Lebensretterin rückt bald wieder aus
Hebamme Astrid Kany arbeitet im Urlaub mit anderen Medizin-Profis in fernen Ländern, wenn Menschen dringend Hilfe brauchen.
Wenn Astrid Kany von den Einsätzen in notleidenden Gebieten erzählt, zeichnet sie keine Katastrophenszenarien. Es geht eher um Improvisation. Darum, mit den Mitteln vor Ort so vielen wie möglich bestens zu helfen. Seit Jahren arbeitet dafür ein in Saarbrücken gegründeter Kreis von Ärzten, Pflegern, Hebammen und Rettungsassistenten. Sie opfern Urlaub und fahren dorthin, wo sie gebraucht werden und vier bis sechs Wochen lang kostenlose Operationen anbieten. Die Hebamme Astrid Kany (40) ist die Vorsitzende dieser privaten Hilfsorganisation „Surgical Mission Saarland“.
„Am Einsatzort operieren wir auch mal im Schein von Teelichtern und Stirnlampen oder müssen von Salzwasser zerfressene Beatmungsschläuche durch Benzinleitungen ersetzen. Grundsätzlich nehmen wir aber alles mit, auch Medikamente und Material. Wir gehen immer davon aus, dass vor Ort gar nichts zur Verfügung steht. Improvisieren muss man dann trotzdem noch oft, aber das geht“, sagt die Hebamme.
Der Chirurg Dennis Borces aus St. Ingbert rief das Projekt ins Leben. Borces’ phillippinische Herkunft war der Grund, dass die erste Hilfsmission auf die Insel Cebu führte. Kany sagt, anfangs habe der Missionsförderverein Kutzhof die Ärzte unterstützt. Erst später hätten sie den eigenen Verein gegründet.
Heute sind mehrere Chirurgen, Anästhesisten, Fachpfleger und Rettungsdienstler bei den Misionen dabei. Statt Strandurlaub zu machen, bieten sie OP-Wochen für die notleidende Bevölkerung an. Zig Operationen gab es so bis heute vom Notfallkaiserschnitt bis zur Krampfadern-OP. Parallel bilden die Helfer aus dem Saarland Medizinkräfte an den Einsatzorten aus und weiter.
Die Mission umfasst Erste-Hilfe-Kurse, Reanimationstrainings oder Rettungskurse in Taifungebieten. Aktuell bereiten die Helfer einen Einsatz in Ghana vor, wo ein in Deutschland praktizierender Arzt aus Ghana eine Klinik aufbaut.
Kany, selbstständige Hebamme mit jahrelanger klinischer Erfahrung, freut sich darauf, nach einem Corona-Jahr ohne Reisemöglichkeit „hoffentlich bald“starten zu können. „Meine Motivation? Wir können es, es geht uns gut, und alles ist machbar. Erst wenn ich nicht mehr lachen kann, hör’ ich auf mit dieser Arbeit“, sagt Kany, die gerade als Vorsitzende wiedergewählt wurde. www.surgicalmissionsaarland.de
„Meine Motivation? Wir können es, es geht uns gut, und alles ist machbar.“
Astrid Kany