Schon die Römer hackten unsere Bäume ab
Die Wälder und ihr Zustand beschäftigen viele Menschen in unserer Region. In unserer neuen Serie blicken wir auf das Thema Wald und Waldkrisen im Verlauf der Geschichte.
Die keltischen Küfer oder Böttcher, wie man die Fassbauer nennt, fertigten später die Fassdauben auch aus härterem Holz wie Eiche oder Akazie. Ein Bierfass aus Holz musste daneben aufgrund der entstehenden Kohlensäure einem höheren Druck als ein Weinfass standhalten und wurde aus diesem Grund aus dickeren Dauben gefertigt. Ein weiterer Vorteil des Fasses lag in seiner leichteren Handhabung, denn durch die bauchige Form konnten Fässer leicht gerollt, aber trotzdem platzsparend gestapelt werden1.
Man sieht an diesen wenigen Beispielen, dass der Wald schon in vorgeschichtlicher Zeit von den damals lebenden Menschen auf vielfache Art und Weise in wirtschaftlicher Hinsicht genutzt wurde. Allerdings lässt sich sagen, dass diese wirtschaftliche Nutzung aufgrund der relativ geringen Anzahl an Menschen, die damals lebten, sich immer in einem Gleichgewicht von Holzentnahme oder sonstiger Waldnutzung und entsprechendem Zuwachs an Holz bewegte, modern gesprochen also einem Prinzip der Nachhaltigkeit folgte. Dies änderte sich dann allerdings in gewisser Weise, als die Römer und die von ihnen mit eingeführten Innovationen unsere Region erreichten. Mit den Römern trat deshalb ein ganz bedeutender Schub, was die Nutzung der Wälder angeht, ein. Frühe Holzlehmbauten wurden nach und nach durch Stein- und Fachwerkbauten ersetzt. Für den Verkehr wurde es erforderlich, die Ortsstraßen mit Sandsteinen und Kies zu befestigen. Archäologische Befunde zeigen, dass in der gesamten Siedlung städtische Lebensweise und ein gewisser Wohlstand herrschten. Die meisten Häuser waren mit durchbohrten Holzstämmen an eine Wasserversorgung angeschlossen. Ebenso liefen entlang der Straßen auf beiden Straßenseiten überdeckte Abwasserleitungen.
Die Römer brachten mannigfache Innovationen ins Land und verstärkten damit aber auch gleichzeitig die Nutzung der Wälder in vielerlei Hinsicht. Zwischen 58 und 51/50 vor Christus hatte Cäsar mit seinen Truppen Gallien von den Pyrenäen bis zum Rhein erobert und dabei auch die Stämme der Treverer und Mediomatriker unterworfen. Ein Jahr nach Cäsars Tod im Jahr 44 vor Christus gründeten die Römer in der Provence am Zusammenfluss von Rhône und Saône die Stadt Lugdunum, das heutige Lyon. Diese entwickelte sich in der Folgezeit zum politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt Galliens. Mit der darauffolgenden verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Erschließung des Landes begann die Epoche der gallorömischen Zivilisation, die erst in der Spätantike mit der Landnahme germanischer Völkerschaften ihr Ende finden sollte.
Auch Roms Präsenz im Moselland war schnell ausgebaut und verstärkt worden. Schon im Jahr 16 vor Christus gründeten die Römer mit der Augusta Treverorum (Trier) ein Verwaltungszentrum nach römischen Maßstäben und eine neue Stadt, die einige Jahre später schon eine bedeutende provinzialrömische Metropole darstellte.
Angesichts der insgesamt gesehen doch sehr blutigen Eroberung Galliens durch Cäsar erstaunt die folgende, offenbar im Gegensatz dazu sehr gemäßigte und tolerante römische Kolonialpolitik. Spätestens mit Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus war die Provinz vollständig in das Imperium integriert und ihre Bewohner dürften sich als Teil des römischen Reiches verstanden haben.
