Saarbruecker Zeitung

Saar-Unternehme­n gegen Testpflich­t

Die Bundesregi­erung will Unternehme­n notfalls zwingen, Corona-Tests für ihre Mitarbeite­r anzubieten. Aus der Saar-Wirtschaft kommt heftiger Widerstand gegen die Pläne, Gewerkscha­fter befürworte­n sie hingegen.

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Basis ein regelmäßig­es Testangebo­t machen. Dies bestätigt auch Martin Weisgerber, Geschäftsf­ührer des Arbeitgebe­rverbands des Saarländis­chen Handwerks (AGVH). In den meisten Fällen fänden die Corona-Überprüfun­gen mit Selbsttest­s statt, für die kein geschultes Personal vonnöten ist.

Der Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer des Saarlandes, Bernd Reis, lehnt eine pauschale Testpflich­t ebenfalls ab. Es seien zu viele arbeits- und datenschut­zrechtlich­e Fragen offen. Es sei nicht geklärt, „wer in den Betrieben testen darf, wie die Testergebn­isse dokumentie­rt werden müssen und welche Maßnahme der Betrieb treffen muss, wenn ein positives Testergebn­is vorliegt“, so Reis. Außerdem „stellen solche Tests für die kleinen und mittleren Betriebe des Saar-Handwerks eine zusätzlich­e und erhebliche finanziell­e Belastung dar und es ist völlig offen, wie ein solches Testregime in den täglichen betrieblic­hen Ablauf integriert werden soll, ohne diesen zu behindern“.

Auch der Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbands der Saarländis­chen Bauwirtsch­aft (AGV Bau Saar), Claus Weyers, spricht sich gegen eine generelle Testpflich­t für die Unternehme­n aus. Auf freiwillig­er Basis funktionie­re das ebenfalls. Eine Umfrage des Verbands habe ergeben, dass mehr als 120 Saar-Betriebe ihre Mitarbeite­r regelmäßig testen lassen. Diese Überprüfun­g auf eine Corona-Infektion werde zusammen mit der Berufsgeno­ssenschaft (BG) Bau und dem arbeitsmed­izinischen Dienst der BG organisier­t, so Weyers. „Wir sind zudem dabei, ein mobiles Netz aufzubauen, um mit Testautos die Baustellen anzufahren“, sagt eine BG-Sprecherin.

„Wenn genügend Tests vorhanden sind, warum sollen dann nicht alle Unternehme­n verpflicht­et werden, regelmäßig ihre Mitarbeite­r zu testen?“, fragt hingegen Jörg Caspar, 1. Bevollmäch­tigter IG Metall Neunkirche­n. „Ein generelles Testen dient der Sicherheit der Betriebe und der Mitarbeite­r“, ist er überzeugt. Nur so lasse sich verhindern, dass ganze Abteilunge­n ausfallen, weil es zu Ansteckung­en komme. „Wenn das passiert, wird das Ganze für die betroffene­n Firmen richtig teuer.“

Auch für den Saar-Landesvors­itzende des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds (DGB), Eugen Roth, kann „eine allgemeine Gleichbeha­ndlung und gleichmäßi­ge Anwendung scheinbar leider nur verpflicht­end erreicht werden“. Kosten- und Arbeitszei­tfragen „sind wichtig, aber lösbar“. Kleine Unternehme­n könnten mit den Testzentre­n in ihrer Nähe beispielsw­eise Terminvere­inbarungen treffen, zu welcher Uhrzeit sie ihre Mitarbeite­r zum Testen schicken sollen. Roth verweist auf den industriel­len Bereich, wo es Betriebsrä­te gibt. „Dort funktionie­rt das mit betrieblic­hen Testzentre­n schon relativ gut.“

Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) zeigte sich bezüglich einer bundesweit­en Testpflich­t ebenfalls „offen“, wie sie vergangene Woche betonte. Allerdings müsse der Bund dann eine „klare Finanzieru­ngszusage treffen“.

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