Rathaus-Job für Bruder des Bürgermeisters
Völklinger SPD kritisiert Einstellung, die Fraktionen von CDU und Wir Bürger weisen das zurück. Ein Ausschuss hatte dafür gestimmt.
Der Bruder des Völklinger Bürgermeisters Christof Sellen (CDU) arbeitet jetzt auch im Rathaus. Das hat Stadtsprecher Sebastian Feß der SZ bestätigt. Der Neue sei seit Anfang März als Sachbearbeiter in der Zentralen Vergabestelle tätig. „Die untersteht der Oberbürgermeisterin“, teilt Feß mit.
„Herr Sellen verfügt über ein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften, welches ihn als Volljurist für diese Stelle befähigt.“
In der Stellenausschreibung stand, der Bewerber müsse ein Studium in einem wirtschaftsrechtlichen Studiengang, ein Studium der Rechtswissenschaften mit 1. oder
2. juristischer Prüfung oder die Befähigung für den gehobenen Dienst in der allgemeinen Verwaltung vorweisen können. Die Stelle war am
19. September 2020 nach Angaben des Pressesprechers extern ausgeschrieben. „Es wurden sieben Bewerberinnen und Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen, die das Anforderungsprofil erfüllen konnten. Der Einstellungsausschuss hat in seiner Sitzung am 23.11.2020 die Einstellung eines Bewerbers beschlossen. Bei diesem handelt es sich um den Bruder des Bürgermeisters.“
In diesem Ausschuss sitzen je zwei stimmberechtigte Mitglieder der CDU und SPD sowie ein Mitglied der Fraktion „Wir Bürger Völklingen“.
Ohne Stimmrecht ist auch jeweils ein Vertreter von AfD, Grünen, Linke und der Fraktion FDP/Freie Wähler dabei. Feß teilt weiter mit: „Die Besoldung erfolgt nach der Besoldungsgruppe A 10 SBesG (Saarländisches Besoldungsgesetz) bzw. Eingruppierung in die Entgeltgruppe 9 c TvöD.“Das Grundgehalt in der Entgeltgruppe 9c beträgt nach Internet-Recherchen in der ersten Stufe rund 3330 Euro.
SPD-Fraktionschef Erik Kuhn sagt, die beiden Sozialdemokraten hätten im Einstellungsausschuss gegen den Bewerber gestimmt. Im Sinne der Bestenauswahl hätte die SPD-Fraktion gern mehr Bewerber
gehabt, meint Kuhn. Denn in der Ausschuss-Sitzung hätten nur noch zwei Kandidaten zur Auswahl gestanden. „Das ist mir zu wenig.“
Die SPD habe beantragt, eine Frau, die bei dem Termin verhindert war, noch mal einzuladen. Das sei abgelehnt worden. Dem Vertreter von
„Wir Bürger Völklingen“kam also eine entscheidende Bedeutung zu. Das ist Manfred Becker. Er sagt: „Eine Parteizugehörigkeit interessiert mich generell nicht.“Ein Bewerber müsse dem Anforderungsprofil entsprechen. Wenn er die Qualifikation hat, dann höre er sich den Kandidaten an. Er sei der bessere Kandidat gewesen. Eine Empfehlung von Seiten der Verwaltung habe es nicht gegeben, betont Becker und ergänzt auf Nachfrage: „Gemauschelt wurde hier gar nichts.“
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Rabel erklärt: „Der Bewerber Sellen hat sich auf eine Ausschreibung hin beworben und sodann ein ganz normales Bewerbungsverfahren mit weiteren Bewerbern durchlaufen inklusive Auswahlgespräch im Einstellungsausschuss.“Er habe den besten Eindruck hinterlassen und bringe alle erforderlichen Qualifikationen mit. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder habe Sellens Einstellung zugestimmt.
Stefan Rabel sagt, er gehöre dem Ausschuss nicht an und wisse, dass die Einstellung Anlass zu Gerüchten geben könnte. Der Fraktionschef versichert: „Ich habe mich aus dem Verfahren strikt herausgehalten und keinerlei Einfluss genommen. Die CDU-Mitglieder waren zu jedem Zeitpunkt in ihrer Entscheidung unbeeinflusst von Dritten, es gab weder Absprachen noch Versuche der Einflussnahme von außen.“