Die Römer begannen nach der Eroberung Galliens, ein umfassendes Straßennetz anzulegen, dessen Mittelpunkt Lugdunum/Lyon bildete. Von dort aus führten einige Straßen in den Nordosten Galliens und damit auch in und durch unsere Region. So verlief von Toul aus eine dieser Straßen die Mosel entlang über Metz nach Trier und von dort eine weitere Trasse über Bitburg nach Köln.
In nordsüdlicher Richtung war Trier wiederum mit Argentoratum/ Straßburg verbunden. Von der Moselstadt aus verlief eine Straßentrasse zunächst nach Pellingen, wo sie sich teilte. Eine der beiden Trassen erreichte bei Beckingen das Saartal und folgte diesem über die Siedlungen (Vici) Contiomagus/Pachten und Saravus/Saarbrücken bis Saarburg in Lothringen. Der andere Zweig der Straße führte über Zerf zum Vicus (Siedlung) „Wareswald“bei Tholey und von hier aus über den Vicus „Schwarzenacker“bei Homburg der Trasse zu, die durch das Saartal führte. Im Verlauf dieser Trassen bildeten, neben den bereits erwähnten Vici „Wareswald“und „Schwarzenacker“, auch der Vicus „Bliesbruck“bei Reinheim eine bedeutsame Station. Zur Römerzeit bildeten gerade auch die von Metz nach Nordosten verlaufenden Strecken wichtige Durchgangsstraßen hier in der Saarregion.
So überquerte eine von dort nach Worms führende Straße beim Vicus Saravus/Saarbrücken die Saar. Die Strecke von Metz nach Mogontiacum/Mainz verlief durch das Niedtal, kreuzte bei Pachten die Saar und führte von hier zum Vicus „Wareswald“bei Tholey und von da weiter in Richtung Mainz.
Kleinere Gewässer wurden in römischer Zeit meist an einer Furt durchquert, während bei Flüssen Holzbrücken das Gewässer überspannten und ein Überqueren ermöglichten. An größeren Übergängen, wie in Trier über die Mosel, ruhten die hölzernen Brückenaufleger auf steinernen Pfeilern. Von den Hauptstraßen zweigten wiederum Nebenstraßen zu den entfernt liegenden Gushöfen, den villae – wobei es sich bei diesen um kleinere und größere Gehöfte, aber auch um palastartige, herrschaftliche Villenanlagen handeln konnte – sowie zu Heilthermen, Tempeln und Heiligtümern ab. Unterwegs gab es Pferdewechselstationen (mutationes) sowie Rast- und Gasthäuser (mansiones, stabulae).
An den Überlandstraßen bildeten sich Wegestationen, aus denen wiederum häufig kleine Städtchen, die bereits genannten Vici, entstanden, die aus einer größeren Ansammlung von Häusern mit Wohnungen, Werkstätten, Läden und Tavernen bestehen konnten. Häufig lagen die Vici gerade an den Kreuzungspunkten der großen überörtlichen Verbindungsstraßen. So bot das antike Contiomagus, aus dem Pachten, heute Stadtteil von Dillingen, aufgrund seiner Lage an der unteren Saar zwischen den Mündungen von Nied und Prims ideale siedlungsgeographische Voraussetzungen.
Diese hatten die Römer wohl dazu veranlasst, eine wahrscheinlich schon vorhandene kleine keltische Siedlung am Schnittpunkt der beiden Fernstraßen von Trier über Saarbrücken nach Straßburg und von Metz nach Mainz zu einem regionalen Zentrum auszubauen. Darüber hinaus begünstigten sowohl die schiffbare Saar als auch eine Furt über den Fluss die weitere Entwicklung des Ortes.
Contiomagus ist dabei eine von bislang vier bekannten Vicus-Anlagen im Saarland, zu denen noch der Vicus Saravus in Saarbrücken, der Vicus im Wareswald bei Tholey und der von Homburg-Schwarzenacker zählen. Dazu kommt noch der auf der anderen Seite der Blies schon in Lothringen gelegene Vicus „Bliesbruck“.
