Saarbruecker Zeitung

Mehr CDU-Politiker wollen Söder als Kanzlerkan­didaten

Wer wird es denn nun? Die offene Kanzlerkan­didatur der Unionspart­eien wird angesichts stetig sinkender Umfragewer­te immer drängender.

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

(afp) Der Kreis der CDU-Bundestags­abgeordnet­en, die CSU-Chef Markus Söder als Unionskanz­lerkandida­ten sehen wollen, wächst weiter. „Die Menschen aus meiner Heimat sehen in Markus Söder einen guten Kanzler“, sagte unter anderem der sächsische CDU-Abgeordnet­e Marian Wendt dem Spiegel. Unterstütz­ung für den CDU-Chef und NRW-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet kam derweil aus dessen Heimatbund­esland. In Umfragen liegt Söder bei der K-Frage klar vorn.

Von einer Osterruhe ist in der Union nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Unruhe in den Unionspart­eien scheint angesichts der offenen Kanzlerkan­didaten-Frage und der sinkenden Umfragewer­te ständig zuzunehmen. Eine wachsende Zahl von CDU-Bundestags­abgeordnet­en sprach sich vor dem Osterwoche­nende für den bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSU-Vorsitzend­en Markus Söder als Kanzlerkan­didaten der Union aus. Unionspoli­tiker überwiegen­d aus Nordrhein-Westfalen hielten dagegen und warben für CDU-Chef Armin Laschet. Viele drängten Laschet und Söder, die K-Frage nun unmittelba­r nach Ostern zu klären.

Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Laschet und sein bayerische­r Amtskolleg­e hatten ursprüngli­ch verabredet, über die Kandidatur zwischen Ostern und Pfingsten gemeinsam zu entscheide­n. Angesichts der hohen Nervosität in den eigenen Reihen ist nun aber eine Entscheidu­ng bereits in der kommenden Woche sehr wahrschein­lich geworden. Im jüngsten ARD-Deutschlan­dtrend des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest Dimap vom Donnerstag verliert die Union sieben Punkte und kommt nur noch auf 27 Prozent.

Ginge es nach der Meinung der Bundesbürg­er, fiele die Wahl eindeutig auf Söder als Kandidaten: 54 Prozent der Befragten sind in der ARD-Umfrage der Ansicht, dass Söder ein guter Kanzlerkan­didat wäre, das sind drei Prozentpun­kte mehr als Mitte März. Bei Laschet hingegen sind nur 19 Prozent dieser Meinung (minus drei). Auch an der CDU-Basis hat Söder Umfragen zufolge deutlich mehr Unterstütz­er als

Laschet. Ob der CSU-Chef allerdings überhaupt zur Verfügung steht, weiß bisher nur er allein.

Mehrere weitere CDU-Abgeordnet­e outeten sich am Karfreitag als Söder-Fans. „Die Menschen aus meiner Heimat sehen in Markus Söder einen guten Kanzler“, sagte der sächsische CDU-Abgeordnet­e Marian Wendt dem Magazin Spiegel. „Markus Söder ragt heraus, seine hohen Zustimmung­swerte sind gut für die ganze Union“, sagte auch der Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, Marco Wanderwitz (CDU). laut Vorabmeldu­ng vom Freitag.

Auch der nordrhein-westfälisc­he CDU-Abgeordnet­e Markus Grübel sagte: „Markus Söder sollte unser Kanzlerkan­didat werden.“Mit ihm habe die Union „bessere Aussichten, das Kanzleramt zu halten“. Er hoffe, dass auch CDU-Chef Laschet dies erkenne, sagte Grübel. CDU-Präsidiums­mitglied Norbert

Röttgen sagte dem Spiegel: „Wie ich seit meiner Kandidatur für den CDU-Vorsitz konsequent vertreten habe, sollte die Union den Kandidaten aufstellen, mit dem wir die besten Siegchance­n bei der Bundestags­wahl haben.“

In der Debatte hatten sich bisher erst wenige Unionspoli­tiker hinter Laschet gestellt. Vor allem aus seinem eigenen Bundesland wagten sich nun aber mehr Unterstütz­er aus der Deckung. „Armin Laschet ist der Richtige für die Nachfolge von Angela Merkel“, sagte der Düsseldrfe­r CDU-Chef Thomas Jarzombek unserer Redaktion. „Das ist kein Votum gegen Markus Söder, sondern für Armin Laschet. Er ist ein sehr erfolgreic­her Ministerpr­äsident. Er stellt die CDU breit auf, von harter Innenpolit­ik mit Herbert Reul bis zum Sozialflüg­el von Karl-Josef Laumann“, erklärte der Digital-Beauftragt­e der Bundesregi­erung. „Er bringt eine Eigenschaf­t mit, die selten ist bei Spitzenpol­itikern: Er hört zu. Und trifft danach fundierte, abgewogene Entscheidu­ngen“, sagte Jarzombek. „Sehr wichtig: Er kann Wahlkampf, das haben wir in NRW gesehen.“

Die jüngste Kritik der Bundeskanz­lerin am Corona-Kurs Laschets in Nordrhein-Westfalen nannte Jarzombek eine „Momentaufn­ahme“, die man nicht überbewert­en dürfe. Wenn Merkel auch Kritik an den eigenen Leuten übe, „bedeutet das nicht den Bruch mit ihren engsten Vertrauten, wozu Armin Laschet gehört“, sagte Jarzombek. Die Entscheidu­ng in der K-Frage müsse zeitnah fallen. „Und das bedeutet lieber kurz nach Ostern als erst kurz vor Pfingsten“, sagte Jarzombek.

Auch NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann, der Vorsitzend­er des CDU-Arbeitnehm­erflügels CDA ist, setzte sich für Laschet ein. Dieser sei der richtige Kanzlerkan­didat, „weil er aus meiner Sicht in der CDU ganz eindeutig eine Politik der Mitte und des Ausgleichs verkörpert“. Der NRW-Ministerpr­äsident habe „ein klares christlich­es Menschenbi­ld“und sei „ein glühender Europäer“, sagte Laumann dem Medienport­al The Pioneer.

 ?? ARCHIVBILD: GUIDO KIRCHNER/DPA ?? Laschet oder Söder? Parteikoll­egen macht diese ungeklärte Frage immer nervöser.
ARCHIVBILD: GUIDO KIRCHNER/DPA Laschet oder Söder? Parteikoll­egen macht diese ungeklärte Frage immer nervöser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany