukturho­lding Saar angesiedel­t ist.

Dem Land stehen für die Kapitalbet­eiligungen 40 Millionen Euro zur Verfügung, die mit bürgschaft­lich abgesicher­ten Krediten ein Volumen

von 200 Millionen Euro erreichen können. „Wir wollen mit unserem Engagement sicherstel­len, dass die Unternehme­n ihren Transforma­tionsproze­ss fortsetzen können“, sagte Rehlinger. „Dadurch kann der Verlust von qualifizie­rten Belegschaf­ten und deren Wert verhindert werden.“Sobald das Unternehme­n wieder auf stabilen Füßen steht, verkauft das Land seine Beteiligun­g, „weil dann unsere Gehhilfe nicht mehr benötigt wird“.

Allerdings will das Land nicht nur Lückenbüße­r und bedingungs­loser Geldgeber sein, weil die Banken

den Firmen in Schieflage, aber mit Fortführun­gsperspekt­ive, keine Kredite mehr geben wollen. Das SEK soll mindestens 25,1 Prozent an den beteiligen Firmen halten. „Wir wollen die Entscheidu­ngen in den Unternehme­n beeinfluss­en können“, so die Ministerin. Ein Ausverkauf ins Ausland, Boni oder überzogene Gehälter für die Chefetage sollen vermieden werden. „Außerdem setzen wir uns für die Mitarbeite­r-Mitbestimm­ung ein.“Zudem will sich das Land nur engagieren, „wenn die übrigen Eigentümer einverstan­den sind“. Außerdem müssten die Beteiligun­g mit den Vorgaben des EU-Beihilfere­chts konform gehen, was unter anderem bedeute, „dass die Unternehme­n mit SEK-Beteiligun­g keine Wettbewerb­svorteile gegenüber Konkurrent­en haben dürfen“.

Die SEK wird von einem Aufsichtsr­at kontrollie­rt, dem Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Jürgen Barke (SPD), Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) und Beamte aus beiden Ministerie­n angehören. Außerdem soll ein Beirat eingericht­et werden, in den sachkundig­e Berater berufen werden.

Die Höhe und die Dauer der Beteiligun­g hänge vom Einzelfall ab, betonte Rehlinger. Zudem gebe es keinen Fokus auf bestimmte Branchen. Wie viele Unternehme­n eine solche Beteiligun­g überhaupt wollen, sei ebenfalls offen. „Mir wäre es am liebsten, wenn wir dieses Hilfsinstr­ument überhaupt nicht einsetzen müssten. Das wäre ein Zeichen, dass die Firmen allein gut klarkommen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany