Mit negativem Selbsttest in die Kneipe?
Der Corona-Selbsttest ist im Supermarkt schnell gekauft – und rasch ausgewertet: nur 20 Minuten bis zu Ergebnis. Doch taugt er zum Eintrittsticket in der Gastronomie oder ins Theater?
Seit Dienstag läuft das „Saarland-Modell“. Fitnessstudios dürfen unter Auflagen öffnen, Theater auch, ebenso Außengastronomie und Kinos (wir berichteten). Eine Voraussetzung für die Öffnungen: Die Gäste müssen ein tagesaktuelles, negatives Coronatestergebnis vorweisen können.
In Deutschland stehen derzeit zwei unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung: PCR-Methoden und Antigentests. Die genaueren PCRTests
brauchen ein Labor zur Auswertung; Antigentests nicht. Zu Antigentests gehören die so genannten Schnelltests in den Testzentren und die Selbsttests aus dem Drogerieoder Supermarkt. All’ diese sind laut Coronaverordnung zugelassen. Auch die Selbsttests, wenn sie unter Aufsicht eines „Verantwortlichen durchgeführt werden“, schreibt das Gesundheitsministerium.
Übersetzt auf den Alltag bedeutet dies: Der Fitnessstudiobetreiber kontrolliert den Testvorgang. Ebenso der Kinobetreiber oder der Wirt. Wenn darauf Lust und genug Platz, Personal und Geld haben. Das muss jeder für sich selbst abwägen und ein Konzept
ausarbeiten. Die Mehrzahl der Mitglieder des deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) an der Saar „wünschen oder erwarten“daher, „dass die Gäste einen offiziellen Test mitbringen“. Die wenigsten Dehoga-Mitglieder möchten sie selber anbieten oder Selbsttests beaufsichtigen, sagt Frank Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Saar. „Das muss ja auch immer wirtschaftlich vernünftig sein“, fügt er an.
Bei Konzertveranstaltungen könne das schon wieder anders aussehen. Da habe man Platz für kleine Testzentren, Security sei eh vor Ort. Konzertveranstalter „haben da weniger Probleme mit“, Tests anzubieten oder Selbsttests zu überwachen, vermutet Hohrath. Der durchschnittliche Gastronom hingegen betreibe eine „Gaststätte und kein Labor“, sagt er. Was auch nicht sein müsse. Mit den Testzentren der Kommunen, den privaten Testzentren, den Landestestzentren, die am Wochenende geöffnet sind, seien genügend Testmöglichkeiten da. Jeder Saarländer kann sich dort täglich einmal kostenlos testen lassen. Viele Menschen würden eh täglich auf der Arbeitsstätte abgecheckt, Pendler auch, in der Schule werde ebenfalls getestet.
Wir seien „im Saarland ganz gut aufgestellt“, sagt Hohrath. Die beaufsichtigten Selbsttests vor der Kneipe seien wohl kaum nötig. Auch bei der Kontaktnachverfolgung sollen die Gaststätten helfen, in dem sie helfen die Infrastruktur für die App Luca mit aufzubauen. Das Interesse an so einer digitalen Lösung sei „schon sehr groß“, sagt Hohrath. Sie sei aber noch nicht zu 100 Prozent aufgebaut, einige Fragen seien noch offen und in der Klärung.
Am heutigen Donnerstag öffnet auch das saarländische Staatstheater für eine Aufführung des Singspiels „Im weissen Rössl“(um 19.30 Uhr, wir berichteten). in der Feuerwache läuft zeitgleich die „Winterreise“– ein Ballett von Stijn Celis. Die Besucher müssen die Abstands-, Maskenund Hygieneregeln einhalten – und ein negatives Testergebnis am Eingang
vorlegen. Das Theater teilt mit, dass dies in jedem Fall ein offizieller Test aus einem Testzentrum sein muss. Selbsttests gingen nicht. Dazu müssen die Besucher zum Abgleich ihre Personalausweise mitbringen. Es wird im Theater auch keine Möglichkeit geben, sich beaufsichtigt selbst zu testen.
Nicht nötig sind Tests sind nur beim Besuch der Museen im Saarland. Die sind bereits seit 19. März wieder geöffnet (wir berichteten). Das ändert sich, wenn die Warnampel des „Saarland-Modells“also auf Gelb springen würde. Dazu müsste die sieben-Tage-Inzidenz (Ansteckung pro 100 000 Menschen) an drei Tagen in Folge bei über 100 liegen. „Wir hoffen erstmal, dass das Saarland die Inzidenzwerte niedrig halten kann, so dass keine Tests nötig werden“, teilt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte mit. Sollte der Fall jedoch eintreten, sei die Frage, ob Selbsttests unter Aufsicht möglich seien, „schlicht auch eine Frage der Logistik und des Personals. Deshalb wären Testbescheinigungen sicher der einfachere Weg für Kulturinstitutionen, wenn das nötig werden sollte“, schreibt das Weltkulturerbe.
Bisher scheint es also eher so, dass die Selbsttests nur für den Hausgebrauch nützlich sind. Im Saarland-Modell spielen sie als Eintrittskarte nur eine kleine Rolle.