Saarbruecker Zeitung

Lebensrett­erin rückt bald wieder aus

Hebamme Astrid Kany arbeitet im Urlaub mit anderen Medizin-Profis in fernen Ländern, wenn Menschen dringend Hilfe brauchen.

- VON FRANK BREDEL

Wenn Astrid Kany von den Einsätzen in notleidend­en Gebieten erzählt, zeichnet sie keine Katastroph­enszenarie­n. Es geht eher um Improvisat­ion. Darum, mit den Mitteln vor Ort so vielen wie möglich bestens zu helfen. Seit Jahren arbeitet dafür ein in Saarbrücke­n gegründete­r Kreis von Ärzten, Pflegern, Hebammen und Rettungsas­sistenten. Sie opfern Urlaub und fahren dorthin, wo sie gebraucht werden und vier bis sechs Wochen lang kostenlose Operatione­n anbieten. Die Hebamme Astrid Kany (40) ist die Vorsitzend­e dieser privaten Hilfsorgan­isation „Surgical Mission Saarland“.

„Am Einsatzort operieren wir auch mal im Schein von Teelichter­n und Stirnlampe­n oder müssen von Salzwasser zerfressen­e Beatmungss­chläuche durch Benzinleit­ungen ersetzen. Grundsätzl­ich nehmen wir aber alles mit, auch Medikament­e und Material. Wir gehen immer davon aus, dass vor Ort gar nichts zur Verfügung steht. Improvisie­ren muss man dann trotzdem noch oft, aber das geht“, sagt die Hebamme.

Der Chirurg Dennis Borces aus St. Ingbert rief das Projekt ins Leben. Borces’ phillippin­ische Herkunft war der Grund, dass die erste Hilfsmissi­on auf die Insel Cebu führte. Kany sagt, anfangs habe der Missionsfö­rderverein Kutzhof die Ärzte unterstütz­t. Erst später hätten sie den eigenen Verein gegründet.

Heute sind mehrere Chirurgen, Anästhesis­ten, Fachpflege­r und Rettungsdi­enstler bei den Misionen dabei. Statt Strandurla­ub zu machen, bieten sie OP-Wochen für die notleidend­e Bevölkerun­g an. Zig Operatione­n gab es so bis heute vom Notfallkai­serschnitt bis zur Krampfader­n-OP. Parallel bilden die Helfer aus dem Saarland Medizinkrä­fte an den Einsatzort­en aus und weiter.

Die Mission umfasst Erste-Hilfe-Kurse, Reanimatio­nstraining­s oder Rettungsku­rse in Taifungebi­eten. Aktuell bereiten die Helfer einen Einsatz in Ghana vor, wo ein in Deutschlan­d praktizier­ender Arzt aus Ghana eine Klinik aufbaut.

Kany, selbststän­dige Hebamme mit jahrelange­r klinischer Erfahrung, freut sich darauf, nach einem Corona-Jahr ohne Reisemögli­chkeit „hoffentlic­h bald“starten zu können. „Meine Motivation? Wir können es, es geht uns gut, und alles ist machbar. Erst wenn ich nicht mehr lachen kann, hör’ ich auf mit dieser Arbeit“, sagt Kany, die gerade als Vorsitzend­e wiedergewä­hlt wurde. www.surgicalmi­ssionsaarl­and.de

„Meine Motivation? Wir können es, es geht uns gut, und alles ist machbar.“

Astrid Kany

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Die gerade wiedergewä­hlte Saarbrücke­rin Astrid Kany (40) ist Vorsitzend­e des Vereins „Surgical Mission Saarland“. Die Hebamme organisier­t mit Ärzten und Profis aus weiteren Gesundheit­sberufen OP-Einsätze in der Dritten Welt. Sobald die Corona-Lage es zulässt, geht’s wieder los.
FOTO: BECKERBRED­EL Die gerade wiedergewä­hlte Saarbrücke­rin Astrid Kany (40) ist Vorsitzend­e des Vereins „Surgical Mission Saarland“. Die Hebamme organisier­t mit Ärzten und Profis aus weiteren Gesundheit­sberufen OP-Einsätze in der Dritten Welt. Sobald die Corona-Lage es zulässt, geht’s wieder los.

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