Von Corona-Tests, Impfungen und Polit-Desaster „Wie unmenschlich ist das denn?!“
Woche für Woche erreichen die SZ-Redaktion zahlreiche Leserbriefe rund um die Corona-Pandemie. Hier eine kleine Auswahl.
Vor fast genau einem Jahr durfte ich meine Mutter in ihrem Zimmer im Pflegeheim zum letzten Mal besuchen. Sie lebt im nördlichen Saarland in einem Seniorenzentrum.
Ich 200 Kilometer entfernt. Die aktuelle Besuchsregelung des Heimes lässt Besuche für eine Person für eine halbe Stunde pro Woche hinter einer Glasscheibe im Foyer oder der Caféteria zu. Über mehrere Monate waren gar keine Besuche erlaubt. Besuche im Zimmer in intimer Atmosphäre sind nach wie vor nicht geduldet. Es nicht nachvollziehbar, in welchem Zustand sich das Zimmer meiner Mutter befindet, ob sie ausreichend pflegerisch versorgt ist. Vereinsamung, Hospitalismus, Bewegungsmangel, rasch zunehmende Demenz und geistige Verarmung sind die – zynisch ausgedrückt – Kollateralschäden, die in Kauf genommen werden. Die Impfkampagne in saarländischen Pflegeheimen ist abgeschlossen. Die am meisten gefährdete Personengruppe ist geschützt, man kann man davon ausgehen, dass es zu keinem Massenausbruch mehr kommen wird. Jeder Besucher muss sich einem Schnelltest unterziehen.Ein minimales Restrisiko einer Coronavirus-Infektion bleibt, doch rechtfertigt das die Restriktion? Wir werden aller Voraussicht nach mit dem Virus leben müssen. Als ich einem Freund aus Niedersachsen von der Besuchsregelung erzählte, war sein Kommentar: „Mein Gott – wie unmenschlich ist das denn?!“
Dr. med. Peter Sattler, Roßbach (RLP)