Saarbruecker Zeitung

Das Badezimmer als privates Spa

Wellness in den eigenen vier Wänden ist seit vielen Jahren total angesagt. Ein Trendanaly­st erklärt, warum.

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Das Badezimmer war lange ein eher unterschät­zter Raum im Haus. Hausbesitz­er suchen ihn mehrfach täglich auf, aber hielten sich nicht richtig dort auf. Die Sanitärbra­nche arbeitet seit etwa einem Jahrzehnt daran, das zu ändern und spricht davon, dass ein privates Spa möglich wäre.

Auch auf der Sanitärmes­se ISH in Frankfurt ging es mit diesem Langzeittr­end nun weiter. Der ISH-Trendanaly­st Frank A. Reinhardt erklärt im Interview, warum sich für Badezimmer die Uhr scheinbar langsamer dreht und wie Eigenheimb­esitzer zu Hause den Spa-Trend auch ohne große Umbauten schnell umsetzen können.

Herr Reinhardt, warum wird das private Spa schon wieder als einer der Badezimmer­trends von den Firmen genannt?

Frank A. Reinhardt: Vor zwölf Jahren fing diese Entwicklun­g an. Wir hören nach wie vor oft von dem Trend, dass die Nasszelle zum Wohlfühlra­um wird. Ich würde diese Diskussion hiermit gerne als beendet ansehen, denn diese Entwicklun­g ist schon abgeschlos­sen. Das moderne Bad ist einfach ein toller Raum geworden, indem sich die Aufenthalt­squalität erhöht hat. Was aber noch nicht abgeschlos­sen ist, ist die Anzahl der Bäder, die entspreche­nd aufgewerte­t wurden. Es warten sehr viele Bäder noch darauf, wachgeküss­t zu werden und auf diesen neuen Standard zu kommen. Das

Durchschni­ttsbad ist eben auch 20 bis 25 Jahre alt. Wie unterschei­det sich ein Privat-Spa vom alten Badezimmer?

Reinhardt: Den Wellnessfa­ktor erhält der Hausbesitz­er durch eine ganzheitli­che Planung des Badezimmer­s. Das umfasst nicht nur die Produkte wie WC und Dusche, sondern auch

Zusatzfunk­tionen wie zum Beispiel Sitzmöbel oder eine Schminkkon­sole, das Raumklima oder wie das Bad in der Architektu­r des Gebäudes ausgericht­et ist. Baut der Besitzer ein neues Einfamilie­nhaus, kann er das Badezimmer auf bewusstere Art als früher üblich im Grundriss einplanen. Zum Beispiel kann der Raum eine Flügeltür bekommen, durch die er direkt auf die Terrasse gelangt. Dann setzt er sich nach dem Bad noch mal zur Entspannun­g in die Sonne – wie auch in der Wellness-Oase. Es ist aber vor allem die veränderte Aufenthalt­squalität. Je schöner das Bad ausgestatt­et ist, desto länger halten wir uns dort auf. Dazu gehören nicht nur die technische­n Produkte, sondern zum Beispiel auch ein Sessel neben der Badewanne. So wirkt der Raum wohnlicher, und der Besitzer verbringt dann im Bad mehr gemeinsame Zeit.

Wer hat im Bestandsba­u denn dafür Platz im Badezimmer?

Reinhardt: Der Hausbesitz­er braucht schon ein bisschen mehr Platz, wenn er zum Beispiel noch eine Bank oder einen Sessel ins Badezimmer stellt. Auf sieben, acht Quadratmet­ern kann er das ganze Spa-Gefühl nicht wirklich ausleben. Aber ich kann auf dieser Fläche schon einen kleinen Wohlfühlra­um kreieren. Der Besitzer kann etwa mit Licht arbeiten und dadurch ein wohnlicher­es Ambiente schaffen. Und er kann dekorieren und Wände gestalten. Mit wenigen Mitteln kann der Bewohner sein Bad verändern, ohne aufwendig die wasserführ­enden Produkte zu erneuern.

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?

Reinhardt: Hausbesitz­er schaffen neuen Stauraum. In vielen Badezimmer­n ist es durcheinan­der, weil viele Menschen das Bad benutzen, und überall ihre Sachen herumstehe­n. Aber mit guten Badmöbeln schafft der Besitzer mehr Freifläche­n, sodass er nicht nur im restlichen Wohnraum, sondern auch hier seine Deko-Vorliebe ausleben kann.

 ??  ?? In bisher üblichen Badezimmer-Gestaltung­en blieb oft nur der Badewannen­rand oder die Toilette als Sitzgelege­nheit. Das hat sich geändert, und Badausstat­ter sehen auch bequeme Sitzmöbel darin vor.
FOTO: VILLEROY & BOCH/DPA
In bisher üblichen Badezimmer-Gestaltung­en blieb oft nur der Badewannen­rand oder die Toilette als Sitzgelege­nheit. Das hat sich geändert, und Badausstat­ter sehen auch bequeme Sitzmöbel darin vor. FOTO: VILLEROY & BOCH/DPA

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