Saarland öffnet heute – CDU-Chef will Lockdown
Essen gehen oder im Fitnessstudio trainieren – das geht im Saarland jetzt wieder. Doch im Bund zeichnen sich bereits neue Einschränkungen ab.
(kir/dpa) Trotz zuletzt steigender Infektionszahlen und Diskussionen über einen neuen bundesweiten Lockdown treten heute im Saarland Lockerungen in Kraft. Restaurants dürfen im Außenbereich nach vorheriger Reservierung wieder Gäste empfangen. Kinos, Theater und Fitnessstudios dürfen öffnen. Auch private Treffen im Freien mit maximal zehn Personen sind möglich, ebenso bestimmte Sportarten. Voraussetzung ist jeweils ein negativer Corona-Test, der nicht älter als 24 Stunden ist.
Nach dem Stufenplan des Landes wird die Testpflicht auf den Einzelhandel ausgeweitet, wenn der Sieben-Tage-Inzidenzwert drei Tage in Folge über 100 liegt. Am Montag betrug er 91,3. Bei einer „drohenden Überlastung des Gesundheitswesens“
soll es einen Lockdown geben. Die Saarländische Krankenhausgesellschaft zeigte sich „besorgt“über die aktuelle Entwicklung. Die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen steigt seit Mitte März wieder.
Einer Umfrage des Deutschen Hotel
und Gaststättenverbandes (Dehoga) zufolge wollen rund 40 Prozent der Gastronomiebetriebe im Saarland im Laufe dieser Woche öffnen. Andere warten erst einmal ab, zumal ein kurzer, aber dafür harter Lockdown im April möglich scheint.
Dafür macht sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet stark. Mit einem „Brücken-Lockdown“müsse die Zeit überbrückt werden, bis viele Menschen geimpft seien, sagte der CDU-Chef. Laschet sprach sich dafür aus, die für den 12. April geplante Runde von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder auf die kommenden Tage vorzuziehen. Er sei sich mit vielen Ministerpräsidenten, der Kanzlerin und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einig.
(mar/dpa) Wer zweimal gegen Corona geimpft worden ist, sollte bald ohne einen negativen Schnelltest einkaufen gehen oder von einer Urlaubsreise zurückkehren können. Nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollten Geimpfte bald Freiheiten zurückgewinnen können und etwa beim Einkaufen ebenso eingestuft werden wie Menschen mit einem negativen Schnelltest.
Getestete und Geimpfte hätten dieselben Möglichkeiten, bekräftigte Spahn am Montag in Berlin. Er berief sich dabei auf eine Auswertung neuester Erkenntnisse durch das Robert-Koch-Institut (RKI). Demnach ist das Übertragungsrisiko zwei Wochen nach der zweiten Impfung wahrscheinlich sogar geringer als nach einem negativen Schnelltests von symptomlosen Infizierten.
Spahn betonte aber, auch für vollständig Geimpfte würden in der aktuellen Pandemiephase Corona-Regeln wie Abstand, Hygiene und Schutzmasken weiterhin gelten. „Denn sowohl der tagesaktuelle Test als auch die vollständige Impfung reduzieren das Infektionsrisiko zwar deutlich, aber sie geben keine hundertprozentige Sicherheit davor, andere zu infizieren.“Länder mit höherer Impfquote wie Chile, Großbritannien oder die USA zeigten, dass Kontaktbeschränkungen weiter notwendig seien, sagte er am Montag bei einem Besuch des Impfzentrums Messe in Berlin.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen unterstützte Spahns Vorstoß. „Wir werden im Verlauf der Pandemie dazu kommen, dass bei einer konkreten Gefährdungsbeurteilung Menschen, die geimpft sind, Menschen, die ein aktuelles negatives Testergebnis oder auch einen hinreichenden Antikörpertiter haben, vergleichbar zu behandeln sind.“Damit dies im Alltag funktionieren könne, brauche es gemeinsame digitale Nachweissysteme. „Es darf von der Bundesregierung
erwartet werden, eine entsprechende Lösung, vorzugsweise in der Corona-Warn-App, einheitlich und alltagstauglich bereitzustellen.“
Allerdings wird derzeit darüber diskutiert, die Zweitimpfungen weiter hinauszuzögern. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, sprachen sich dafür aus, um möglichst viele Erstimpfungen zu ermöglichen und damit die Zahl schwerer Verläufe zu senken. Wenn der Abstand zur Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna von sechs auf zwölf Wochen verlängert würde, könnten bis Juli über 60 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft sein, sagte Lauterbach.
Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut hatte zunächst für das Biontech/Pfizer-Mittel einen Abstand von drei bis sechs Wochen empfohlen, für den Moderna-Impfstoff vier bis sechs Wochen. In einem Entwurf vom 1. April zur Aktualisierung der Empfehlungen ist nun von einer zweiten Dosis nach sechs Wochen die Rede. So sei „sowohl eine sehr gute individuelle Schutzwirkung als auch ein größerer Effekt der Impfung auf Bevölkerungsebene zu erzielen“.
In der Bevölkerung herrscht dagegen Skepsis, bis Ende des Sommers überhaupt eine Impfung zu erhalten. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur erwartet nur knapp ein Viertel (23 Prozent), dass das Ziel eingehalten wird, bis zum 21. September jedem Impfwilligen eine Corona-Impfung anzubieten. 62 Prozent rechnen nicht damit. 15 Prozent machten keine Angaben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mehrfach angekündigt, bis Herbstbeginn allen impfwilligen Erwachsenen in Deutschland ein entsprechendes Angebot machen zu wollen. Laut Spahn sind bisher gut zwölf Prozent der Deutschen mindestens einmal geimpft worden, das sind mehr als zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger. 4,3 Millionen Menschen haben demnach bereits die zweite Impfung erhalten. Nach Ostern sollen Impfungen auch in bundesweit 35 000 Hausarztpraxen starten und dort allmählich hochgefahren werden. Später sollen auch Fachärzte, Privatärzte und Betriebsärzte mitimpfen.