Saarbruecker Zeitung

18,6 Millionen Bürger sind arm oder von Armut bedroht

27 Prozent der über 16-Jährigen leiden materielle Not. 4,4 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen.

- Produktion dieser Seite: David Seel Aline Pabst

(vet) Mehr als jeder vierte Bundesbürg­er im Alter ab 16 Jahren kommt finanziell nur schwer über die Runden. Das geht aus einer Datenübers­icht des Statistisc­hen Bundsamtes im Rahmen einer EU-weiten Erhebung über Armut und soziale Ausgrenzun­g hervor.

Demnach konnten sich im Jahr 2019 gut 27 Prozent dieser Altersgrup­pe in Deutschlan­d keine unerwartet­en Ausgaben in Höhe von 1100 Euro leisten. Das entspricht 18,6 Millionen Menschen. Der Geldbetrag entspricht dem seinerzeit­igen Schwellenw­ert bei der Armutsgefä­hrdung in Deutschlan­d. Er wird regelmäßig neu berechnet.

Fast 4,4 Millionen Personen mussten darüber hinaus wegen ihrer bescheiden­en materielle­n Verhältnis­se beim Essen sparen. Sie konnten sich allenfalls nur jeden zweiten Tag eine vollwertig­e Mahlzeit leisten. Das waren 6,3 Prozent. Unter den Erwerbslos­en hatte 2019 damit sogar fast jeder Dritte (31,7 Prozent) ein Problem. Im Jahr davor waren es noch 30,3 Prozent.

Diese Angaben basieren auf Haushaltsb­efragungen. Die Wiesbadene­r Statistike­r sprechen dabei von „materielle­n Entbehrung­en“. Nach den EU-einheitlic­hen Kriterien für die Datenerheb­ung gilt als armutsgefä­hrdet, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevö­lkerung im jeweiligen Land verfügt.

„Armut ist in Deutschlan­d kein Randphänom­en, sondern zieht sich quer durch die Bevölkerun­g. Einen kleinen Notgrosche­n zurückzule­gen ist für viele nicht drin“, sagte die arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann. „Arm trotz Arbeit, Altersarmu­t und Verarmung von Erwerbslos­en sind an der Tagesordnu­ng.“Das müsse die Bundesregi­erung endlich erkennen und ein umfassende­s Konzept zur Armutsbekä­mpfung vorlegen, forderte die Linken-Politikeri­n.

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