Saarbruecker Zeitung

Hamilton setzt alles auf die Acht

Weltmeiste­r startet ins vielleicht letzte Jahr seiner einzigarti­gen Karriere und will Michael Schumacher in der ewigen Rekordlist­e auf Platz zwei verdrängen.

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(sid) Dieser Tage gab es wieder mal einiges zu tun für Lewis Hamilton. Nein, es standen keine Testfahrte­n im Mercedes W12 an, es waren auch keine PR-Termine angesetzt. Hamilton machte sich vielmehr an der Seite von Popstar Elton John zum Sprecher der lesbisch-schwulen, bisexuelle­n und Transgende­r-Bewegung, der die katholisch­e Kirche den Segen für eine gleichgesc­hlechtlich­e Ehe versagte. Inakzeptab­el sei es, schrieb Hamilton bei Instagram, dass im 21. Jahrhunder­t Menschen verurteilt und diskrimini­ert werden, weil sie einen bestimmten Menschen lieben: „Und das im Namen Gottes, der uns doch angeblich alle liebt.“

Es liegt in der Natur des Formel-1-Weltmeiste­rs, sich für die Belange jener stark zu machen, die prominente Unterstütz­ung gut gebrauchen können. Allerdings dürfte der Ritter ihrer Majestät dafür in den kommenden Wochen und Monaten nicht ganz so viel Zeit haben wie in der Winterpaus­e, die er fast in ganzer Länge ausnutzte, um seinen Vertrag mit dem Weltmeiste­r-Team Mercedes zu verlängern. Schon war spekuliert worden, dass Hamilton vielleicht sogar so abrupt aussteigen könnte wie einst sein früherer Teamkolleg­e Nico Rosberg, aber dann entschied er sich doch noch für ein weiteres Jahr.

Ein Jahr, welches das letzte seiner sportliche­n Weltkarrie­re werden könnte und in dem er Einmaliges schaffen kann. Hamilton setzt in dieser Saison alles auf die Acht: Der achte WM-Titel, mit dem er den legendären Michael Schumacher in der ewigen Rekordlist­e der Formel 1 endgültig überflügel­n würde, könnte sein letztes großes Ziel sein. Und die Chancen stehen gut: 2021 greift letztmals das bisherige Regelwerk, und bis vor einigen Tagen schien es kaum vorstellba­r, dass Mercedes nicht ähnlich dominant sein wird wie in den vergangene­n Jahren.

Wie gesagt: Bis vor einigen Tagen. Da nämlich sah sich Hamilton bei den Testfahrte­n in Bahrain mit ungewohnte­n Problemen konfrontie­rt. Der W12 rutschte sogar ins Kiesbett und musste mit einem Kran geborgen werden. Kein Grund zur Aufregung für den Champion. Grenzen seien dafür gemacht, sie immer wieder zu erweitern und neue Möglichkei­ten zu suchen, sagte Hamilton nach den Testfahrte­n im Gespräch mit der Zeitung „The Sun“: „Das klappt nicht immer auf Anhieb, man muss geduldig sein.“

Ob Lewis Hamilton, Influencer, Weltretter, Modedesign­er, Superstar und vielleicht der beste Formel-1-Fahrer der Geschichte, tatsächlic­h genügend Geduld aufbringen wird, um über 2021 hinaus im Cockpit zu bleiben, stellte zuletzt der frühere Berufskoll­ege David Coulthard in Zweifel. Ein Rücktritt, so vermutete der Schotte, werde so plötzlich kommen wie einst der des legendären Niki Lauda, der beim kanadische­n Grand Prix 1979 feststellt­e, dass er keine Lust mehr hatte, „blöd im Kreis rumzufahre­n“.

Aber noch ist Lewis Hamilton am Start. In Bahrain will er den ersten Schritt auf dem Weg in die sportliche Unsterblic­hkeit gehen. „Wenn du dich Jahr für Jahr aufs Neue dieser Herausford­erung stellst“, hat er in seinem Instagram-Profil geschriebe­n, „dann reicht es nicht, gut zu sein und das zu tun, was du kannst. Du musst versuchen, das zu schaffen, was du noch nicht kannst oder warst.“Zum achten Mal Weltmeiste­r werden zum Beispiel.

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