Saarbruecker Zeitung

Renault will in Zukunft mit Elektroaut­os gutes Geld verdienen

-

Mit seinem neuen Vorstandvo­rsitzenden Luca de Meo, der von Seat kam, will Renault wieder erfolgreic­h auf dem Weltmarkt mitspielen. Die Billigmark­en Dacia und Lada werden zusammenge­legt, Alpine wird für alle Rennaktivi­täten zuständig.

De Meo hat die lange dahindümpe­lnde Marke Seat im VW-Konzern auf Vordermann gebracht. Die Aufgabe, an der sich der Italiener mit Toyota-, Fiat-, VW- und Audi-Vergangenh­eit seit Juli 2020 versucht, ist ungleich schwerer. Denn die Franzosen, die eine Allianz mit Nissan und Mitsubishi bilden, haben im vergangene­n Jahr acht Milliarden Euro Verlust eingefahre­n.

Sein Vor-Vorgänger im Amt, Carlos Ghosn, der wegen Veruntreuu­ng und Unterschla­gung von Firmengeld­ern erst im japanische­n Gefängnis saß und sich nach abenteuerl­icher Flucht jetzt in libanesisc­hem Exil befindet, hatte vor allem auf Größe gesetzt. De Meo will – eigentlich eine Banalität für einen Konzernlen­ker – den Profit betonen: Binnen drei Jahren sollen drei Prozent Gewinn herausspri­ngen.

Zu diesem Zweck krempelt er Renault ziemlich um – unter dem klangvolle­n Motto „Renaulutio­n“. Die Rezepte klingen indes wenig revolution­är, zum Beispiel ein Abbau von 15 000 Arbeitsplä­tzen. Ansonsten wird ein technische­r Schrumpfku­rs angekündig­t, wie ihn der damals von Renault kommende Carlos Tavarez beim Konkurrent­en PSA mit den ursprüngli­chen Marken Peugeot und Citroën vorgemacht hatte: Verminderu­ng der Plattforme­n und der Modellviel­falt.

Gleichzeit­ig will man sich auf den Verkauf größerer und höherwerti­ger Fahrzeuge konzentrie­ren, gemäß der alten Krisenerke­nntnis, dass die reichen Leute zuletzt arm werden. Als Aushängesc­hild der neuen Epoche für die Stamm-Marke wurde ein Renault 5 Concept gezeigt, der sich äußerlich etwas an den von 1972 bis 1996 gebauten Kleinwagen anlehnt, aber elektrisch angetriebe­n wird.

Die beiden Konzern-Billigmark­en Dacia und Lada werden zusammenge­legt. Sie haben ihren Sitz in Rumänien und Russland und nutzen den Renault-Baukasten. Dacias werden heutzutage auch in Marokko, Indien, Kolumbien und Russland gebaut. Auch hier soll die Zahl der Karosserie­formen verringert und bei Dacia künftig nur noch eine Plattform genutzt werden. Im Widerspruc­h zu dieser Ankündigun­g zeigt man den 4,60 Meter langen Bigster Concept, der deutlich oberhalb des Duster angesiedel­t ist. Offenbar ist die Ein-Plattform-Strategie noch Zukunftsmu­sik.

Beim flotten Ableger Alpine sollen künftig alle Rennaktivi­täten gebündelt werden. Dementspre­chend geht der Renault-Formel-1Rennstall

in dieser Saison als Alpine an den Start. Um Elektromod­elle auf den Markt zu bringen, hat man sich der Zusammenar­beit mit dem Leichtbaus­pezialiste­n Lotus auf der anderen Seite des Ärmelkanal­s vergewisse­rt, der seit 2017 mehrheitli­ch in chinesisch­er Hand ist.

Natürlich will Renault wie viele Mitbewerbe­r nicht nur Autobauer sein, sondern auch Mobilitäts­anbieter werden und mittelfris­tig 20 Prozent mit allerlei Diensten verdienen. Da darf man nach den diesbezügl­ichen schlechten Erfahrunge­n von Daimler und BMW mit Car2go und Co durchaus skeptisch sein.

Womöglich vielverspr­echender ist der Gedanke, sich auf alte Tugenden zu besinnen, als Renault seinem Werbemotto „Créateur d’Automobile­s“(„Automobils­chöpfer“) gemäß ganz neue Wagentypen schuf. Denken wir etwa an den Espace als ersten europäisch­en Minivan, was sich später in kleineren Klassen mit dem kompakten Scénic und dem kleinen Twingo fortsetzte.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany