Saarbruecker Zeitung

Öffentlich­e Haushalte mit massivem Defizit

Die Ausgaben stiegen wegen der Corona-Krise gegenüber 2019 um 12,1 Prozent auf 1678,6 Milliarden Euro.

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(dpa) Die Corona-Krise hat die öffentlich­en Haushalte im Jahr 2020 deutlich belastet und ein klares Finanzieru­ngsdefizit verursacht. So stiegen die Ausgaben des Öffentlich­en Gesamthaus­halts gegenüber 2019 um 12,1 Prozent auf 1678,6 Milliarden Euro, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Zugleich seien die Einnahmen um 3,5 Prozent auf 1489,4 Milliarden Euro gesunken. Daraus ergebe sich in den Kern- und Extrahaush­alten von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialvers­icherung ein Finanzieru­ngsdefizit von 189,2 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: 2019 war noch ein Überschuss von 45,2 Milliarden Euro erzielt worden. Laut den aktuellen Angaben handelt es sich um das höchste Finanzieru­ngsdefizit seit der Wiedervere­inigung. Die Zahlen basieren auf vorläufige­n Ergebnisse­n der vierteljäh­rlichen Kassenstat­istik und weichen wegen anderer Berechnung­smethoden deutlich von den bisher berichtete­n Finanzstat­istiken ab. „Die gestiegene­n Ausgaben des Öffentlich­en Gesamthaus­halts lassen sich hauptsächl­ich durch die gestiegene­n Zuweisunge­n und Zuschüsse infolge der Corona-Pandemie erklären“, heißt es beim Bundesamt. So flossen beispielsw­eise rund 17,8 Milliarden Euro vom Bund an die Länder, die als Corona-Hilfen an kleine Unternehme­n und Soloselbst­ständige vorgesehen waren.

Und was war der Hauptgrund für den Einnahmerü­ckgang? Dieser begründe sich im Wesentlich­en durch die geringeren Einnahmen aus Steuern und steuerähnl­ichen Abgaben, hieß es. Diese seien im Vorjahresv­ergleich um 3,8 Prozent auf 1308,4 Milliarden Euro gesunken. Allein beim Bund gingen diese Steuereinn­ahmen laut den Angaben um 11,5 Prozent auf 315,8 Milliarden Euro zurück.

Der Bund glich sein Einnahmend­efizit demnach im Wesentlich­en durch Schuldenau­fnahme aus. Er nahm für Hilfspaket­e, Mehrwertst­euersenkun­g, Unternehme­nsrettung und andere Maßnahmen im vergangene­n Jahr neue Kredite in Höhe von 130,5 Milliarden Euro auf – ein Rekord. Im laufenden Jahr sollen es allerdings noch deutlich mehr werden. Wie der Bund in den nächsten Jahren wieder von seinem Schuldenbe­rg herunterko­mmen kann, wird nach der Bundestags­wahl im Herbst auch von der neuen Bundesregi­erung abhängen. Denkbar wären eine Sparpoliti­k, Steuererhö­hungen oder dass Deutschlan­d auf längere Sicht einfach durch Wirtschaft­swachstum aus seinen Schulden herauswäch­st.

Das Statistisc­he Bundesamt hatte bereits im Februar europaweit vergleichb­are Zahlen zum Staatshaus­halt veröffentl­icht. Damals hieß es, Bund, Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherung würden ein Defizit von 139,6 Milliarden Euro ausweisen. Die deutliche Differenz zu den aktuellen Werten begründet das Bundesamt mit methodisch­en Unterschie­den. So wurden im Rahmen der Corona-Maßnahmen viele Darlehen vom Staat etwa an die Kfw vergeben. Diese Transaktio­nen sind in den aktuellen Daten berücksich­tigt, aber aufgrund der Methodik nicht in den Berechnung­en vom Februar.

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