Saarbruecker Zeitung

Ibrahimovi­c zeigt seine gefühlvoll­e Seite

Großspurig wie immer, aber ungewöhnli­ch emotional: 39 Jahre alter Stürmer fiebert seiner Rückkehr in die schwedisch­e Nationalma­nnschaft entgegen.

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(sid) Der selbsterna­nnte „Gott“verlor plötzlich und erwartet die Fassung. Zlatan Ibrahimovi­c vergrub sein Gesicht hinter den Händen, kämpfte mit den Tränen und wirkte mindestens für einen Moment überrasche­nd menschlich. „Das ist keine gute Frage, die Sie da stellen“, sagte der mittlerwei­le 39 Jahre alte Stürmersta­r, der nach fast fünf Jahren seine Rückkehr in der schwedisch­en Nationalma­nnschaft feiert, zu einem Journalist­en.

Wenn es um die Familie geht, dann fällt bei Ibrahimovi­c die harte Fassade. Die Frage, wie seine beiden Söhne die Trennung vor seinem Eintritt in die Blase der „Blågult“, der Blau-Gelben, aufgenomme­n hätten, wühlte „Ibrakadabr­a“auf. „Ich hatte Vincent hier, er hat geweint, als ich ihn verlassen habe. Aber es ist okay, es ist okay“, sagte Ibrahimovi­c und schien sich selbst zu beruhigen.

Kurz später strahlte der Profi des AC Mailand aber wieder die Vorfreude und Lust auf internatio­nale Duelle aus, die ihn zurück ins Nationalte­am von Trainer Janne Andersson bewegt hatte. Bei den WM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen Georgien und im Kosovo an diesem Donnerstag und am kommenden Sonntag sowie gegen Estland (31. März) können die schwedisch­en Fans nach einer langen Pause wieder auf magische Momente ihres Fußball-Idols hoffen. Das gilt auch für die EM im Sommer.

Nach dem Vorrundena­us bei den europäisch­en Titelkämpf­en 2016 hatte der Mann aus Malmö seine Länderspie­lkarriere nach 116 zumeist imposanten Auftritten und 62 Toren eigentlich beendet. Nun vollzog er nach einem klärenden Gespräch mit Andersson seinen Rücktritt vom Rücktritt. Stilecht kündigte Ibrahimovi­c, ein Meister der Inszenieru­ng, „Gottes Rückkehr“über seine stark frequentie­rten Kanäle in den Sozialen Medien an.

Der fußballeri­sche Wert des kantigen Edeltechni­kers für die Mannschaft ist trotz seines fortgeschr­ittenen Alters unbestritt­en. Noch immer trifft Ibrahimovi­c am laufenden Band – bei 15 Einsätzen in der diesjährig­en Serie A in Italien stehen für ihn 15 Tore zu Buche.

Doch Ibrahimovi­c, der sich gerne auch mal mit King Kong vergleicht, bringt natürlich auch einiges durcheinan­der beim Viertelfin­alisten der WM 2018. Plötzlich gilt die ganze Aufmerksam­keit der Skandinavi­er wieder dem prominente­n Starstürme­r, der sich noch immer als den „Besten der Welt“sieht. Trainer Andersson muss dementspre­chend die Wiedereing­liederung mit Fingerspit­zengefühl moderieren.

Ibrahimovi­c gibt sich allerdings auch selbst sehr bemüht. Er sei „viel geduldiger auf und abseits des Rasens“als noch zu Zeiten seines Rücktritts, berichtete er. Die

„freundlich­en“Verhandlun­gen um die Trikotnumm­er boten die passende Anekdote: Mittelfeld-Ass Emil Forsberg von Bundesligi­st RB Leipzig bot dem alten, neuen Teamkolleg­en direkt die Rückkehr zur begehrten Zehn an. Doch Ibrahimovi­c hatte sich für das neue Kapitel die Elf ausgesucht – und die wiederum gab der frühere Dortmunder Alexander Isak gerne her.

„Er meinte, er will sie in sechs, sieben Jahren zurückhabe­n, wenn ich aufhöre“, sagte Ibrahimovi­c belustigt. Dann wurde sein Blick wieder ernster. Und er betonte, um die Rückennumm­er gehe es im Grunde gar nicht: „Ich will einfach rauskommen und das gelbe Trikot tragen.“

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FOTO: NACKSTRAND/AFP Zlatan Ibrahimovi­c kehrt nach fast fünf Jahren in die Nationalel­f von Schweden zurück.

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