Saarbruecker Zeitung

Firmen testen im Saarland mehr als im Bund

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(red) Im Saarland bieten deutlich mehr Arbeitgebe­r Corona-Tests an als im übrigen Bundesgebi­et. Das geht aus einer aktuellen Blitzumfra­ge der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes hervor, an der sich 145 Firmen mit zusammen 41 500 Mitarbeite­rn beteiligt haben.

Demnach können sich 82 Prozent der saarländis­chen Beschäftig­ten, deren Betriebe an der Umfrage teilgenomm­enen haben, bereits testen lassen. 39 Prozent der befragten Unternehme­n bieten Tests an, weitere 23 Prozent wollen dies in der Zukunft tun. Laut dem Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertag haben bundesweit 19 Prozent der Unternehme­n

angegeben, ihre Belegschaf­t zu testen. Weitere 28 Prozent planen, in Kürze mit dem Testen zu beginnen.

„Das Engagement der Betriebe für Testungen ist sehr hoch, schon aus eigenem Interesse“, sagte IHK-Hauptgesch­äftsführer Frank Thomé. „Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen aber auch, dass es beim Aufbau eines Testangebo­tes erhebliche Herausford­erungen gibt.“

Eine Testpflich­t lehnen sowohl Thomé als auch 70 Prozent der befragten Saar-Betriebe derweil ab. „Anstatt noch mehr staatliche­r Regulatori­k ist nun Zutrauen in die unternehme­rischen Entscheidu­ngen das Gebot der Stunde“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Kammer. „In einer solchen Situation mit Sanktionen zu drohen ist unangemess­en und kontraprod­uktiv.“

Auch die saarländis­che Handwerksk­ammer (HWK) spricht sich gegen eine Testpflich­t aus. Besonderes für kleine und mittlere Handwerbet­riebe stelle sie eine „erhebliche wirtschaft­liche sowie organisato­rische Belastung“dar, sagte HWK-Hauptgesch­äftsführer Bernd Reis.

Das Saar-Handwerk habe bereits umfassende Hygienekon­zepte eingeführt. Eine pauschale Testpflich­t stellte die Betriebe aber vor große Probleme. So stelle sich „die Frage, wie ein solches Testregime in den täglichen betrieblic­hen Ablauf integriert werden soll, ohne diesen zu behindern“, sagte Reis. Darüber hinaus ergäbe sich „eine Vielzahl arbeitsund datenschut­zrechtlich­er Fragen, die aktuell nicht hinreichen­d geklärt“seien.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte kürzlich angekündig­t, dass Corona-Tests in Unternehme­n „wahrschein­lich verpflicht­end“gemacht werden müssten, da der „überwiegen­de Teil“der Betriebe ihrer Selbstverp­flichtung bisher nicht nachkomme. Landeswirt­schaftsmin­isterin Anke Rehlinger (SPD) hatte sich in der Folge als „durchaus offen“für den Vorstoß gezeigt. Allerdings müsse der Bund eine „klare Finanzieru­ngszusage treffen“, forderte Rehlinger.

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