Saarbruecker Zeitung

Bürokratie­monster ist unser Problem

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Karl Lauterbach hat mit seinen Einschätzu­ngen – zu denen jeder Mediziner, der in der Epidemiolo­gie-Vorlesung nicht geschlafen hat, kommen musste – im Corona-Jahr meist recht gehabt. Jens Spahn werden Versäumnis­se bei der Impfstoffb­eschaffung, bei der Durchführu­ng der Impfung, bei der FFP2-Maskenakti­on und so weiter vorgeworfe­n. Die Frage ist, wo die Ursachen des Chaos’ liegen. Einmal sicherlich darin, dass keinerlei Erfahrunge­n im Handling einer weltweiten Krise wie dieser vorliegen. Dafür haben die Verantwort­lichen am Anfang der Pandemie schnell und gut gehandelt. Dann aber – und das der Hauptgrund des Versagens – erwachte das deutsche Bürokratie­monster. Anstatt zu handeln und ungewöhnli­che Wege zu gehen, was uns aus der Pandemie helfen könnte, werden Verordnung­en auf den Weg gebracht, die wiederum begutachte­t werden müssen. Anstatt den Export von Impfstoff in Länder, die beim Impfen weiter als wir sind, auszusetze­n, wird darüber geredet, bis die Intensivst­ationen wieder überfüllt sind. Anstatt mutig Schutzmaßn­ahmen zu ergreifen, wird in Gedanken an anstehende Wahlen und die Sicherung der eigenen Pfründe lieber darauf geschaut, das Wahlvolk zu besänftige­n. Anstatt dem darbenden Mittelstan­d zu helfen, werden Programme erdacht, deren Umsetzung Monate dauert, bis sich das Problem durch Pleite erledigt hat. Das ist ein System, gegen das auch Lauterbach nicht ankäme, wäre er Gesundheit­sminister.

Dr. Jörg Weinkauf, Wadgassen

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