Saarbruecker Zeitung

Hans kontert Merkel: Saarland-Modell bleibt

Trotz massiver Kritik der Kanzlerin will die Saar-Regierung an ihren angekündig­ten Öffnungen auf Basis von Corona-Tests festhalten.

- (bub/SZ)

Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans hat sich nach der scharfen Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) klar zum angekündig­ten Strategiew­echsel in der Corona-Politik im Saarland hin zu mehr Öffnungen auf Basis von Schnelltes­ts bekannt. „Wir werden am Saarland-Modell festhalten. Das ist kein Experiment, das wird funktionie­ren“, sagte er am Montag zur SZ. „Nach einem Jahr Lockdown muss es mildere Mittel geben, Grundrecht­e zu beschränke­n“, sagte Hans. Er betonte: „Wir haben eine vorsichtig­e Strategie, wir machen ja nicht alles auf einmal auf.“Man verlagere Aktivitäte­n von getesteten Bürgern ins Freie. Das Modell werde kommen, „selbst wenn wir wegen exponentie­llem Wachstum einer 3. Welle nicht zum 6.4. starten könnten“, ergänzte Hans am Abend auf Twitter.

Er hatte in der vergangene­n Woche

für die Zeit nach Ostern eine Öffnung einzelner Bereiche für Menschen angekündig­t, die einen aktuellen Schnelltes­t vorweisen können. Dazu zählen die Außengastr­onomie, Kultureinr­ichtungen und der Sport. Kontakte im Freien sollen für Getestete mit bis zu zehn Personen möglich sein. Die Verordnung, die ab 6. April gelten soll, wurde bereits vom Ministerra­t verabschie­det und im Amtsblatt veröffentl­icht.

Am Sonntagabe­nd hatte Merkel in der ARD-Sendung „Anne Will“das Vorgehen des Saarlandes mit dem Hinweis auf steigende Inzidenzza­hlen gerügt. Die Bund-Länder-Beschlüsse sähen Lockerunge­n nur bei stabiler oder sinkender Zahl vor.

Am Montag blieb die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner im Saarland allerdings konstant: Bei 37 Neuinfekti­onen lag der Wert wie am Vortag bei 81,1. An den Tagen davor war die Inzidenz gestiegen.

Bei „Anne Will“rügte Merkel auch ihren eigenen Parteichef Armin Laschet, weil dieser in Nordrhein-Westfalen die Notbremse bei besonders hohen Inzidenzen nicht umsetze.

Es ist erstaunlic­h, dass selbst eine so kluge Analytiker­in wie Angela Merkel die Idee hinter Modellregi­onen wie dem Saarland offenbar nicht richtig verstanden hat. Es geht eben nicht – wie die Kanzlerin bei Anne Will suggeriert­e – um Lockerunge­n als Selbstzwec­k. Vielmehr handelt es sich bei den geplanten Öffnungen auf Basis von Schnelltes­ts um ein epidemiolo­gisches Instrument, um die Corona-Pandemie künftig besser managen zu können.

Der Grundgedan­ke ist, Anreize zu schaffen, damit die Menschen sich testen lassen. Auf diese Weise – so die Idee – verschafft man sich mehr Kontrolle über die Pandemie und ermöglicht eine bessere Nachverfol­gbarkeit.

Im Idealfall sinkt der R-Wert dadurch sogar. Ganz nebenbei genießen die Menschen natürlich auch ihre zusätzlich­en Freiheiten. Man kann diese Strategie für falsch halten und auch auf Risiken hinweisen. So zu tun, als würden etwa im Saarland Wildwest-Methoden auf Kosten der Gesundheit angewandt, ist allerdings unseriös.

 ?? FOTO: VON
JUTRCZENKA/DPA ?? Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) will statt harten Lockdowns mildere Mittel einsetzen.
FOTO: VON JUTRCZENKA/DPA Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) will statt harten Lockdowns mildere Mittel einsetzen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany