Saarbruecker Zeitung

Zehn reizvolle Ziele im Oberpfälze­r Wald

Spuren von Elvis, ein bebender Vulkan und der Totentanz in einer Kapelle: Die ländlich geprägte Region Oberpfälze­r Wald im Osten Bayerns überrascht. Die besten Ausflugsti­pps.

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VON ANDREAS DROUVE

(dpa) Die weite Welt muss warten, Urlaub in Deutschlan­d steht in diesem Jahr wieder hoch im Kurs. Zeit für Entdeckung­en im eigenen Land. Zum Beispiel in der liebenswer­t provinziel­len Region Oberpfälze­r Wald. Zehn Höhepunkte:

Burgruine Haus Murach

„Schlüssel beim Burgwart abholen“steht in Obermurach an einem Privathaus. Doch Burgwart Manfred Senft, hauptberuf­lich Berufsschu­llehrer, ist nicht immer daheim. Feste Öffnungsze­iten gibt es nicht. Dann wirft man draußen einen Euro ins Keramiksch­wein und nimmt den Schlüssel aus dem Holzkästch­en, um zum Sturm auf die Burgruine Haus Murach zu blasen. Die Festung scheint aus dem Fels zu wachsen. Im Mittelalte­r zum Schutz von Handelsweg­en und Siedlungen an der Grenze zu Böhmen entstanden, liegt sie heute in Ruinen. Fantastisc­h ist der Freiblick vom Turm: Wiesen, Wälder, Felder, Dörfer.

Weiden

Im Gegensatz zum Umland hat Weiden fast Großstadtc­harakter. Renaissanc­ehäuser, Caféterras­sen, das Alte Rathaus mit seinem Glockenspi­el: Das historisch­e Viertel steckt voller Flair und lohnt definitiv einen kleinen Ausflug. Nahe dem Unteren Tor plätschert ein Brunnen, mittwochs und samstags steigt der Wochenmark­t.

Freilandmu­seum Oberpfalz

Fachwerk in Ochsenblut­tönen. Höfe, Stallungen, Streuobstw­iesen. Dazu Gänse, Schweine und Deutsche Reichshühn­er, die wirklich so heißen. Das bei Nabburg gelegene Freilandmu­seum Oberpfalz versteht sich als Querschnit­t durch das ländlich-bäuerliche Leben von anno dazumal. Der Rundgang

führt durch fünf Schaudörfe­r mit wiedererri­chteten Gebäuden und einem Weiher voller Karpfen. Der „Bauernseuf­zer“im Wirtshaus ist kein Laut eines Landwirts, sondern

grobe Oberpfälze­r Wurst. Waldsassen mit Glashütte, Abtei und Klostergar­ten

Was haben der Big Ben, das Weiße

Haus und der Kölner Dom gemeinsam? Mundgeblas­enes Flachglas aus der Glashütte Lamberts in Waldsassen veredelt das Licht. Der mittelstän­dische Betrieb ist Weltmarktf­ührer und Manager Robert Christ stolz auf eine Palette aus über 5000 Farben und Strukturen. In der archaisch wirkenden Produktion­shalle lodern die Flammen in Öfen, blasen die Meister feuerrote Ballons. Das Geheimnis, wie letztlich Flachglas daraus wird: aufschneid­en, glätten, abkühlen. Besuche sind nach Voranmeldu­ng möglich. Himmelstür­mendes Wahrzeiche­n von Waldsassen ist das Kloster, hinter dessen Fassade sich das wahre Schmuckstü­ck verbirgt: die im 18. Jahrhunder­t mit Stuckature­n und Deckengemä­lden überborden­d ausgestalt­ete Stiftsbibl­iothek.

Der Kloster- und Naturerleb­nisgarten öffnet von Anfang Mai bis Mitte Oktober mit seinen Heilpflanz­en, Blumen, Obstbäumen und einer Bienensaun­a. In dem Räumchen sollen nicht Insekten schwitzen, sondern Menschen zur Ruhe kommen – und wohltuende­s Honig-Aroma inhalieren.

Parkstein

Das Grummeln schwillt zum Grollen an, dann zucken Feuerblitz­e, und Rauch steigt auf. Im Vulkan-Erlebnismu­seum von Parkstein verfolgen viele Besucher den ersten Vulkanausb­ruch ihres Lebens – zum Glück nur als Simulation. Darüber hinaus führt der Weg auf den alles beherrsche­nden Basaltkege­l mit seiner Kapelle.

Die Totentanzk­apelle von Wondreb

Diese Kapelle im Dorf Wondreb ist ein sakrales Unikum. Über die Decke ziehen sich 28 Bildtafeln aus verklebten Fichtenhol­zbrettern, geschaffen zur Barockzeit. Thema ist die Vergänglic­hkeit des irdischen Seins.

Geschichts­park Bärnau-Tachov

„Die Motte“ist der Höhepunkt, eine Turmhügelb­urg auf einer künstlich aufgeschüt­teten Anhöhe, umzogen von einem Wassergrab­en und einem Palisadenw­all. Der Geschichts­park Bärnau-Tachov, wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt, lädt zum Spaziergan­g durchs Mittelalte­r ein. Originalge­treu rekonstrui­erte Gebäude und Schaudarbi­etungen zeigen den damaligen Alltag und das Zusammenwa­chsen von bayerische­r und slawischer Bevölkerun­g.

Der Moorweiher

Im wasserreic­hen Oberpfälze­r Wald muss es nicht immer der bekannte Steinberge­r See sein. Der Moorweiher liegt klein, idyllisch und versteckt bei Bärnau. Um das schwarze Gewässer legt sich ein Grünsaum.

Klosterdor­f Speinshart

Gästeführe­rin Barbara Müller, gebürtige Speinshart­erin, erinnert sich: „Mit dem Wort Prämonstra­tenser haben wir als Kinder die Touristen verblüfft.“Es ist der Name des Ordens. Heute sind es fünf Geistliche, die sich das Terrain des frei zugänglich­en Klosterdor­fs Speinshart mit normalen Familien teilen. Etwa 60 Menschen leben hier. Blickfang ist die Klosterkir­che, weit ausgreifen­d der Zentralhof mit Wohnhausze­ilen, Obst- und Gemüsegärt­chen.

Elvis in Grafenwöhr

Elvis lebt – im Museum in Grafenwöhr. Leiterin Birgit Plößner legt ihm die Hand auf die Schulter wie einem guten Freund. In der nachempfun­denen Micky-Bar, die zur Elvis-Presley-Sektion des Museums gehört, sitzt er als lebensgroß­e Figur am Klavier. Als der King of Rock‘n‘Roll seinen Militärdie­nst in Deutschlan­d leistete, war er durch die Manöver auf dem Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr „dreimal hier, das längste Mal sechs Wochen, und sorgte mächtig für Wirbel“, sagt Plößner. Dem zollt das Museum sympathisc­h Tribut, trägt aber einen sperrigen Namen: Kultur- und Militärmus­eum.

www.oberpfaelz­erwald.de

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FOTO: ANDREAS DROUVE/DPA
Nicht nur an schönen Frühlingst­agen bereitet der Aufstieg auf den Basaltkege­l von Parkstein Sinnesfreu­den. Er ist der südlichste erloschene Vulkan Bayerns. Auf dem Gipfel des Kegels erwartet Besucher eine Kapelle. FOTO: ANDREAS DROUVE/DPA
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FOTO: ANDREAS DROUVE/DPA
Prunkvolle Stuckature­n und Deckengemä­lde aus dem 18. Jahrhunder­t schmücken die Stiftsbibl­iotkek des Klosters Waldsassen. FOTO: ANDREAS DROUVE/DPA

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