Saarländischer Verein unterstützt krebskranke 18-Jährige
Sandra Bader fürchtet um ihr Bein – die Dillinger Initiative „Hilfe für Einzelschicksale international“sammelt Spenden für ihre Behandlung.
DILLINGEN/MÜNCHEN Normalerweise ist Sandra Bader gerne zusammen mit ihren Freunden draußen unterwegs. Nach ihrem Realschulabschluss 2019 wollte sich die 18-Jährige eigentlich ein Jahr Auszeit nehmen und danach eine Ausbildung im medizinischen Bereich oder etwas mit Tieren machen, sagt sie.
Doch dann erhielt sie Anfang 2020 eine Diagnose, die ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat: Sie hat einen Krebstumor in ihrem linken Oberschenkel. „Seitdem gibt es für mich leider keinen normalen Alltag mehr“, sagt sie. Zumal bei ihrer Behandlung gleich mehrere Komplikationen aufgetreten sind: Die normale, schulmedizinische Chemotherapie habe sie nur sehr schlecht vertragen, berichtet die Münchnerin. Sie habe stark abgenommen und musste fürchten, die gesamte Therapie nicht zu überleben. Deshalb habe sie die abgebrochen und eine kostenintensive, private Alternativbehandlung begonnen. In dieser Zeit sei sie mehrfach gestürzt und war deshalb zunächst auf Krücken, dann auf einen Rollstuhl angewiesen.
„Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Tumor leider jetzt so fortgeschritten ist, dass die Ärzte mir nur noch eine Amputation in Aussicht stellen konnten“, sagt sie tapfer. Doch dann habe sie in Burghausen/Oberbayern eine private Klinik gefunden, die ihr Bein mit einer speziellen Behandlung wohl doch noch erhalten könne. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten dafür allerdings nicht. „Zunächst haben wir versucht, alles finanziell alleine zu stemmen. Aber irgendwann ist das definitiv nicht mehr möglich gewesen“, sagt Sandras Mutter Claudia Bader. Zumal ihr Ehemann Alleinverdiener der Familie ist und Sandra noch fünf Geschwister hat. Zudem ist zurzeit noch nicht klar, wie hoch die
Kosten für ihre Behandlung nun tatsächlich sind. Zwischen 30 000 und 50 000 Euro, schätzt sie – je nachdem, wie viele der bis zu vier Zyklen der Chemotherapie die 18-Jährige in der Privatklink braucht und ob die sich eventuell anschließende Operation von der Krankenkasse übernommen wird oder nicht.
Sandras Mutter bat deshalb bei zahlreichen Organisationen um Hilfe, habe aber von diesen nur die Antwort erhalten, dass sie nichts für Einzelpersonen tun könnten. Dann fand Sandras Oma zufällig im Internet einen Bericht der Saarbrücker Zeitung über die Initiative „Hilfe für Einzelschicksale international“mit Sitz in Dillingen. Die private Hilfsorganisation gibt es seit 1993; seitdem konnte der Verein über 3000 benachteiligte und in Not geratene Menschen in aller Welt unterstützen: „Wir können jedes Jahr über 100 000 Euro weitergeben“, sagt die erste Vorsitzende Ilona Ghodstinat. Nach dem Tod ihres
Ehemannes Dr. Mohammed Ghodstinat, der für sein Engagement unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, hat sie beschlossen, die Initiative weiterzuführen.
Spontan entschieden die Verantwortlichen, Familie Bader schon einmal 5000 Euro zu überweisen. Nun hofft Ilona Ghodstinat auf weitere Spenden aus der Region. „Ohne die Unterstützung der Saarbrücker Zeitung würden wir das alles nicht schaffen“, betont sie. Und für Sandra steht fest: „Ich bin sehr dankbar, dass sich so viele Leute meine Geschichte zu Herzen nehmen“. Im Moment sei leider noch nicht sicher, ob ihr Bein gerettet werden kann. Hinzu komme, dass sie auch bei der neuen Behandlungsform, die normalerweise ohne große Nebenwirkungen ablaufe, viel mit Übelkeit und Unwohlsein zu kämpfen habe. Das hänge damit zusammen, dass bei ihr auch noch eine Stoffwechselstörung festgestellt wurde und ihr Körper Giftstoffe schlecht ausscheiden könne. Kürzlich hat sie nun den zweiten Zyklus erhalten: „Bis auf die Übelkeit und Kopfschmerzen geht es mir momentan ein bisschen besser“, sagt sie.
Wie es mit Sandras Therapie weitergeht, ist derzeit also noch ungewiss, ihr größter Wunsch steht dagegen fest: „Ich will mit zwei Beinen durchs Leben gehen.“Neben der Hoffnung, die Amputation durch ihre aktuelle Behandlung zu verhindern, hat die 18-Jährige noch einen ganz anderen „Lichtblick“in ihrem Leben: Sie möchte unbedingt einen Hund, genauer gesagt einen Dalmatiner, mit dem sie wieder irgendwann wieder ihrer großen Leidenschaft, spazieren zu gehen, frönen kann.