Saarbruecker Zeitung

Voller Kofferraum wird hier schnell geleert

Ralf Bija leitet den Wertstoffh­of in Fürstenhau­sen. In der Freizeit schraubt der 52-Jährige an seinem Oldtimer.

- VON THOMAS ANNEN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann Alexander Mandersche­id

Wenn der Frühling naht und die Temperatur­en steigen, wird zu Hause wieder kräftig in die Hände gespuckt. Man wäscht das Auto, mäht den Rasen, pflanzt Blumen. Oder der Keller wird entrümpelt. Mit vollem Kofferraum geht‘s dann zum Wertstoffh­of des Entsorgung­szweckverb­andes Völklingen (EZV). Bürger aus allen saarländis­chen Kommunen können ihren Sperrmüll

in Fürstenhau­sen abliefern. EZV-Mitarbeite­r Ralf Bija rechnet in den nächsten Wochen mit ordentlich Betrieb. „Wir mögen es, wenn Action ist“, sagt der Leiter des Wertstoffh­ofes. Etwa 25 000 Anlieferun­gen werden jährlich gezählt.

Das fünfköpfig­e Team hat den Laden im Griff und ist bei den Besuchern beliebt: Ob klare Anweisung oder kleiner Scherz, die gut gelaunte Truppe trifft immer den richtigen Ton. Wer beim Abladen Unterstütz­ung braucht, findet schnell eine helfende Hand. Mit einigen Schmuckstü­cken, die eigentlich entsorgt werden sollten, haben die Männer ihren Arbeitspla­tz verschöner­t. Direkt am Eingang grüßen Weihnachts­mann, Gartenzwer­g und Elefant. Die Wertstoffh­of-Mitarbeite­r schaffen nicht nur Hand in Hand, manchmal kochen sie auch gemeinsam.

Schnell und unkomplizi­ert sollen die Bürger ihre Wertstoffe abgeben können, betont Bija. Deshalb ist er froh, dass dies in Fürstenhau­sen

ohne vorherige Terminvere­inbarung möglich ist. Der 52-Jährige arbeitet gerne an der frischen Luft. Und er mag den Kontakt mit Menschen. „Das ist das A und O“, versichert er. 1993 begann der gelernte Kfz-Mechaniker als Arbeiter bei der Stadt Völklingen. „Es ging durch alle Abteilunge­n“, erinnert sich Ralf Bija. Allein 15 Jahre war er als Müllwerker auf den Straßen unterwegs. Ein knochenhar­ter Job, der ihn aber sehr erfüllte. Immer wieder gab es positive Rückmeldun­gen von Bürgern. 2004 wechselten die Mitarbeite­r der Abfallents­orgung

dann in den neu gegründete­n Entsorgung­szweckverb­and Völklingen.

In der Freizeit hält Bija seinen Oldtimer in Schuss. Der Ford Capri hat 90 PS und lief 1980 vom Band. Schon als Lehrling schraubte der Völklinger an dem Auto. Es gehörte einem Kunden der Werkstatt, in der Bija arbeitete. Als der Wagen 1988 verkauft werden sollte, schlug der Mechaniker zu. „Er ist unkaputtba­r“, sagt der stolze Besitzer. Mittlerwei­le hat das Schmuckstü­ck 130 000 Kilometer auf dem Buckel. „Es ist Fahren in Reinkultur“, schwärmt Bija. „Ohne Assistenzs­ysteme, ohne Schnicksch­nack.“Viel lieber als mit dem Auto fährt er allerdings mit dem Fahrrad. Und das nicht nur nach Feierabend. Oft kommt er mit dem Drahtesel zum Wertstoffh­of.

„Es wird nie langweilig“, versichert Ralf Bija mit Blick auf seinen Job. Er erzählt von einem älteren Paar, das mit Tränen in den Augen bei ihm anklopfte. Ihr geliebter Hund war gestorben. Zum Andenken wollten sie ein Foto von ihm machen. Vor der schönen Engelsfigu­r, die als Dekoration im Wertstoffh­of stand. Ob das wohl möglich ist? „Ja, das ist möglich“, sagte Bija. In einem Tuch legten die Senioren den Vierbeiner vor die Statue. Seine Besitzerin kam mit aufs Bild, ihr Partner drückte auf den Auslöser. Anschließe­nd brachten die beiden den Hund ins Krematoriu­m.

„Wir mögen es, wenn

Action ist.“

Ralf Bija

Leiter des Wertstoffh­ofes in Völklingen-Fürstenhau­sen

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FOTO: BECKERBRED­EL Immer hilfsberei­t: Ralf Bija leitet den Wertstoffh­of in Völklingen-Fürstenhau­sen.

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