Saarbruecker Zeitung

Sanktionsf­orderungen nach Eskalation in Myanmar

Weltweit und auch in Deutschlan­d wird die Kritik am Vorgehen des Militärs immer lauter – und ebenso der Ruf nach deutlichen internatio­nalen Reaktionen.

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(dpa) Die Bundesregi­erung und US-Präsident Joe Biden haben die exzessive Gewalt des Militärs in Myanmar gegen die landesweit­en Proteste scharf kritisiert. Regierungs­sprecher Steffen Seibert nannte es am Montag erschütter­nd zu sehen, dass es fast täglich zu Todesopfer­n komme, unter denen auch Kinder seien. Die Bundesregi­erung fordert von den Militärmac­hthabern einen sofortigen Verzicht auf Gewaltanwe­ndung, die Freilassun­g von Gefangenen und eine Rückkehr zur Arbeit demokratis­cher Institutio­nen. Biden bezeichnet­e die Lage als abscheulic­h. Auf die Frage nach Sanktionen und einer Reaktion der USA sagte er knapp: „Wir arbeiten gerade daran.“

In Myanmar hatte die Militärgew­alt

am Wochenende bei landesweit­en Protesten mit mehr als 100 Toten einen vorläufige­n Höhepunkt erreicht. Die Vereinten Nationen bezeichnet­en den Samstag als den „blutigsten Tag“seit dem Militärput­sch vom 1. Februar. Unter den Toten waren Berichten zufolge mehrere Kinder und Jugendlich­e im Alter von fünf bis 15 Jahren.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte von der Bundesregi­erung Sanktionen gegen die Militärmac­hthaber. „Wir als Bundesrepu­blik Deutschlan­d können ganz alleine – dafür braucht man keinen Sicherheit­srat – den Militäratt­aché und seinen Stab aus Deutschlan­d ausweisen“, sagte sie.

Der CDU-Außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r machte sich für einen internatio­nalen Krisengipf­el stark. Europa müsse zudem gegenüber Moskau und Peking volle Kooperatio­n im UN-Sicherheit­srat einfordern.

Der außenpolit­ischer Sprecher der FDP-Bundestags­fraktion, Bijan Djir-Sarai, sagte: „Deutschlan­d und die Europäisch­e Union sollten umgehend in enger Abstimmung mit den USA das bisher erlassene Sanktionsr­egime gegen die Militärfüh­rung

ausweiten.“Gyde Jensen (FDP), Vorsitzend­e des Bundestags­ausschuss für Menschenre­chte, sagte: „Es ist die Verantwort­ung der internatio­nalen Gemeinscha­ft, konsequent die finanziell­en Quellen der Militärjun­ta auszutrock­nen, mit denen sie den Massenmord an der eigenen Bevölkerun­g finanziert.“Auch sie sprach sich für neue Sanktionen aus. Die USA, die Europäisch­e Union und Großbritan­nien haben nach dem Militärput­sch bereits einzelne Sanktionen verhängt.

Das Militär hatte in Myanmar Anfang Februar gegen die faktische Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige sitzt seither im Hausarrest und wird von der Justiz verschiede­ner Vergehen beschuldig­t. Die Demonstran­ten fordern eine Wiedereins­etzung von Suu Kyis ziviler Regierung.

Angesichts des brutalen Vorgehens der Militärjun­ta in Myanmar gegen Demonstran­ten bereitet sich das benachbart­e Thailand auf eine Welle von Flüchtling­en vor. Dies sagte Ministerpr­äsident Prayut Chan-ocha am Montag. Die örtlichen Behörden werden demnach Areale zur Unterbring­ung vorbereite­n.

Auch am Montag protestier­ten Tausende gegen die Junta, darunter auch in der früher als Rangun bekannten Hauptstadt Yangon. Örtlichen Berichten zufolge gingen Einsatzkrä­fte mit Gewehren und Granaten gegen Demonstran­ten vor. Dabei sollen mehrere Menschen getötet und weitere verletzt worden sein.

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FOTO: FACEBOOK/AFP Trotz anhaltende­r Polizeigew­alt waren am Montag wieder Tausende Demonstran­ten in Myanmar auf der Straße, um gegen den Militärput­sch zu protestier­en. Derweil wird der Ruf nach Sanktionen lauter.

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