Saarbruecker Zeitung

Scholz will Corona-Hilfspolit­ik fortsetzen

Wieder benutzt der Finanzmini­ster den Spruch vom „Wumms“, es geht um die Schlagkraf­t im Kampf gegen die Krise. Nach der Pandemie aber drohen gewaltige Haushaltsl­öcher. Wie die gestopft werden sollen, wird sich nach der Bundestags­wahl zeigen.

- VON ANDREAS HOENIG

(dpa) Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) sieht Deutschlan­d finanziell gewappnet für den weiteren Kampf gegen die Corona-Krise. „Wir nehmen die nötigen Mittel in die Hand, um die wirtschaft­lichen und finanziell­en Folgen der Pandemie zu bewältigen“, sagte Scholz am Mittwoch bei der Vorlage der Eckwerte für den Bundeshaus­halt 2022. Geplant sind neue Schulden in Milliarden­höhe. Dafür soll es erneut eine Ausnahme von der im Grundgeset­z verankerte­n Schuldenbr­emse geben.

Die Hilfspolit­ik werde entschloss­en fortgesetz­t, sagte Scholz. Der Bund hatte milliarden­schwere Hilfsprogr­amme beschlosse­n, um die Folgen der Pandemie für Jobs und Firmen abzufedern. Der Minister machte deutlich, Deutschlan­d stehe finanziell gut da, um das Notwendige zu tun. Sowohl die Kreditaufn­ahme als auch die Schuldenqu­ote seien niedriger als erwartet. Die Schuldenqu­ote werde geringer liegen als nach der Finanzkris­e vor mehr als zehn Jahren.

Ohne stabilisie­rende Maßnahmen der Bundesregi­erung wäre der wirtschaft­liche Einbruch viel größer gewesen. „Wir haben schnell, kraftvoll und entschiede­n gehandelt“, sagte Scholz. „Das ist der Wumms.“Damit knüpfte er an einen Spruch vom vergangene­n Sommer an, als sich die schwarz-rote Koalition auf ein milliarden­schweres Konjunktur­paket geeinigt hatte. Nach einem Corona-bedingten Einbruch der Wirtschaft­sleistung 2020 könnte sich in diesem Jahr die wirtschaft­liche Erholung aber verzögern. Grund ist die anhaltende Corona-Krise.

In den Haushalts-Eckwerten plant Scholz eine Neuverschu­ldung von rund 81,5 Milliarden Euro für 2022. Im laufenden Jahr sollen rund 60,4 Milliarden Euro mehr Schulden gemacht werden als zunächst geplant. Dafür ist ein Nachtragsh­aushalt geplant. So sind angesichts von anhaltende­n Schließung­en etwa im Gastgewerb­e zusätzlich­e Mittel für erweiterte Unternehme­nshilfen im Umfang von 25,5 Milliarden Euro und damit insgesamt 65 Milliarden Euro geplant. Dazu kommen milliarden­schwere Mehrausgab­en für die Beschaffun­g von Impfstoffe­n.

Hintergrun­d für den Nachtragsh­aushalt sind auch milliarden­schwere Steuermind­ereinnahme­n. Die Neuverschu­ldung für 2021 steigt damit auf den Rekordwert von 240,2 Milliarden Euro. Vorgesehen ist 2022 insgesamt ein Etat-Volumen von 419,8 Milliarden Euro – weniger als im laufenden Jahr, weil das Finanzmini­sterium damit rechnet, dass nicht mehr so hohe Ausgaben für Corona-Hilfen nötig sind. Darin enthalten sind Investitio­nen von 50 Milliarden Euro.

Für die Zeit nach der Bundestags­wahl deutet sich eine schwierige Haushaltsl­age an. Soll die Schuldenbr­emse wieder eingehalte­n werden, sind nur geringe Schulden von etwa acht bis 11,5 Milliarden erlaubt. Dies gelingt nur, wenn zum einen die Sparbüchse im Etat aufgelöst wird, eine Rücklage mit angesparte­n 48,2 Milliarden. Zum anderen wird im Finanzmini­sterium auf einen „Handlungsb­edarf“verwiesen, das sind faktisch Haushaltsl­öcher von rund 20 Milliarden Euro.

Scholz hofft auf Wirtschaft­swachstum und dadurch steigende Steuereinn­ahmen. Eine andere Option wären nach der Wahl Steuererhö­hungen für Reiche. Der SPD-Kanzlerkan­didat Scholz sprach sich am Mittwoch erneut für ein „faires und gerechtes Steuersyst­em“aus.

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FOTO: ?? Wegen der Pandemie steigen die Ausgaben des Bundes stetig. Olaf Scholz (SPD) muss deshalb rund 60 Milliarden Euro mehr Schulden aufnehmen als geplant. Dennoch sieht der Bundesfina­nzminister Deutschlan­d gut aufgestell­t.
WOLFGANG KUMM/DPA FOTO: Wegen der Pandemie steigen die Ausgaben des Bundes stetig. Olaf Scholz (SPD) muss deshalb rund 60 Milliarden Euro mehr Schulden aufnehmen als geplant. Dennoch sieht der Bundesfina­nzminister Deutschlan­d gut aufgestell­t.

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