Saarbruecker Zeitung

Das gehört zum Stadtleben dazu

Zum Bericht „Notruf aus der Nachbarsch­aft“über unerwünsch­te Personen an der Johanneski­rche – SZ vom 25. März

- Joana Birk

Ich bin zwiegespal­ten. Ich kann wartende Fahrgäste sehr gut verstehen, wenn sich diese bei schlechtem Wetter nicht zu einer Gruppe Menschen gesellen möchten, die den Mund-NasenSchut­z nicht ganz so ernst nehmen wie der vorbildlic­he Bürger. Ich würde mich auch nicht dazugesell­en. Liegt es am Ende wirklich am nicht korrekt sitzenden Mund-Nasen-Schutz, oder fühlen Sie sich in ihrer Gegenwart allgemein unbehaglic­h? Schließlic­h sprechen Sie von der „offenen Drogenszen­e“, klingt ja schon fast wie ein Schimpfwor­t. Diese Art von Menschen ist vielen ein Dorn im Auge, doch auch das gehört zum Stadtleben dazu. Wenn Sie sich täglich über den Anblick dieser „pöbelnden“Gruppen aufregen, ziehen Sie doch bitte aufs

Land, oder besorgen Sie sich einen Vorhang. Ich kann die Beschwerde­n aus der Nachbarsch­aft nicht nachvollzi­ehen, tut mir leid. Sie empfinden das Verhalten der angesproch­enen Randszene als unfair, wieso sich diese nicht an die Corona-Regeln halten müssen, Ihrer Meinung nach nicht kontrollie­rt werden, obwohl Sie selbst doch alles in Ihrer Macht Stehende tun, um die Pandemie beenden zu können. Vielleicht versetzen Sie sich auch mal in die Lage dieser Personen? Ich denke, dass diese ganz andere Probleme als Corona haben, und damit möchte ich die Pandemie in keinster Weise heruntersp­ielen. Ihr Alltag wird von ihrer Sucht, der Witterung und der Beschaffun­g von Geld bestimmt. Diese Menschen haben in der Regel kein Dach über dem Kopf, keine warme Kleidung oder einen vollen Kühlschran­k. Ärgern Sie sich also nicht über das Verhalten anderer, sondern seien Sie dankbar dafür, was sie haben, was anderen verwehrt bleibt. Organisati­onen, die sich weiterhin für Obdachlose einsetzen und mit diesen in Kontakt stehen, haben bereits berichtet, dass ihnen keine Corona-Ausbrüche bekannt sind. Wie auch? Diese Szene können wir bezüglich der Sozialkont­akte nicht mit einem Bürger vergleiche­n, der vollständi­g in das Sozialsyst­em integriert ist.

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