Am besten ist von den im Saarland bekannten Vici mit Sicherheit derjenige von Schwarzenacker erforscht, wobei allerdings bisher nur ein Teil der römisch-keltischen Etappensiedlung ausgegraben worden ist. Dieser Vicus, dessen Name ebenso wenig wie der des im Wareswald bei Tholey gelegenen überliefert ist, befand sich etwa zwei Kilometer südlich der Kreuzung der römischen Fernwege Trier – Straßburg und Metz – Worms im Bereich des heutigen Homburger Stadtteils Schwarzenacker.
Zisterziensermönche, die im 14. Jahrhundert in der Nähe im Kloster Wörschweiler lebten, hatten anhand von Fundstücken schon vermutet, dass hier einst eine Römersiedlung gestanden haben musste. Da alles, was sie vorfanden, schwarz und verbrannt aussah, hatten sie den Ort einen „schwarzen Acker“genannt.
Hier lebten zur Römerzeit etwa 2000 Einwohner auf einer Siedlungsfläche von 25 Hektar mit zahlreichen Villen und Höfen. In der Bliesaue mit ihren fruchtbaren Böden gelegen, entwickelte sich die ursprünglich kleine keltische Siedlung in gallorömischer Zeit zu einem beachtenswerten Handelszentrum mit administrativen Funktionen. Die vorteilhafte Lage des Standorts und die günstigen Agrarbedingungen der Umgebung dürften maßgebliche Faktoren für den raschen Ausbau gewesen sein.
Frühe Holzlehmbauten wurden nach und nach durch Stein- und Fachwerkbauten ersetzt. Für den Verkehr wurde es erforderlich, die Ortsstraßen mit Sandsteinen und Kies zu befestigen. Archäologische Befunde zeigen, dass in der gesamten Siedlung städtische Lebensweise und ein gewisser Wohlstand herrschten. Die meisten Häuser waren mit durchbohrten Holzstämmen an eine Wasserversorgung angeschlossen. Ebenso liefen damals entlang der Straßen auf beiden Straßenseiten überdeckte Abwasserleitungen.
Ein weiterer, sehr bedeutender Vicus, dessen genauen Namen man ebenfalls nicht kennt, befand sich am Fuße des Schaumbergs zwischen den Gemarkungen der Gemeinden Tholey, Oberthal und Marpingen. Man hat ihm den Namen des Fundortes als Beiwort gegeben und ihn Vicus „Wareswald“genannt. Woher die Bezeichnung „Wareswald“kommt, ist bisher umstritten. Gesichert ist dagegen, dass diese Siedlung im ersten Jahrhundert nach Christus entstand und eine wirtschaftliche Blütezeit im zweiten Jahrhundert erlebte, als das Siedlungsgebiet sich über eine Fläche von rund 20 Hektar ausgedehnt und sich etwa 1000 Siedler dort niedergelassen hatten. Die gallorömische Siedlungsstätte war ein wichtiges Zentrum für Handel und Gewerbe in einer mit zahlreichen römischen Gutshöfen erschlossenen Region.
Contiomagus überdauerte später ebenso wie der Vicus Saravus den verheerenden Einfall der germanischen Stämme der Franken und Alamannen in den Jahren 275/76 wesentlich unbeschadeter als die Vici „Wareswald“oder „Schwarzenacker“. Zum besseren Schutz der Flussübergänge entschlossen sich die Römer nach diesem Einfall jedoch, an den beiden Saarübergängen jeweils ein Kastell zu errichten, das durchziehenden Händlern und Truppen Unterkunft und Sicherheit bieten sollte2. In Saarbrücken gibt es heute ein Kraftwerk, das in Saarnähe gelegen ist und den Zusatz „Am Römerkastell“führt.
< Wird fortgesetzt.