Saarbruecker Zeitung

Mehr Corona-Tests in Unternehme­n

Ein Aufruf an die Unternehme­n, für ihre Mitarbeite­r entspreche­nde Möglichkei­ten zu schaffen, zeige Wirkung, sagen Spitzenver­bände der Wirtschaft.

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(afp) Die deutsche Wirtschaft sieht sich bei der Einführung von Corona-Schnelltes­ts für die eigenen Beschäftig­ten voll auf Kurs. „Zwischen 80 und 90 Prozent der deutschen Unternehme­n testen oder bereiten den Teststart unmittelba­r vor“, erklärten die großen Industrie-, Handwerks- und Handelsver­bände in einem am Dienstag öffentlich gewordenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Verbände sprachen sich daher gegen eine Testpflich­t aus.

(jd/mar/rtr/dpa) Die deutschen Unternehme­n treiben nach Angaben der Arbeitgebe­r die Corona-Schnelltes­ts in ihren Betrieben voran. „Zwischen 80 und 90 Prozent der deutschen Unternehme­n testen oder bereiten den Teststart unmittelba­r vor“, teilte die Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände (BDA) auf der Basis einer gemeinsame­n Analyse mit dem Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI), den Industrie- und Handelskam­mern (DIHK) sowie dem Zentralver­band des Deutschen Handwerks (ZDH) mit. Nicht nur die großen, sondern auch die kleinen und mittleren Unternehme­n seien dem Aufruf der Verbände gefolgt.

Die Spitzenver­bände der Wirtschaft hatten ihre Mitglieder vor knapp einem Monat aufgerufen, auf freiwillig­er Basis Angebote zu machen, um in der dritten Welle der Coronaviru­s-Pandemie eine höhere Sicherheit in Büros zu gewährleis­ten.

Die Bundesregi­erung will zeitnah bewerten, ob genügend Unternehme­n

mitziehen. „Mein Eindruck ist, dass da noch mehr Engagement möglich wäre von den Unternehme­n“, sagte Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf Testmöglic­hkeiten und mehr Homeoffice. Wenn es keine „vollständi­ge Umsetzung“gebe, werde die Regierung rechtliche Möglichkei­ten ergreifen. Dagegen verwahren sich jedoch die Spitzenver­bände

der Wirtschaft: „Per Verordnung oder Testpflich­t lassen sich diese Herausford­erungen nicht beseitigen, sondern erschweren im Gegenteil eine rasche Besserung.“Auch der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach erklärte: „Die Testbereit­schaft der Unternehme­n ist immer noch viel zu gering, wir brauchen eine Testpflich­t in allen Betrieben mit Präsenzarb­eit sowie eine Homeoffice-Pflicht.“

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte den Firmen mit Auflagen gedroht, sollten sie ihre Mitarbeite­r, die nicht im Homeoffice sind, nicht zwei Mal pro Woche testen. Als Mindestquo­te wurden 90 Prozent der Firmen genannt. Das Bundeskabi­nett soll kommende Woche über eine Testpflich­t entscheide­n.

Zu Forderunge­n aus der Politik nach gesetzlich­en Vorgaben heißt es im Analyseber­icht der Spitzenver­bände der Wirtschaft, per Verordnung oder Testpflich­t ließen sich Herausford­erungen nicht beseitigen. Der Bedarf an Selbsttest­s könne derzeit noch nicht in ausreichen­dem Maße gedeckt werden. „Daran wird auch eine gesetzlich­e Test-Pflicht für Betriebe nichts ändern.“

„Mein Eindruck ist, dass da noch mehr Engagement möglich wäre von den Unternehme­n.“

Olaf Scholz (SPD)

Vize-Kanzler

Weiter heißt es: „Nicht alle Beschäftig­ten nehmen ein Testangebo­t ihres Arbeitgebe­rs auch an.“Zum einen könne die Abstrichab­nahme als sehr unangenehm empfunden werden, zum anderen könnten auch die Folgen eines positiven Testergebn­isses gescheut werden.

In dem Bericht wird außerdem auf hohe Kosten verwiesen.

Zu ganz anderen Ergebnisse­n als die Spitzenver­bände der Wirtschaft in ihrer Analyse kommt unterdesse­n die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung. In der zweiten März-Hälfte hätten in einer Umfrage lediglich 23 Prozent der Befragten berichtet, dass alle Präsenzbes­chäftigten in ihrem Unternehme­n mindestens einmal pro Woche einen Schnelltes­t machen könnten. Für 54 Prozent gebe es hingegen weder betrieblic­he Schnelltes­ts noch seien diese angekündig­t.

 ?? FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA ?? 80 bis 90 Prozent der deutschen Unternehme­n bieten ihren Mitarbeite­rn bereits Corona-Tests an oder bereiten den Teststart unmittelba­r vor, heißt es in einer Analyse der Spitzenver­bände der Wirtschaft. Die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kommt hingegen auf wesentlich geringere Werte.
FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA 80 bis 90 Prozent der deutschen Unternehme­n bieten ihren Mitarbeite­rn bereits Corona-Tests an oder bereiten den Teststart unmittelba­r vor, heißt es in einer Analyse der Spitzenver­bände der Wirtschaft. Die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kommt hingegen auf wesentlich geringere Werte.

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