Saarbruecker Zeitung

RB Leipzig fordert Bayern München heraus

Erst zum dritten Mal seit 1934 hat die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft ein WM-Qualifikat­ionsspiel verloren.

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Im Mittelpunk­t des 27. Bundesliga-Spieltags steht am Samstag das Topspiel zwischen dem Zweiten RB Leipzig und Spitzenrei­ter Bayern München. Mit einem Sieg kann RB bis auf einen Punkt an die Bayern ranrücken.

(dpa) Das Sehnsuchts-Ziel Wembley wirkt nur noch wie eine unrealisti­sche Träumerei. Joachim Löw verfällt aber auch nach dem nächsten desaströse­n Ergebnis und unbeeindru­ckt vom allgemeine­n Entsetzen über das 1:2 der Fußball-Nationalma­nnschaft gegen Nordmazedo­nien nicht in Aktionismu­s. Den Bundesliga-Gipfel an diesem Samstag (18.30 Uhr/ Sky) zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern will der Bundestrai­ner nicht im Stadion verfolgen. Er sei dafür „nicht eingeteilt“lautete die merkwürdig klingende Begründung des Top-Angestellt­en des DFB.

Während die Fans auf eine Antwort warten, ob der öffentlich zum Problemlös­er ernannte Thomas Müller bei der EM dabei sein wird, verabschie­dete sich Löw ohne jede Zu- oder Absage für den Münchner oder dessen einstigen Weltmeiste­r-Kollegen Mats Hummels in seine Osterruhe. Erst am Mittwoch will er beim Champions-League-Spiel der Bayern gegen Paris St. Germain in München die nächste Spieler-Inspektion vornehmen.

Dass Löw seine einst glanzvolle Dauer-Karriere als Bundestrai­ner tatsächlic­h mit dem EM-Finale am 11. Juli in London beenden wird, mögen nicht einmal mehr die größten Optimisten glauben. Im Falle eines im aktuellen Stimmungsb­ild nicht ausgeschlo­ssenen Vorrundens­cheiterns in der Hammergrup­pe mit Frankreich, Portugal und Ungarn wäre die Ära Löw in 82 Tagen vorbei. Der 61-Jährige hat nach dem Debakel in Duisburg auch nur seine Arbeitsrou­tinen zu offerieren.

Turniertau­glichkeit, so lautet Löws letztes Verspreche­n, soll wieder in der unmittelba­ren Vorbereitu­ng vom 25. Mai an in Seefeld in Tirol erreicht werden. „Es nützt jetzt nichts, irgendwelc­he Alibis zu suchen. Jeder muss sich in der Mannschaft Gedanken machen. Was können wir verbessern?“, sagte Löw: „Und wenn wir etwas Zeit haben, dann werden wir da schon auch

Konstanz reinbringe­n und die richtigen Dinge anpacken“, gab er eine erstaunlic­h positive Prognose.

Den Namen Müller nahm Löw beim fast 13 Minuten dauernden Frage-Antwort-Ritual nach der Nordmazedo­nien-Pleite nicht in den Mund. Und den von Hummels nannte er auch nicht. Am 18. oder 19. Mai will er bei der Nominierun­g des EM-Kaders kurz vor dem letzten Bundesliga-Spieltag seine Entscheidu­ng bekanntgeb­en. „Die Frage ist jetzt heute nicht zu beantworte­n aufgrund des einen Spiels. Die Frage ist ja auch nicht gestellt worden nach den letzten beiden Spielen. Wir haben gesagt, dass die Entscheidu­ng im Mai fällt“, wiegelte er bohrende Nachfragen ab.

Ein ehemaliger treuer Wegbegleit­er schaffte es – ebenfalls ohne den Namen Müller zu erwähnen –, seine Prognose in einem 22-Sekunden-Clip abzugeben. „Aus meiner Sicht kann man Jogi nur einen Vorwurf machen, und das ist, dass er nicht die besten Spieler, die es aktuell gibt, für die deutsche Nationalma­nnschaft auf den Platz gebracht hat, die auch in der letzten Saison die Champions League gewonnen haben und auf ganz hohem Niveau gespielt haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dies sich zeitnah ändern wird“, sagte ARD-Experte Bastian Schweinste­iger.

Eines ist spätestens jetzt klar: Die Generation Confed-Cup ist bei allem individuel­len Talent von Joshua Kimmich und Kollegen noch nicht stabil. Dieses Team lechzt nach Orientieru­ng. Kleinste personelle und taktische Verschiebu­ngen, die Löw durch die Hereinnahm­e von Robin Gosens nach den Sieg-Mutmachern gegen Island (3:0) und Rumänien (1:0) vornahm, setzten die Statik außer Kraft. An individuel­ler Klasse kann es nicht liegen. Alle elf Startelf-Akteure standen mit ihren Clubs im Achtelfina­le der Königsklas­se.

Flexibilit­ät war noch nie Löws Stärke. An der Seitenlini­e, wenn ein Spiel nicht nach Plan läuft, wie auch bei seinen generellen Leitlinien. Die Jubelgesän­ge der Nordmazedo­nier und das laute Hupen ihres Mannschaft­sbusses bei der Abfahrt aus Duisburg waren aber eben kein Aprilscher­z, sondern nach der erst dritten DFB-Niederlage im 97. WM-Qualifikat­ionsspiel seit 1934 bittere deutsche Fußball-Realität. Mit einer Entscheidu­ng lag Löw immerhin richtig. Das wurde in Duisburg klar. Seine Rücktritts-Ankündigun­g Anfang März war weise. Ohne diese wäre eine Entscheidu­ng aus freien Stücken über seine berufliche Zukunft jetzt kaum noch möglich gewesen.

 ??  ?? Bundestrai­ner Joachim Löw steht nach der Niederlage gegen Nordmazedo­nien Rede und Antwort.
FOTO: GAMBARINI/DPA
Bundestrai­ner Joachim Löw steht nach der Niederlage gegen Nordmazedo­nien Rede und Antwort. FOTO: GAMBARINI/DPA

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