Saarbruecker Zeitung

Hans’ „mutiger Schritt“lässt die Saar-Wirtschaft aufatmen

Gastronomi­e und Handel begrüßen, dass die Landesregi­erung die Corona-Maßnahmen nach Ostern in einem Modellproj­ekt weitreiche­nd lockern will.

- VON MARTIN WITTENMEIE­R Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Tom Peterson

Mit Erleichter­ung hat die Saar-Wirtschaft am Donnerstag auf den Plan der Landesregi­erung für einen Ausstieg aus dem Corona-Lockdown nach Ostern reagiert. „Es ist ein Anfang und mehr, als wir zu Beginn der Woche hatten“, sagte Frank Hohrath, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) im Saarland auf Anfrage unserer Zeitung. Endlich gebe es die „Perspektiv­e, die wir lange eingeforde­rt haben“. Hohrath hofft auf eine dauerhafte Lösung. „Die Gastronome­n müssen wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie ab dem 6. April wieder Außenbewir­tung anbieten dürfen.“

Die Gastronomi­e müsse dabei lernen, dass Schnelltes­ts künftig ein Kernpunkt der Öffnungsst­rategie seien, mit dem verantwort­ungsvoll umgegangen werden müsse, sagte Hohrath. Allerdings seien „Restaurant­s auch keine Labore“. Das Konzept könne nur funktionie­ren, wenn die Gäste den negativen Schnelltes­t, der nicht älter als 24 Stunden sein darf, selbst mitbringen. In diesem Punkt zeigte sich der Dehoga-Hauptgesch­äftsführer enttäuscht. „Hier hätten wir uns 48 Stunden gewünscht.“Denn er wisse nicht, ob die 350 Teststelle­n im Saarland an allen sieben Tagen der Woche geöffnet sind. „48 Stunden hätten uns mehr Flexibilit­ät gegeben.“

Von einem „mutigen, aber auch überfällig­en Schritt“der Landesregi­erung sprach Saar-IHK-Hauptgesch­äftsführer Frank Thomé. Weg von der Inzidenz-Fixierung, hin zu engmaschig­en Testungen – dadurch schaffe man mehr Spielraum. Das Modellproj­ekt von Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) sei „natürlich nicht ohne Risiko“, es biete aber auch die Chance zum schnellen Nachsteuer­n. „Kontrollie­rtes Ausprobier­en“nannte Thomé die geplanten Öffnungen nach Ostern.

Als Land der kurzen Wege sei das Saarland prädestini­ert für ein solches Modell. Im gleichen Zuge forderte er die Landesregi­erung auf, die Wirtschaft beim „Kernproble­m“, dem Impfen, stärker einzubezie­hen. „Wir haben die Räume, wir haben das Personal, also können wir mithelfen“, versichert Thomé.

Nur indirekt vom Ausstieg aus dem Lockdown betroffen ist der saarländis­che Einzelhand­el. Nach einem Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts dürfen alle Geschäfte bereits seit Mitte März unabhängig von der Größe und der Branche öffnen, solange sie die Hygienevor­schriften einhalten und nur eine Person auf 15 Quadratmet­er lassen. Dennoch begrüßt Fabian Schulz, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes Saarland, die Lockerunge­n ab dem 6. April. „Gerade die Innenstädt­e leben vom Zusammensp­iel von Gastronomi­e und Handel. Für die Geschäfte am St. Johanner Markt etwa ist das ein gutes Signal.“Das Fehlen der Gastronomi­e in Kombinatio­n mit Reisebesch­ränkungen für französisc­he Kunden habe auch den Einzelhänd­lern im Saarland stark zugesetzt, so Schulz.

Die Familienun­ternehmer im Saarland schöpfen mit dem nahenden Ende des Lockdowns ebenfalls neue Hoffnung. „Schwer getroffene Unternehme­n und ihre Beschäftig­ten erhalten damit endlich eine echte Perspektiv­e. Angesichts der angeschlag­enen Stimmung in der Bevölkerun­g und der Notsituati­on vieler Betriebe ist es richtig, dass die Landesregi­erung einen alternativ­en Weg zu den pauschalen Verboten einschlägt. Die Strategie zeigt, dass regionale Öffnungen möglich sind, wenn die Impfquoten steigen und Testmöglic­hkeiten zunehmen“, erklärte der Landesvors­itzende Wolfgang Herges.

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