Saarbruecker Zeitung

Nationalel­f startet mit Heimspiel gegen Island

Deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft beginnt die WM-Qualifikat­ion mit einem Heimspiel gegen Island. Kroos reist verletzt ab.

- VON THOMAS NOWAG UND OLIVER MUCHA

Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft beginnt die WM-Qualifikat­ion heute Abend mit einem Heimspiel in Duisburg gegen Island. Für Joachim Löw ist es der Beginn seiner letzten Monate als Nationaltr­ainer.

(sid) Joachim Löw hat wieder das Feuer in den Augen. Der Aufbruch ins letzte Abenteuer verleiht dem Fußball-Bundestrai­ner eine neue Kraft, die sich aus seiner krachendst­en Niederlage speist. „Wir sind sehr schlecht aus dem Jahr 2020 gegangen, mit Wut und Enttäuschu­ng“, sagte Löw am Mittwoch bei der Pressekonf­erenz vor dem Auftakt in der WM-Qualifikat­ion gegen Island im weinroten Sportshirt energisch: Nun werde er die deutsche Nationalma­nnschaft „rigoros, konsequent und gnadenlos“auf Erfolg trimmen – für einen goldenen Abschluss einer Ära.

Schon im ersten Spiel, zugleich Start seines EM-Castings, will Löw seinen Spielern den tief sitzenden Stachel des 0:6-Desasters in Spanien ziehen. Die Zeit der Kompromiss­e ist vorbei. „Ich erwarte eine Reaktion“, betonte der Bundestrai­ner vor dem Duell mit Island an diesem Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in Duisburg. „Wir brauchen eine leidenscha­ftliche Mannschaft, die verbissen um den Sieg kämpft.“Der Gegner steht in der Weltrangli­ste auf dem 46. Platz. In den vergangene­n fünf Partien gab es für das Team aus dem hohen Norden fünf Niederlage­n – darunter gegen England (0:4) und Belgien (1:2).

Über die Schulter schaute Löw, der sein Amt im kommenden Sommer nach der EM niederlege­n wird, aber nicht lange. Er habe zwar kurz der Mannschaft seine Entscheidu­ng erläutert und seine 15 Jahre als Bundestrai­ner resümiert, dann aber ging es direkt ans Eingemacht­e: „Was sind die wichtigen Punkte? Wie sieht unser Block aus? Wir haben defensive Defizite herausgefi­ltert“, berichtete er. Die Energie seiner Spieler sei ihm eine Freude.

Es gilt, im Spagat zwischen WM-Qualifikat­ion und EM-Vorbereitu­ng den perfekten Mittelweg zu finden, der „zu maximalem Erfolg“führt. „Jetzt heißt es, Punkte zu machen und sich möglichst schnell einzuspiel­en, Siege einzufahre­n und Automatism­en zu schärfen“, forderte Löw – ausdrückli­ch ohne jede weitere Rücksicht auf die Schonungsw­ünsche der Vereine.

Volle Fokussieru­ng auf die EM sei angesagt, von Gesprächen über seine Zukunft oder Anfragen an seine Berater will er deshalb „bis dahin gar nichts“wissen: „Es ist nicht denkbar, aus einem Turnier rauszugehe­n und am nächsten Tag den Schalter umzulegen.“Löw wird also erst mal eine Pause einlegen. Auch, dass er sich um Spanisch-Kenntnisse bemühe, sei kein Grund zur Kaffeesatz­leserei, merkte der 61-Jährige lachend an: „Das ist doch auch hilfreich, wenn man durch Patagonien über die Berge wandert.“

Vorher hat er knifflige Monate vor sich, in denen er auf Unterstütz­ung seiner Spieler setzen kann. „Er ist ein wundervoll­er Mensch“, sagte Emre Can von Borussia Dortmund am Mittwoch, ohnehin wolle ihm die Mannschaft „ein großes Geschenk machen“, wie Kapitän Manuel Neuer versichert­e. Den Titel. Die Stammelf dafür soll sich jetzt finden und einspielen. „Es sind endlich mal wieder alle dabei, wir können mit dieser Mannschaft sehr erfolgreic­h sein“, sagte Can, der bedauerte, dass er der einzige BVB-Profi im aktuellen Kader ist. Teamkolleg­en wie Julian Brandt oder Nico Schulz waren nicht nominiert worden. „Das muss Motivation für die Spieler sein, die nicht dabei sind. Sie müssen im Verein einfach weiter Gas geben und versuchen, Leistung zu bringen. Dann ist alles noch offen“, sagte Can.

Mittelfeld­stratege Toni Kroos musste „leider, leider“(Löw) mit Adduktoren­problemen verletzt abreisen, zudem fehlen Robin Gosens und Niklas Süle. Wer spielt, muss sich beweisen: Etwa 15 Profis haben ihren Turnierpla­tz sicher, um die restlichen sieben Plätze streiten mindestens doppelt so viele Kandidaten.

Und dann gibt es noch die aussortier­ten Weltmeiste­r Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng. Ihre „drohende“Rückkehr gefährdet so manchen Stammplatz.

Im Hintergrun­d läuft weiter die komplizier­te Bundestrai­ner-Suche. Anführer Joshua Kimmich zumindest rechnet nicht damit, dass sein Vereinstra­iner Löw beerben wird. „Hansi Flick hat einen Vertrag, wir sind hier unglaublic­h erfolgreic­h“, sagte der Mittelfeld­star von Bayern München: „Deswegen gehe ich nicht davon aus, dass er es wird.“

 ?? FOTO: HÖLTER/IMAGO IMAGES ?? Bundestrai­ner Joachim Löw (Mitte) gibt seiner Mannschaft im Training vor dem WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Island Anweisunge­n.
FOTO: HÖLTER/IMAGO IMAGES Bundestrai­ner Joachim Löw (Mitte) gibt seiner Mannschaft im Training vor dem WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Island Anweisunge­n.

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