EU-Behörde gibt weiter grünes Licht für Astrazeneca-Impfstoff
Die Vorteile des britisch-schwedischen Vakzins seien nach wie vor größer als die Risiken, teilten die Arzneimittelprüfer der Ema am Mittwoch mit.
(jd/jw/dpa) Die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) gibt weiterhin grünes Licht für den Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca. Trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen empfiehlt die Ema weiterhin uneingeschränkt die Anwendung des Impfstoffes. „Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken“, sagte Ema-Chefin Emer Cooke am Mittwoch in Amsterdam.
Die Experten stellten zwar einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Thrombosen bei einer sehr geringen Zahl von Blutplättchen fest.
Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält damit weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. Experten hatten zuvor Meldungen von Thrombosen nach einer Impfung eingehend untersucht. Diese Analysen würden fortgesetzt, wie die Ema mitteilte.
Unklar ist, was für Folgen die Ema-Entscheidung nun für die Impfungen haben wird. Mehrere EU-Länder, darunter Deutschland, hatten zuvor den Einsatz des Impfstoffes auf Personen ab 60 Jahre eingeschränkt. Hintergrund waren seltene Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen nach einer Astrazeneca-Impfung. In Deutschland gab es 31 Verdachtsfälle.
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat nun einen klaren Fahrplan von den Gesundheitsministern von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen bei den Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca gefordert. Auf die Frage, was er von den Gesundheitsministern erwarte, sagte Stiko-Leiter Mertens unserer Redaktion: „Ein klares, einheitliches und möglichst einfaches Vorgehen.“Zugleich plädierte er für eine weiterhin sorgfältige Überwachung durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI).
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte auf Anfrage: „Die Diskussion um den Astrazeneca-Impfstoff reißt nicht ab. Da ist es gut, dass die Ema klare Kante zeigt.“Der Impfstoff sei aller Wahrscheinlichkeit nach – noch fehle die wissenschaftliche Evidenz – für die sehr selten Hirnvenenthrombosen vor allem bei Frauen unter 60 Jahren verantwortlich. „Das Risiko der Impfung ist aber deutlich geringer als das Risiko der Erkrankung. „Wir müssen jetzt noch mehr auf Biontech, Moderna und Johnson&Johnson setzen. Und man muss den Menschen so bald wie möglich ein Wahlrecht für den Impfstoff einräumen“, sagte Montgomery.