Man hätte gern einen Wein mitgetrunken
Wohnzimmer-Konzert mit Jeannette Curta. Schöne Musik, aber wehmütige Gefühle.
(sedi) Ganz idyllisch auf dem Balkon fängt es an, das Online-Konzert von Sängerin Jeannette Curta, bei allerdings wenig romantischen Temperaturen. Es sei ihr aber gar nicht kalt gewesen, sagt sie hinterher.
Trotzdem wechselt sie nach einem Song in ihr Wohnzimmer, um ihren „Duett mit Jeannette“betitelten Auftritt weiterzuführen. Curta spielt Gitarre und Ukulele oder spielt ein Playback ab, ihr Duettpartner Thomas Rittler kommt bisweilen mit Akkordeon oder Keyboard hinzu.
Da Letzterer einen Weinhandel betreibt, werden auch ein paar edle Tropfen verköstigt, was die Stimmung mehr und mehr ins Feucht-Fröhliche hebt.
Es ist auch irgendwie angebracht, denn so toll, wie die multikulturelle Sängerin auf Deutsch, Französisch, Englisch oder Rumänisch singt, hängt über der gesamten Szenerie doch die tiefe Melancholie, dass man ein solches Konzert am Bildschirm erleben muss. Oder umgekehrt, dass die Musikerin keinen Applaus erhält – nur jenen von Rittler und ihrem ebenfalls anwesenden Vater.
Zwischendurch sagt sie: „Ich hab’ keine Worte dafür, dass wir seit einem Jahr nicht mehr auftreten können. Wir haben das Glück, dass wir unsere Passion zum Beruf machen konnten. Jetzt ist es so, wie wenn man dir die Beine abschneidet. Alles,
was meinen Lebensinhalt und meine Berufung ausmacht, konnte ich von heute auf morgen nicht mehr machen.“
Curta schöpft aus dem Vollen ihres Repertoires, singt eigene Chansons auf Französisch, deutschen und englischen Soul und zusammen mit Rittler alte Gassenhauer wie „Besame mucho“oder „Tutti Frutti“. Gegen Ende traut sich ihr Vater auch vor die Kamera und stimmt melancholische rumänische Volksweisen an.
Da kann man sich vorstellen, wie die Sängerin aufgewachsen ist, die über sich sagt: „Ich dachte als Kind, dass Singen gar nichts Besonders ist. Das war für mich nur eine zusätzliche Art des Kommunizierens.“Die Zuschauer bekamen via Youtube etwas mit von Curtas eigenen vier Wänden und ihrer Familie – da wurde schon viel Atmosphäre übers Netz transportiert. Hätte man noch mit ihr auf ein Glas Wein anstoßen können, wäre es noch schöner gewesen.