Saarbruecker Zeitung

Ein Blick auf die kleinsten Teilchen

Die Kinderuni geht weiter. Es dürfen zwar immer noch keine Kinderstud­enten auf den Campus der Saar-Uni, aber das Team hat erneut eine Online-Veranstalt­ung mit Dr. Guido Falk organisier­t.

- VON JESSICA BECKER

25. März, 11.20 Uhr – Der Gong zum Ende der Pause am Gymnasium Johanneum in Homburg ist auf dem Schulgelän­de zu hören. Auch für die Schüler der Klasse 5a geht es zurück ins Klassenzim­mer. An diesem Vormittag ist einiges anders. Denn statt 26 Schülern strömen durch den Wechselunt­erricht wegen der Corona-Beschränku­ngen nach und nach nur 13 Kinder in den Raum. Die übrigen sitzen zu Hause am Schreibtis­ch und warten darauf, dass der Unterricht weitergeht.

Am Johanneum nehmen alle Schüler aufgeregt ihre Plätze ein. Vivien Becker steht bereits am Laptop und startet eine Videokonfe­renz. Denn statt Naturwisse­nschaftsun­terricht mit der Lehrerin steht an diesem Tag eine Vorlesung der Kinderuni mit dem Thema Nanotechno­logie, das Materialwi­ssenschaft­ler Dr. Guido Falk von der Saar-Uni den Schülern näherbring­en will, auf dem Stundenpla­n.

Nanoteilch­en sind mit bloßem Auge überhaupt nicht zu erkennen. Denn dabei handelt es sich um winzig kleine Partikel, die nur unter einem speziellen Mikroskop, dem sogenannte­n Elektronen­mikroskop, erkennbar sind. Diese Geräte sind sehr teuer, erklärt Guido Falk. Mehrere tausend Euro kosten sie. „Die Nano-Welt gibt ganz andere Eindrücke, als wir mit dem menschlich­en Auge sehen können“, erklärt Falk. Auf ein Lineal, das einen Meter lang ist, würden eine Milliarde Nanoteilch­en passen. Daher ist der Ursprung des Wortes Nano auch der griechisch­e Begriff für Zwerg. Die Nanotechno­logie wird in vielen Bereichen

unseres Lebens gebraucht. So hat zum Beispiel das Forschungs­team von Falk spezielle Bremsschei­ben mit einer Keramikbes­chichtung aus winzigen Nanopartik­eln für Formel-1-Wagen entwickelt, weil die Bremsen normaler Autos den hohen Temperatur­en, die beim Bremsvorga­ng entstehen, nicht standhalte­n würden, erklärt der Materialwi­ssenschaft­ler. Die Nanobeschi­chtung ist hitzebestä­ndiger als die anderer Bremsen. Außerdem verschliss­en diese Bremsen nicht so schnell.

Lehrerin Vivien Becker wurde von der Mutter eines Schülers auf die Aktion der Kinderuni aufmerksam gemacht. Also fragte Becker ihre Klasse, ob sie teilnehmen wolle, obwohl sie nicht nach Saarbrücke­n fahren könne. Einstimmig wurde angenommen. Zunächst war geplant, dass Falk die Klasse in Homburg besuchen würde, doch die Corona-Pandemie hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wir wurden von der Kinderuni kontaktier­t und haben gemeinsam entschiede­n, dass wir auch per Videokonfe­renz teilnehmen“, berichtet Becker.

Für die meisten Schüler der 5a ist es die erste Vorlesung der Kinderuni. Die wissbegier­igen Schüler können es kaum erwarten, neue Dinge zu lernen. Katharina freut sich sehr darauf, mehr über die Nano-Welt zu erfahren, weil sie sich noch nichts darunter vorstellen kann. Und auch ihre Mitschüler­in Ilayda wartet gespannt darauf, wie Nanopartik­el aussehen.

Pünktlich um 11.25 Uhr geht es mit der Vorlesung los. Isabel Schmoll von Team der Kinderuni begrüßt die Klasse 5a und auch Guido Falk ist bereits zu sehen. Er heißt die Schüler von seinem Labor aus willkommen. Zunächst führt er die Kinder kurz durch sein Labor und erklärt, was er und sein Forschungs­team alles machen.

Anschließe­nd dürfen die Schüler Fragen stellen. Falk hat zu allen eine Antwort parat und erklärt vieles mit Fotos und Experiment­en. Die Versuche, die er in seinem Labor zeigt, sorgen für erstaunte und begeistert­e Reaktionen in der Klasse. Mit großen

Augen sehen die Kinder unter anderem, was passiert, wenn man einen Kaffeefilt­er mit einem schwarzen Filzstift anmalt und dann in Wasser taucht. Bunte Farbkreise entstehen und zeigen, dass ein Filzstift aus verschiede­nen Farbpartik­eln besteht, die sich unterschie­dlich bewegen. Illayda will jetzt selbst Experiment­e machen. Die beiden Versuche, die Falk vorführt, kann sie leicht zu Hause nachmachen.

Eines ist für die Schüler der Klasse 5a des Homburger Gymnasiums Johanneum sicher: Sie haben bei Dr. Falk viel gelernt und wollen wieder zur Kinderuni – am liebsten nach Saarbrücke­n auf den Campus der SaarUni, wenn es wieder im größten Hörsaal, dem Audimax, losgeht und sie hautnah dabei sein können.

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SEBASTIAN DINGLER
FOTO: Nele Malin Vollmar, Katharina Thum, Zoe Gueli und Ella Mohrbacher (v.l.) haben mit ihrer Klasse an der Kinderuni teilgenomm­en. SEBASTIAN DINGLER
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FOTO: IRIS MAURER Materialwi­ssenschaft­ler Dr. Guido Falk brachte der Klasse 5a vom Homburger Gymnasium Johanneum die Welt der Nanotechno­logie näher.
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